Witten. Mit seinem Impfbus rennt der Kreis in Witten offene Türen ein. Jedenfalls ist der Auftakt vor der VHS in Annen vielversprechend. Wer alles kommt.

Ob der Rekord vom 16. Juli geknackt wird? Damals startete der Kreis seine Impfbus-Kampagne mit 182 Menschen vor der Stadtgalerie in Witten. Jetzt rollte der weiße Riese erneut in die Ruhrstadt.

60 Menschen schon in den ersten zweieinhalb Stunden in Witten geimpft

An diesem Donnerstag (29.) steht der Impfbus vor der VHS in Annen – und die Resonanz übertrifft einmal mehr die Erwartungen. In den ersten zweieinhalb Stunden wurden schon 60 Menschen geimpft. Auffallend viele jüngere Menschen und Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund nutzen das Angebot. Diese Zielgruppe hatten die Verantwortlich unter anderem im Blick, als sie sich für den sozialschwächeren Stadtteil entschieden.

Muhammad (48) und Sharafat Ali (36) stehen in der mindestens 20-köpfigen Schlange, die sich vor dem weißen Linienbus gebildet hat. Sie lassen sich zum ersten Mal gegen das Coronavirus impfen. Auch wenn sie nicht so viel verstehen: Dass sie ihre gelben Impfausweise mitbringen sollten, ist angekommen.

Mit diesen Aufstellern macht der EN-Kreis auf seine Impfbus-Aktionen aufmerksam, wie hier beim Start am 16. Juli vor der Stadtgalerie in Witten.
Mit diesen Aufstellern macht der EN-Kreis auf seine Impfbus-Aktionen aufmerksam, wie hier beim Start am 16. Juli vor der Stadtgalerie in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Aufsteller auf dem Bürgersteig („Corona-Schutz-Impfung ohne Termin“) lotsen den ein oder anderen Passanten von der Annenstraße in den Innenhof. Andere haben es über die Medien erfahren oder von Bekannten, im Betrieb oder in Geschäften gehört, dass der Impfbus in Annen steht.

DRK-Helferin: Menschen trotz Wartezeit „freundlich und dankbar“

Zunächst deutet auf der Straße aber nichts auf die Sonderaktion hin, so dass der kritische Beobachter schon glaubt: Wäre der Real-Parkplatz nicht der bessere Standort gewesen? „Nein, das wird hier doch supertoll angenommen“, sagt Ulrike Mertes vom DRK. Trotz Wartezeit seien die Menschen sehr freundlich und dankbar. Tatsächlich dauert es eine ganze Weile, bis der Bürokratie Genüge getan ist, Arzt oder Ärztin ihr Aufklärungsgespräch geführt haben – und endlich geimpft wird.

Mariella (17) hat Angst vor der Spritze, aber die anderen Jugendlichen aus der Gruppe machen ihr Mut. Alle finden es gut, dass der Impfbus nach Annen gekommen ist. Hätten sie sich denn sonst auch anderswo impfen lassen. „Irgendwann, später“, sagen Nils (20) und Lisa (16).

Diskussion um weniger Rechte für Nicht-Geimpfte hat auch Witten erreicht

Daniela (18), angehende Altenpflegerin, holt sich heute ihre zweite Spritze. Dann braucht sie nicht bis zum 15. August zu warten, wenn sie in einer Arztpraxis dran gewesen wäre. Sie will sich wieder Astrazeneca verabreichen lassen, die anderen jungen Leute Biontech. Sie haben die freie Wahl. Auch Moderna und Johnson & Johnson sind zu haben.

Die Diskussion um weniger Rechte für Nicht-Geimpfte und Tests für Reiserückkehrer, sie hat auch die Menschen in Annen erreicht. Fragt man sie, gibt es eine klare Tendenz: Wer sich nicht impfen lassen will, muss eventuell Nachteile in Kauf nehmen. Aber es wird auch abgewogen. Daniela: „Was ist mit den Leuten, die richtig panische Angst haben?“ Nils sagt: „Wenn ich mich impfen lasse, kann ich viel machen. Sonst besteht das Risiko, sich und andere anzustecken.“

Christian aus Witten: Man sollte alle Rückkehrer aus dem Urlaub testen

Christian (46) findet die Diskussion „schwierig“ und ist „skeptisch“, ob man die (Grund-) Rechte nicht Geimpfter wirklich einschränken sollte. „Überflüssig“ findet er dagegen den ganze „Zinnober“ mit den Urlaubern. „Man sollte alle testen.“ So ließen sich die vielen „Schlupflöcher“ vermeiden, dass Rückkehrer nach ihrer Einreise unbemerkt andere infizieren. Die Impfaktion in Annen findet er gut: „Um von der Stelle zu kommen“ – und der Herdenimmunität vielleicht wieder etwas näher.

Die Schlange vor der VHS ist derweil kaum kürzer geworden, die Menschen warten geduldig. Dass die Migranten, die Jüngeren, die sozial Schwächeren so viel schwerer zu erreichen wären – davon ist an diesem Donnerstag nichts zu spüren. Man muss halt nur mit der Spritze zu den Menschen kommen.

Der Impfbus steht an diesem Donnerstag (29.7.) noch bis 18 Uhr vor der VHS in Witten-Annen, Zufahrt in Höhe von Annenstraße 113, wenig Parkplätze, Bus 373 oder 375 bis Haltestelle „Holzkampstraße“.