Witten. Eingerüstet ist Wittens Wahrzeichen schon, jetzt starten die Arbeiten am 1858 errichteten Helenenturm. Was alles am Denkmal saniert werden muss.

Man sieht ihn von Weitem. Der Helenenturm auf dem Helenenberg ist eine Landmarke und eines der Wahrzeichen der Stadt. Und nicht nur das. Er ist auch so etwas wie das Wittener Taj Mahal. Denn der Turm wurde 1858 auf Wunsch des Berliner Justizrates Eduard Strohn errichtet. Als eine Erinnerung an seine Frau Helene, eine Tochter des Wittener Unternehmers Lohmann, die bei der Geburt ihres achten Kindes starb. Das Stein gewordene Liebesbekenntnis wird endlich saniert.

Besuchern, die das 29,50 Meter hohe Denkmal in den vergangenen Jahren bestiegen haben, bot sich ein trauriger Anblick. Der Kalkputz bröckelt an vielen Stellen, seit Jahrzehnten haben sich Menschen mit Schmierereien an den Turmwänden verewigt. Der Bommeraner Werner Jacob und Kreisheimatpfleger Wolfgang Lippert machten sich öffentlich für eine Turm-Renovierung stark. Im vergangenen Sommer gab es hierfür dann Geld vom NRW-Heimatministerium.

Ausführende Firma hat schon den Wittener Rathausturm saniert

Verschmierte Wände, bröckelnder Putz - ein Blick in den Helenenturm im vergangenen Jahr mit Wittens Denkmalpfleger Magnus Terbahl.
Verschmierte Wände, bröckelnder Putz - ein Blick in den Helenenturm im vergangenen Jahr mit Wittens Denkmalpfleger Magnus Terbahl. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Auch die Turmfenster müssen vom Rost befreit und überarbeitet werden. „Dafür werden sie jetzt ausgebaut“, erklärt Luisa Ziemer, angehende Architektin und beim städtischen Gebäudemanagement mit dem Turmprojekt betraut. Die Plattform des Helenenturms, von der aus man einen Fernblick bis nach Bochum und Dortmund genießen kann, müsse abgedichtet werden, „damit in die Turmkuppel kein Wasser mehr eindringen kann“.

Die Arbeiten übernimmt - nach einer europaweiten Ausschreibung - die Unternehmensgruppe Heinrich Schmid, die für die Stadt schon den Rathausturm saniert hat. Nedzat Ferati ist der Polier vor Ort. Seine Aufmerksamkeit gilt zunächst der Fugenmasse des Helenenturms. Denn die habe einen zu hohen Zementanteil, erklärt der Handwerker. Und dies habe Folgen und führe zum Beispiel zu Rissen im Material. „Feuchtigkeit kann nicht entweichen, so kommt es auch zu Frostschäden.“ Die Fugen des Helenenturms, der aus Ruhrsandstein errichtet wurde, werden also erneuert, lockere Steine ausgetauscht. Die neue Fugenmasse darf übrigens nicht irgendeine Farbe haben. Da hat der Denkmalschutz noch ein Wörtchen mitzureden.

220.000 Euro gab’s für das Turm-Projekt vom Heimatministerium

Ein beliebtes Motiv: Das Foto zeigt den Helenenturm um 1900.
Ein beliebtes Motiv: Das Foto zeigt den Helenenturm um 1900. © Stadtarchiv | Stadtarchiv Witten

Was nur noch ältere Wittener wissen: Im Zweiten Weltkrieg wurde der Helenenturm durch Flakbeschuss im oberen Drittel stark beschädigt. Wann ist die jetzige Turmsanierung beendet? Eva Engelbrecht, die für den Hochbau im städtischen Gebäudemanagement zuständig ist, würde sich freuen, wenn es bis zum Jahresende klappen würde. Polier Nedzat Ferati dämpft ihren Optimismus ein wenig. „Das wird nicht gehen, wenn es zum Beispiel im Oktober viel regnen sollte.“

Nicht ausreichend ist die bisherige Kostenkalkulation für die Turmsanierung. Engelbrecht: „Es wird ein wenig teurer.“ 220.000 Euro gab’s insgesamt vom NRW-Heimatministerium. Die Wittener Sparkasse unterstützt die Arbeiten mit 50.000 Euro. Bei Sammelaktionen der Wittener Heimatvereine und einem Spendenmarathon der Volksbank kamen noch einmal über 10.000 Euro für die Renovierung zusammen, freut sich Kreisheimatpfleger Wolfgang Lippert.

Privatmann hat früheres Wärterhaus von der Stadt erworben

1858 war Grundsteinlegung

Am 10. August 1858 fand die Grundsteinlegung für den Helenenturm auf dem Helenenberg statt.

Das Bauwerk mit einer Höhe von 29,50 Metern wurde aus Ruhrsandstein errichtet.

Es ist ein Beispiel für die historistische und romantisierende Bauauffassung von Turmbauten im 19. Jahrhundert, so Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Wittener Stadtarchivs.

Die Turmgestalt des Helenenturms nimmt die mittelalterliche Form eines Bergfrieds auf.

Im November 1985 wurde der Helenenturm schließlich mit dem baulich jüngeren Wärterhaus neben dem Turm in die Denkmalliste der Stadt Witten aufgenommen.

Saniert wird derzeit auch das ehemalige Wärterhaus neben dem Helenenturm - und zwar von einem Privatmann, der das Gebäude von der Stadt gekauft hat. Das Haus wurde zwischen 1860 und 1880 errichtet, 1905 erweitert und mit einem Stallanbau versehen. Frühere Bewohner hielten direkt neben dem Helenenturm Ziegen, Hühner und Schweine. Witten anno dazumal.