Witten. Die Impftermine des Kreises für Kinder unter 15 Jahren waren schnell vergeben. Warum ein Wittener Arzt den Schutz der Jüngeren für wichtig hält.

Werden die Kinder in der Corona-Zeit zu Verlierern, weil es für sie keinen zugelassenen Impfstoff gibt? Nicht nur Eltern trieb diese Sorge monatelang um. Inzwischen bekommen auch die Zwölf- bis 15-Jährigen Biontech. Kaum hatte der EN-Kreis angekündigt, in seinem Impfzentrum in Ennepetal Kindern die Corona-Schutzimpfung zu verabreichen, waren alle Termine vergeben.

Kreis: 120 Impftermine für Kinder in wenigen Stunden vergeben

Aufgrund der starken Nachfrage wird es jetzt weitere Termine im Impfzentrum an der Kölner Straße 205 geben. Das NRW-Gesundheitsministerium hat den Weg dafür freigemacht, nachdem Kinder bisher nur in den Arztpraxen geimpft werden durften. Der EN-Kreis stellte daraufhin einen Pool an Kinderärzten zusammen, die die Kinder impfen. Die insgesamt 120 Impftermine am 30. Juli und 6. August waren binnen weniger Stunden vergeben, sagt Astrid Hinterthür, Leiterin des EN-Krisenstabes. „Das ist ein gutes Zeichen.“

Die Impfung von Zwölf- bis 15-Jährigen im Impfzentrum soll solange angeboten werden, wie es die Nachfrage danach gibt. Der Piks für die Jugendlichen soll auch am zweiten und dritten Augustwochenende (32./33. Kalenderwoche) im Impfzentrum möglich sein. Die Termine werden vom Kreis noch bekanntgegeben. Hinterthür rät Eltern, dem Kreis schon per Mail zu melden, wenn sie Interesse haben (. „Sie werden automatisch benachrichtigt, wann und wie die Terminbuchung möglich ist.“

Kinderärztinnen in Witten-Herbede impfen auch

„Auch viele Freunde sind schon geimpft“: Die 17-jährige Jessika ließ sich vor zwei Wochen im Impfbus in Witten zum ersten Mal gegen das Coronavirus impfen.
„Auch viele Freunde sind schon geimpft“: Die 17-jährige Jessika ließ sich vor zwei Wochen im Impfbus in Witten zum ersten Mal gegen das Coronavirus impfen. © Augstein

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Zwölf- bis 15-Jährige können die Corona-Schutzimpfung auch in Kinderarztpraxen bekommen – wobei dies nicht von allen Praxen angeboten wird. Die Kinderärztinnen in der Herbeder Gemeinschaftspraxis im „Rathaus der Medizin“ stehen hinter der Impfung für diese Altersgruppe. „Schon über 100 unter 15-Jährige haben hier ihre Spritze bekommen“, sagt Hausarzt Dr. Arne Meinshausen.

Einige Eltern kämen mit Zweifeln ins Beratungsgespräch, so der Mediziner. Denn die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Für eine allgemeine Empfehlung fehlten der Stiko die nötigen Daten, hieß es bisher immer.

Wittener Mediziner: Jugendliche ab 16 können sich alleine für die Impfung entscheiden

Laut Impfkommission können aber auch weitere Kinder und Jugendliche nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden. Arne Meinshausen hat den Eindruck, dass der Wunsch, sich impfen zu lassen, bei den unter 15-Jährigen groß ist. „Die freuen sich, dass sie geschützt sind.“ Urlaube, der Schulbesuch und die Befreiung von der Testpflicht als mögliche Motivation spielten dabei aber keine große Rolle.

Häufig seien spezielle Konstellationen in der Familie oder eben Vorerkrankungen ausschlaggebend für eine Impfung von Kindern und Jugendlichen, weiß die Wittener Kinderärztin Dr. Theodora Polichronidou. In ihrer Praxis an der Ardeystraße impft sie im Schnitt etwa fünf unter 15-Jährige pro Woche gegen das Coronavirus. Die Kinder hätten häufig „das Gefühl, dass man sie vergisst“, so die Medizinerin.

Manchmal kämen Jugendliche auch selbst in die Praxis und wollten sich impfen lassen. Das Problem: „Kinder unter 15 Jahren haben rechtlich leider nicht die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie geimpft werden“, erklärt Polichronidou. Die Eltern müssen zustimmen. Ihnen möchte sie mögliche Ängste nehmen und appelliert auch an die nichtgeimpften Erwachsenen, „sich impfen zu lassen, auch wenn sie nicht begeistert sind – für die Gemeinschaft“.