Witten. . Schmierereien, bröckelnder Putz, verrostete Geländer: Der Helenenturm verwahrlost seit Jahren. Doch eine Restaurierung ist nicht geplant.
Die Aussicht vom Helenenturm ist atemberaubend, der Blick in das Gebäude lässt einen schlucken: Putz bröckelt ab, die Wände sind beschmiert, die Geländer verrostet. Einerseits wirbt das Stadtmarketing mit dem hübschen 30-Meter-Turm, der 1858 als Andenken an eine verstorbene Lohmann-Tochter aber zum Wohle der Wittener Bevölkerung errichtet wurde. Andererseits kümmert sich keiner um eine Restaurierung. Bürger wie Werner Jacob ärgert das.
Negativ überrascht vom Zustand des Gebäudes waren unter anderem mehrere Besucher am „Tag des offenen Denkmals“, die sich in der Redaktion meldeten. Äußerlich macht das Bauwerk einen guten Eindruck. Warum ist der Turm im Inneren so vergammelt, wo er doch seit knapp 20 Jahren geschlossen ist, fragen sie sich. Offen war und ist er nur bei gebuchten Touren.
Die Erklärung: Der Helenenturm war geschlossen worden, nachdem Vandalen sich ausgetobt hatten. Die vielen Schmierereien an den Wänden wurden nie beseitigt: Dass „Dödi“ 1992 gerne mal mit der „Dido“ wollte, kann man heute noch lesen. Nun liegt auch noch Putz in groben Stücken auf der Treppe, die Geländer sind verrostet. Das schäbige Geländer auf der Aussichtsplattform wagt man als Besucher kaum anzufassen.
Zuständig ist die Stadt als Eigentümerin des Turms. Denkmalpfleger Florian Schrader kennt die unschönen Seiten des Helenenturms, dennoch sei das Gebäude verkehrssicher und eine Restaurierung nicht geplant. Die klamme Stadt müsse ihr Geld für dringlichere Baustellen ausgegeben, etwa die Sanierung von Schulen oder die Sanierung des Rathauses.
Klaus Böde, Leiter des Gebäudemanagements, betont, dass man durchaus Sicherungsmaßnahmen am Turm durchführe. Erst kürzlich wurde Wildwuchs beseitigt und das Mauerwerk neu verfugt. „Ich kann verstehen, dass der Zustand Menschen ein Dorn im Auge ist. Wenn wir etwas ändern wollen, sind wir auf Spender angewiesen.“
Schon 2009 auf Restaurierung gedrängt
Der Bommeraner Werner Jacob zitiert aus dem Protokoll der Jahreshauptversammlung des Verkehrsvereins vom April 2009, in der Stadtführerin Hildegard Priebel eine Restaurierung anregte. „Ich habe seither in den verschiedenen Gremien von Verkehrsverein und Stadtmarketing wie der ,Rufer in der Wüste’ immer wieder auf den desolaten Zustand hingewiesen. Immer habe ich auf Hinweise und Anträge freundlich-nickende Zustimmung erhalten. Geschehen ist nichts!“
Dabei sei der Helenenturm doch ein touristisches Pfund, mit dem die Stadt wuchern könnte. Die Tour „Silvester auf dem Helenenturm“ kostet 29 Euro. „Da steht man hier auf der schäbigen Kanzel. Das ist nicht zumutbar“, findet Jacob. „Erfolgreich vermarkten lässt sich nur ein gutes Produkt, sonst geht der Schuss nach hinten los.“
Doch die Touren seien erfolgreich und sehr nachgefragt, sagt Andrea Kwasny vom Stadtmarketing. „Und für die bauliche Substanz sind wir nicht verantwortlich.“ Laut Werner Jacob sei es sehr wohl möglich, Restaurierungen zu stemmen – siehe das Bethaus der Bergleute. Er hat Kontakt zur NRW-Stiftung aufgenommen. „Ich habe positive Rückmeldungen erhalten und werde auf jeden Fall die erforderlichen Anträge stellen.“
>> Stiftungen förderten Bethaus und Burgruine
Dass man ein Denkmal auch in Zeiten knapper Kassen herrichten kann, zeigt sich am Bethaus. Mitte September eröffnete die neue Schauschmiede.
Neben Verkehrsverein und Stadtmarketing gaben die RAG- und die NRW-Stiftung Geld. Letztere förderte bereits das Gruben- und Feldbahnmuseum und die Burgruine Hardenstein.