Witten. Stadt ebnet Trail ein, Mountainbiker empört: Diese Reaktion gibt’s seit zig Jahren. Warum erkennt Witten nicht die Chance, die die Biker bieten?
Bevor die Kritik an den Mountainbikern, die sich mit ihren Stollenreifen durch Wittens Wälder wälzen und Tier und Mensch erschrecken, wieder erneut aufflammt, habe ich diesen Tipp: Fahren Sie doch mal bei schönem Wetter zum Wanderparkplatz am Kohlensiepen und gucken Sie sich diese Leute an. Das sind mitnichten halbwüchsige Flegel. Das sind Männer und Frauen, teils Familien, die aus dem halben Ruhrgebiet mit den Rädern aufs Autodach geschnallt, bewusst nach Witten fahren. Die haben das Geld, mehrere tausend Euro teure Räder zu kaufen und die haben das Geld, zwischendurch einen Stopp im Biergarten einzulegen.
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Ich behaupte an dieser Stelle einmal, dass es bald mehr aktive Mountainbiker denn Fußballer in Witten gibt. Das ist längst eine Breitensportart, sie ist olympisch. Aber in Witten wird die Diskussion um Mountainbiker im Wald provinziell geführt. Seit zwanzig, dreißig Jahren drehen wir uns im Kreis: Radler baut Trail. Förster oder Waldeigentümer machen den Trail wieder platt, stets mit Verweis auf die Haftungsfrage bei einem Unfall. Der Höhenzug entlang der Ruhr bietet aber eine solche Vielfalt, dass 200 Meter weiter heimlich die nächsten Schanzen gebaut werden.
Mountainbiker wird man nicht wegbekommen
Witten sollte endlich die Chance erkennen, die sich durch den Mountainbike-Tourismus bietet, und ein legales Gebiet für das Fahren im Wald ausweisen – eben um den Wildwuchs an anderer Stelle zu verhindern. Statt Verboten muss man den Sportlern eine Alternative bieten. Ein sogenannter Pumptrack, den der einzige Wittener Mountainbikeverein Happy Trail Friends nun errichten darf, ist dazu ein erster Schritt. Ein zweiter könnte es sein, mal einen Blick nach Winterberg oder Willingen zu werfen, wo gutes Geld mit Bikeparks verdient wird.
Denn Fakt ist: Die Radler sind längst da. Weil es allesamt Individualsportler sind, die keine breite Lobby haben, fallen sie einem nur nicht auf. Aber man wird sie von diesen wahnsinnig schönen Abfahrten, die Witten bietet, auch nicht wegbekommen.