Witten. Witten plant neuen Baugrund und mehr Wohnungen. Das bedeutet Arbeit für den neuen Leiter des Bauordnungsamtes. Dabei soll alles einfacher werden.

Die Stadt hat bis zum Jahr 2030 rund 1500 neue Wohneinheiten angekündigt, darunter auch Sozialwohnungen. Sie will ebenfalls Baugrundstücke auf den Markt bringen. Das teilte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger mit, als er jetzt den neuen Leiters des Bauordnungsamtes, Georg Thomys (47), vorstellte.

Drei Monate war die Stelle von Vorgänger Rainer Lohmann unbesetzt geblieben. Nun gibt es nach den personellen Engpässen langsam Licht am Ende des Tunnels. 25 Mitarbeitende sind es aktuell. Noch frei sind eine Ingenieur- und eine Verwaltungsstelle. Man wolle die Personalfrage in Absprache mit dem Kämmerer weiter angehen, um endlich Ruhe in die Arbeitsabläufe zu bringen, sagt Rommelfanger. Die fortschreitende Digitalisierung solle Arbeitsschritte zudem erleichtern. Auch im Planungsamt wurde immer wieder über fehlendes Personal geklagt.

Bauordnungsamt Witten prüft rund 500 Anträge im Jahr

Wer um-, an- oder neu bauen wollen, muss nach Angaben der Verantwortlichen nicht allzu lange auf die Prüfung der Anträge warten. Einen Bearbeitungsstau, wie er in der Vergangenheit häufiger zu beklagen war, gebe es derzeit kaum. „Aus Sicht des Bauherrn dauert es aber immer zu lange“, sagt der neue Amtsleiter, der zuletzt den Fachbereich „Bauen“ im Kreis Unna leitete. Der gebürtige Hagener ist Diplom-Ingenieur und Architekt. Die Bearbeitung eines Bauantrags für ein Einfamilienhaus sollte „in einem Vierteljahr über die Bühne gehen“, sagt Thomys. Wenn es in anderen Fällen länger dauere, könne dies daran liegen, dass teils zehn bis 20 Behörden beteiligt sind, „auf die wir alle warten müssen“.

Digitalisierung und Beratung

Die Digitalisierung soll auch die Arbeit im Bauordnungsamt erleichtern. Die Stadt hat im vergangenen Jahr in Kooperation mit der Lebenshilfe damit begonnen, ihre 55.000 Bauakten zu digitalisieren. Bauanträge, die jetzt analog eingehen, werden sofort gescannt. Langfristig sollen Bürger ihre Anträge als Datei einreichen.

Wer einen Bauantrag stellen möchte, kann sich vorher im Servicebüro des Baudezernats beraten lassen. 457 solcher Beratungen sind im vergangenen Jahr durchgeführt worden. Weitere Info unter witten.de.

Rund 500 Bauanträge prüft das Amt pro Jahr. Von Bauboom könne man da keinesfalls sprechen, sagt Baurat Rommelfanger. Doch für eine Stadt wie Witten liege diese Zahl durchaus im Normbereich. Etwa die Hälfte bezieht sich auf Nutzungsänderungen: wenn etwa ein Ladenlokal zum Büro oder eine Wohnung für gewerbliche Zwecke umgebaut werden soll. Auch der Umzug der Maschinenfabrik Scharfen in eine alte Halle in Rüdinghausen oder der Bau eines neuen Fachklassenzentrums am Albert-Martmöller-Gymnasium erforderten solche Anträge. Irgendwann, hofft der Dezernent, ist die Kaufhof-Immobilie an der Reihe.

Studie weist 47 Hektar Bauland in Witten aus

Auf der brachliegenden Minigolfanlage an der Waldstraße soll Wohnbebauung entstehen.
Auf der brachliegenden Minigolfanlage an der Waldstraße soll Wohnbebauung entstehen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Stadt will auch selbst neue Baugrundstücke auf den Markt bringen. Die schon vorgelegte „Wohnbauflächenpotenzialanalyse“, die mögliche Baugebiete ausweist, müsse allerdings nachgeschärft werden. Die Klimafolgen sollen stärker betrachtet werden. Es geht um 47 Hektar Bauland, darunter etwa die Gebiete Hörder Straße/Stockumer Bruch oder die ehemalige Minigolfanlage an der Waldstraße. Auch an der Sprockhöveler Straße gebe es einige Eigentümer, die bauen wollen.

Amt auch für Gefahrenabwehr zuständig

Die neue Bauordnung, die seit 2. Juli gilt, erleichtert der Bauverwaltung die Arbeit nur scheinbar. Zwar seien kleinere Bauprojekte wie Carports oder Garagen nun genehmigungsfrei. Trotzdem müsse zum Beispiel der Brand- oder Nachbarschutz beachtet werden. Jede Woche bekomme er Fälle auf den Tisch, bei denen Anwohner sich beschweren, sagt Amtsleiter Thomys. „Und oft haben die Leute Recht.“

Zuständig ist das Bauordnungsamt außerdem für die Gefahrenabwehr an Gebäuden. So hat ein Statiker nach dem Hochwasser die Standsicherheit insbesondere der Häuser an der Straße In der Lake überprüft. Thomys: „Keines musste für unbewohnbar erklärt werden.“