Witten. 2018 sah es so aus, als stehe das Unternehmen Scharfen vor dem Aus. Der neue Chef ist mit seinen Geschäften zufrieden und zieht mit der Firma um.
Der neue Chef der Wittener Traditionsfirma Scharfen hat langen Atem bewiesen. Philipp Georgi wollte mit seinem Unternehmen, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird und Aufschnittschneide-Maschinen für den gewerblichen Gebrauch produziert, in Witten bleiben. Seit September 2018 war Georgi auf der Suche nach einem neuen Standort. Eine 1250 Quadratmeter große Halle wurde jetzt an der Friedrich-Ebert-Straße gefunden.
Ende des Monats soll der Umzug nach Rüdinghausen abgeschlossen sein, sagt der Kölner, der im Juni 2018 den in die Insolvenz gerutschten Betrieb und elf Mitarbeiter von Hermann Scharfen an der Ruhrstraße übernommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass sich der Diplom-Kaufmann nach einem neuen Firmensitz würde umsehen müssen.
Aus alten Betriebshallen an der Ruhrstraße werden Eigentumswohnungen
Denn Hermann Scharfen hatte das Gelände an der Ruhrstraße samt Gebäuden im Oktober 2017 an die Frielinghaus-Schüren-Projektentwicklungs GmbH verkauft. Diese will die alten Betriebshallen der früheren Hermann Scharfen Maschinenfabrik, die heute Scharfen Slicing Machines GmbH heißt, in 25 Eigentumswohnungen umwandeln.
Weil die mittlerweile 18 Mitarbeiter von Philipp Georgi – bis auf einen – alle Wittener sind, wollte der Chef ihrem Wunsch entsprechen, weiter vor Ort arbeiten zu können. „Ich habe mir einige Hallen in Witten angesehen, darunter im Wullener Feld, auch in Annen. “ Die, für die er sich entschieden hat, liegt in der Nachbarschaft der Werkzeugmaschinen-Firma Volz. 85 Prozent der Maschinen aus Edelstahl werden ins Ausland exportiert
Georgi betont, dass sein Betrieb nach einem Jahr „wirtschaftlich solide“ dasteht. „Natürlich gibt es immer Luft nach oben.“ 85 Prozent der in Witten gefertigten Maschinen gehen in den Export, so der 45-Jährige. Die hochwertigen Produkte aus reinem Edelstahl, mit denen sich die Firma Scharfen weltweit einen Namen gemacht hat, bestellen heute Kunden vor allem aus den USA, England, Frankreich und Skandinavien, aber auch aus Russland.
Mit den Maschinen made in Witten lassen sich nicht nur Wurst und Käse, sondern etwa auch Gemüse und Brot schneiden. Seine vollautomatischen Maschinen machten die Hälfte seines Umsatzes aus, sagt der Chef. Der mit seinem Team auch eine Maschine produziert, die Fleisch oder Fisch marinieren kann. Seine Produkte seien nicht billig, meint der Kölner, aber sehr langlebig. „Uns rufen Leute an, die für ihre 35 Jahre alten Maschinen Ersatzteile bestellen möchten.“