Witten. Im Wittener Muttental ist nach „Tief Bernd“ noch lange nicht wieder alles gut. Aber Freiwillige geben alles, damit es vorangeht.
Es ist fast zwei Wochen her, dass sich „Tief Bernd“ auch im Muttental austobte. Wenige Gehmeter vor und direkt über der Zeche Theresia gingen zwei Lawinen aus Schlamm, Geröll, Ästen und Bäumen nieder. Der Schaden auf der Zeche ist groß. Die Schlammlawine raste in den Lokschuppen des Feld- und Grubenbahnmuseums und riss dessen hintere Wand weg. Am Dienstag nahte Hilfe in der Not.
Die Firma NRW Group Witten barg – ehrenamtlich – mit schwerem Gerät die Loks des Museums aus dem kaputten Schuppen. Eine Hilfsbereitschaft, die Hannsjörg Frank vom Verein Arge Muttenthalbahn (Arge) die Tränen in die Augen trieb. Jörg Sänger, Chef von „NRW Group“, hatte sich spontan am Montagabend entschlossen, auf der Zeche zu helfen. „Hier ist doch elf Tage nach dem Unwetter noch nichts passiert. Das hat mich traurig gemacht“, erklärt der Unternehmer seine Initiative unter dem Motto „Wittener helfen Wittenern.“ Sänger und einer seiner Mitarbeiter hoben die Loks per Kran aus dem Dreck. Nun stehen sie woanders auf dem Museumsgelände.
Stadt Witten leistete bislang keine aktive Hilfe, kritisiert Arge-Chef Hannsjörg Frank
Die Stadt, der die Gebäude und das Grundstück gehören, habe es bislang leider an aktiver Hilfe fehlen lassen, sagt Arge-Chef Hannsjörg Frank. Zwar seien die Schäden zügig in Augenschein genommen worden. Das sei es dann aber auch gewesen. „Seither habe ich nichts mehr gehört.“ Die Wittener Firma SNL-Event hat dem Verein Beleuchtungstechnik geliehen, damit das Gelände abends nicht in völliger Dunkelheit versinkt.
Vom abgerutschten Hang hinter der Zeche Theresia sei auch jetzt immer wieder Erde nachgerutscht. „Beim nächsten starken Regen kann das gefährlich werden“, sagt der frühere Bergmann Bastian Eberle, ehrenamtlicher Lokführer der Muttentalbahn, die bis auf Weiteres nicht durch das Tal rollen kann. Beim Ausbau der über der Zeche Theresia laufenden Straße „Auf Steinhausen“ sei von der Stadt auf eine Entwässerungsrinne verzichtet worden, sagt Vereinsvorsitzender Hannsjörg Frank. „Die Straße wird komplett über den Hang entwässert.“ Was er für einen großen Fehler hält – wie der Abgang der beiden Schlammlawinen zeige. „Jetzt haben wir den Salat. Daran trägt die Stadt eine große Mitschuld.“
Nachtigallstraße soll geöffnet werden
Die Stadt ist zuversichtlich, die ab „Auf Steinhausen“ gesperrte Nachtigallstraße an diesem Mittwoch wieder freigeben zu können. Dann können Muttental-Besucher mit dem Auto auch wieder zur Zeche Nachtigall fahren, die geöffnet ist. Das Bethaus, wo zwei Eichen in den Biergarten gestürzt waren, ist seit einer Woche ebenfalls wieder geöffnet.
Das einige Gehmeter hinter dem Bethaus gelegene Zechenhaus Herberholz wird dagegen in diesem Jahr nicht mehr öffnen. Durch den Starkregen vor zwei Wochen war auch der beschauliche Muttenbach im Tal tosend über die Ufer getreten, so dass das Zechenhaus im schlammigen Wasser stand. Der erste Zugang zum Gelände – über eine Brücke – wurde zerstört. Heinz Eberle, der mit seiner Frau Angelika seit 2015 Gastgeber im Zechenhaus ist, hat nach dem großen Schrecken die Ärmel hochgekrempelt und mit Hilfe der Knappenvereine Herbede und Hammerthal erst einmal grob aufgeräumt.
Im Zechenhaus muss der Putz von den Wänden gekratzt werden
Die Küche des Zechenhauses ist wohl nicht mehr zu retten, auch anderes Mobiliar von den Wassermassen zerstört worden. „Sogar im Kühlschrank stand der Schlamm. Auch unsere Theke muss entsorgt werden.“ Die Hauswände sind immer noch feucht. „Da muss der Putz runter, damit da nichts schimmelt“, sagt Eberle. Wittens Denkmalpfleger hat am Dienstag für diese Arbeit grünes Licht gegeben. Der Pächter des historischen Gebäudes ist der Arbeitskreis Witten des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten. Heinz Eberle schätzt den Schaden allein für den Verein auf rund 35.000 Euro.
Gesperrt bleibt weiterhin die Rauendahlstraße ab Abzweig Kohlenstraße. Auch von dort aus kann man ins Muttental hineinwandern. Die Rauendahlstraße war beim Unwetter zwischen dem Bereich „Sieben Kurven“ und der Berghauser Straße stark unterspült worden. Um diesen Schaden muss sich nicht die Stadt Witten, sondern Straßen.NRW kümmern.