Witten. Im Herrenholzer Wald in Witten gibt es bald Kleinholz. Die Stadt entfernt wieder eine illegale Anlage von Mountainbikern. Was den Förster ärgert.
Es ist gerade zwei Monate her, dass die Stadt einen von Mountainbikern im Wald angelegten Trail am Schneer Weg in Rüdinghausen beseitigt hat. Schanzen wurden abgerissen, Hügel eingeebnet. Die, die die Spaß-Strecke im Wald errichtet hatten, zeigten für die Maßnahme wenig Verständnis. So sind dort nicht nur wieder Mountainbiker unterwegs, sagt Wittens Stadtförster Klaus Peter. Er hat in einem Waldstück ganz in der Nähe im Herrenholz jetzt noch eine zweite große Anlage im Wald entdeckt.
Der örtliche Jagdpächter hat den Förster darauf hingewiesen. Bei einer Vor-Ort-Besichtigung denkt man sofort: eine halsbrecherische Angelegenheit. Auf einer Strecke von rund 1000 Metern wurden sehr professionell steile, hölzerne Sprungschanzen gebaut, eine ist sogar mannshoch. Erdhügel, Rampen, auch eine Sitzgelegenheit gibt’s. „Das haben keine Kinder oder Jugendlichen gemacht“, sagt der Förster. Da seien handwerklich versierte Erwachsene am Werk gewesen, die die Waldstrecke unter Umständen auch mit nutzten. Er hat Anwohner in Verdacht.
Die Tage der illegalen Anlage im Herrenholz in Witten sind gezählt
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Dort, wo der „Trail“, also Pfad oder Weg, ganz in der Nähe eines Wohnhauses beginnt, hängt ein Banner mit der Aufschrift „Loose Riders. Globial Alliance“. Dies ist der Name des 2012 in Thailand gegründeten größten Mountainbike-Clubs der Welt. „Loose Riders“ heißt so viel wie „freie Fahrer“. Mountainbiker, die gemeinsam durch das Gelände flitzen wollen. Es gibt auch eine Wittener Gruppe mit eigenem Facebook-Auftritt, der Szenen von rasanten Sprüngen im Wald zeigt.
Die Tage der Anlage im Herrenholz, die vermutlich im Frühjahr entstand, sind gezählt, kündigt der Förster an. Das verbaute Holz werde sich in den nächsten Tagen in Kleinholz verwandeln. Denn es bleibe dabei: Radeln im Wald auf den zur Verfügung stehenden Wegen sei erlaubt. Querfeldein-Strecken mit Sprungschanzen, die Pflanzen zerstören und Tiere in die Flucht treiben, aber nicht. Und als Klaus Peter das sagt, kommt er sich vor wie eine Figur aus der griechischen Mythologie - Sisyphos, der dazu verdammt ist, einen Felsblock einen Berg hinaufwälzen, der jedes Mal wieder ins Tal rollt.
Wittens Stadtförster Klaus Peter weist auf die Gefahr möglicher Unfälle hin
Trails seien in allen großen Wittener Waldgebieten ein Thema, sagt Peter. Privat lebt er in Wuppertal und kümmert sich dort im Naturbeirat auch um illegale Mountainbike-Strecken. Das Bergische Land sei ebenfalls eine attraktive Region für diese Trendsportart. Habe ein Waldeigentümer – wie jetzt im Fall des Herrenholzer Waldes die Stadt Witten – Kenntnis von solchen Anlagen und dulde diese stillschweigend, könnte der Eigentümer unter Umständen in Haftung genommen werden, wenn es zu Unfällen komme.
Denn nicht jeder Mountainbiker landet bei waghalsigen Sprüngen sanft oder übersteht rasante Fahrten über Stock und Stein unverletzt – ein Umstand, auf den auch immer wieder Mountainbike-Magazine hinweisen. Nicht zuletzt, so der Förster, sei Witten ein ehemaliges Bergbaugebiet. Da könne es auch im Wald Stellen geben, an denen der Boden nachgebe.
Mountainbiker zieht es auch in den Vormholzer Wald
Mountainbiker zieht es auch in den Vormholzer Wald. Dort ist Matthias Knittel Jagdpächter. Der Trail der Mountainbiker ziehe sich vom Wanderparkplatz Durchholzer Straße rund einen Kilometer in den Wald hinein. Knittel versucht mit seinem Jagd-Freund Arndt Rosenthal zu verhindern, dass auch noch Schanzen und Hügel gebaut werden. Über die Strecken der Mountainbiker ziehen beide Äste, Gestrüpp, Baumstämme. „Das ist sehr zeitaufwendig.“
Auch die Jäger weisen daraufhin, dass Mountainbiker, die plötzlich und blitzschnell durch das Unterholz brechen, das Wild aufschrecken, das im schlechtesten Fall kopflos in Richtung Straße renne. Hunde könnten aggressiv auf solche Radler reagieren, die quer durch den Wald bretterten. Ingenieur Arndt Rosenthal sucht das Gespräch, wenn er auf Mountainbiker trifft, um seinen Standpunkt zu erläutern. Wer begegnet ihm denn auf dem Rad im Wald? „Kinder ab zehn und Erwachsene bis etwa 60 Jahren.“