Witten. Es gibt viel Stoff aufzuholen in diesem Schuljahr. So wollen die Wittener Gymnasien das schaffen.
Egal ob Vokabeln, Vektoren oder Wilhelm Tell: Durch Corona ist im Unterricht einiges zu kurz gekommen. Die Schulen fürchten, dass eine Menge Unterrichtsstoff aufgeholt werden muss – und zwar schnell. Die drei Wittener Gymnasien haben dafür schon vor den Ferien Förderprogramme vorbereitet – mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.
Das Schiller-Gymnasium startet das Aufhol-Programm schon bei den neuen Fünftklässlern. „Wir gehen davon aus, dass es da Bedarf geben wird“, erklärt Schulleiter Dieter Nientiedt. Gedeckt werden soll er mit je einer zusätzlichen Wochenstunde in Deutsch, Mathe und Englisch für alle Schülerinnen und Schüler.
Übergang zur Mittelstufe besonders wichtig
Einen weiteren Schwerpunkt legt das Schiller auf die sechsten Klassen. Dort wird ein zusätzlicher Lehrer eine Stunde pro Woche in den Hauptfächern dabei sein. In Kleingruppen sollen zusätzliche Lernangebote gemacht und Wissenslücken gestopft werden. „Das ist in diesem Jahrgang besonders wichtig, weil der kommende Übergang in die Mittelstufe ein empfindlicher Punkt in der Schullaufbahn eines Kindes ist“, so der Schulleiter. „Und wir wollen dafür sorgen, dass den alle schaffen.“
In der Mittelstufe – also siebte bis neunte Klasse – setzt das Schiller-Gymnasium auf Lernstudios. Dabei stehen Fachlehrer den Schülern in mehrwöchigen Blöcken zum Nachholen bestimmter Themen zur Verfügung. Zusätzlichen zu diesen freiwilligen Angeboten soll es Lernsprechstunden geben, in denen sich die Schülern mit ihren individuellen Problemen an die Lehrkräften wenden können. Ähnliche Förderprogramme wie diese seien auch für die Oberstufe denkbar, aber noch nicht in Planung.
Schiller-Gymnasium personell gut aufgestellt
50 Lehrerstunden pro Woche sind am Schiller-Gymnasium eingeplant, um die Corona-Lernrückstände aufzuarbeiten. Der Schulleiter ist froh, dass er dieses Pensum mit seinem Kollegium stemmen kann. „Das ist machbar, weil wir sind personell gut aufgestellt sind.“ Dadurch könne jetzt schnell reagiert werden.
Einen anderen Weg schlägt das Martmöller-Gymnasium ein. Es setzt ab September für die siebten bis neunten Klassen eine „Extrazeit zum Lernen“ an. Bei diesem Landes-Programm werden Schüler gefördert, die durch Corona besonders benachteiligt worden sind. Die Extrazeit findet einmal pro Woche 90 Minuten lang in Kleingruppen im Anschluss an den Unterricht statt, neben Lücken in Deutsch, Mathe und Englisch geht’s auch um die in Latein und Französisch.
Zusätzliches Personal fürs Martmöller-Gymnasium
Das Programm läuft in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni. 6000 Euro Fördergelder wurden dafür bis zu den Weihnachtsferien vom Land bewilligt. Mit dem Geld werden zusätzliche Lehrkräfte bezahlt, die an der Schule in der „Extrazeit“ unterrichten. „Das können Studenten sein, aber auch pensionierte Lehrer“, erklärt Florian Koch, der für die individuelle Förderung am Martmöller-Gymnasium zuständig ist. Die Schule wolle das Programm bis zum Ende des Schuljahres verlängern. „Außerdem haben wir vor, es auf die Erprobungs- und Oberstufe zu erweitern.“
Auch für Begabte
Die Programme zum Aufholen der Lernrückstände finden zusätzlich zum regulären Förderunterricht in den Gymnasien statt. Außerdem gibt es in den Schulen verschiedene weitere Angebote wie Nachhilfe-Börsen, Lern-Inseln in Kleingruppen oder Lerncoachings, die bereits vor Corona durchgeführt wurden.
Die Schulen betonen aber, dass es bei der Förderung jetzt nicht nur um die Lücken im Lernstoff gehen soll. Schülerinnen und Schülern, die ohne Probleme durch die Pandemie gekommen seien, sollen zusätzliche Angebote gemacht werden, um ihre Begabungen zu fördern.
Das Ruhr-Gymnasium setzt bei den sechsten bis neunten Klassen an, in denen laufen Förderband und Förderprojekte. Eine Stunde pro Woche bekommen die Schüler zusätzliche Unterstützung in den Hauptfächern. Die Klassenverbände werden dafür aufgelöst, die Förderkurse laufen stufenübergreifend. „Die Fünftklässler lassen wir erst einmal ankommen – und dann schauen wir mal“, erklärt Isabelle Klass, Koordinatorin für die individuelle Förderung. In der Oberstufe gibt es neben Unterstützung zur Selbstorganisation außerdem mehrwöchige freiwillige Module zu bestimmten Themen.
Es darf nicht nur ums Pauken gehen
Aber es darf in diesem Schuljahr nicht nur ums Pauken gehen, sondern auch ums soziale Miteinander – da sind sich alle drei Gymnasien einig. „Es ist wichtig, dass die Schüler jetzt mit Spaß in die Schule kommen“, so Martmöller-Leiter Johannes Rienäcker. Die Kinder müssten zudem wieder „lernwillig und lernfähig“ werden. „Und das ist gar nicht so ohne.“
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Denn nicht nur die Leistungen hätten in der Corona-Zeit gelitten, auch die Seelen. „Mit den zusätzlichen Angeboten wollen wir den Schülerinnen und Schülern die Ängste nehmen, die sich angestaut haben“, sagt Heiko Miele vom Schiller. „Wir wollen ihnen das Gefühl geben: Wir lassen Euch nicht allein.“