Witten. Die zwei jungen Wittener, die bis Mai in Niedersachsen lebten, werden derzeit nicht mehr individuell betreut – es fehlt die passende Maßnahme.

Ende Mai hat das Jugendamt die beiden schwer erziehbaren Jugendlichen aus Witten aus dem umstrittenen „New Way Hotel“ in Magelsen in Niedersachsen geholt. Seinerzeit waren Vorwürfe laut geworden, die Einrichtung sei illegal. Gegen den Betreiber des Hotels und den Träger, der die Betreuung angeboten hatte, laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen möglichen Betrugs. Wo sich die beiden jungen Menschen aus Witten aktuell befinden, darüber gibt das Jugendamt keine nähere Auskunft.

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Sie würden sich derzeit aber nicht mehr in individualpädagogischer Betreuung befinden, heißt es seitens der Stadt. Eben weil es so schwierig sei, eine passende Lösung für sie zu finden. Man habe die zwei Jugendlichen in einer angemessenen Umgebung untergebracht, die ihnen in der aktuellen Situation die größtmögliche Sicherheit biete. Ziel sei es aber, sie wieder individualpädagogisch betreuen zu lassen.

Jugendamt prüft Rückforderungsansprüche

Das Jugendamt prüft derzeit noch die Sachlage, was den möglichen Betrug in Magelsen angeht. Die Jugendliche waren ab Juli 2020 beziehungsweise ab November 2020 in der Maßnahme in Niedersachsen. Gezahlt wurde dafür ein Tagessatz von 300 Euro. Ein Betrag, der laut Jugendamtschefin Lenhardt für individualpädagogische Maßnahmen mit einer 1:1-Betreuung für 24 Stunden üblich ist. Grob überschlagen dürfte die Unterbringung die Stadt Witten 150.000 Euro gekostet haben.

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Mit dem Träger sei ein 1:1-Betreuung vereinbart gewesen, betont Lenhardt. Man prüfe nun, ob das auch tatsächlich so war. Dazu sei man mit dem Träger, der Firma „Haltestelle 35“, in Kontakt. Diese ist ansonsten abgetaucht. Der Internetauftritt und auch die Präsenz in sozialen Netzwerken wie Facebook wurden gelöscht. Sollten die Jugendlichen nicht individuell betreut worden sein, behält sich die Stadt Rückforderungsansprüche vor.

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Das Jugendamt betreut derzeit 181 Jugendliche stationär, also in Wohngruppen. 190 Kinder leben in Pflegefamilien. Nur zwei Jugendliche werden individuell pädagogisch betreut – sie befinden sich in Italien. Die Pandemie habe die Lage für Kinder und Jugendliche mit Problemen verschärft, so die Jugendamtsleiterin. Denn in der Zeit der Kita- und Schulschließungen konnten Frühwarnsysteme nicht greifen.