Witten. Der Umzug der Bücherei zum Museum war ein heißes Eisen. Fünf Jahre später steht fest: Es war der richtige Weg. Das sind die Gründe.

Es war eines der umstrittensten Projekte Witten: die Zusammenlegung von Bibliothek und Museum im Gebäude an der Husemannstraße. Jetzt ist der Umzug schon fünf Jahre her und Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums, sagt ganz entschieden: „Es war eine goldrichtige Entscheidung.“

Die kritischen Stimmen sind verstummt. Auch der Förderverein Märkisches Museum hat längst seinen Frieden mit dem gemeinsamen Standort gemacht. „Ich glaube, dass kann ich für unsere Mitglieder sagen“, betont Vorstandsmitglied Carola Kieker. Einst erbitterte Gegner des Anbaus hätten inzwischen eingesehen, dass sie falsch lagen, sagt auch Bibliotheksleiterin Christine Wolf. „Sie sind zu mir gekommen und haben gesagt: Ich habe mich getäuscht, es war der richtige Weg.“

Die Besucherzahlen in der Wittener Bibliothek haben sich verdreifacht

Der richtige Weg: Dieses Fazit ziehen Wolf und ihr Kollege Christoph Kohl als Leiter des Märkischen Museums nach fünf gemeinsamen Jahren. „Die Besucherzahlen haben sich verdreifacht, die Ausleihzahlen verdoppelt“, so Wolf. Das liege auch an der enormen Steigerung der Aufenthaltsqualität im Haus mit Platz zum Lesen, Lernen und Spielen. „Vor dem Umzug gehörten wir im Ranking der vergleichbaren Bibliotheken bundesweit zu den schlechtesten. Jetzt befinden wir uns im oberen Drittel weit über dem Durchschnitt.“

Alt- und Neubau wurden im Komplex an der Husemannstraße 12 gelungen aneinander gefügt.
Alt- und Neubau wurden im Komplex an der Husemannstraße 12 gelungen aneinander gefügt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Besucherzahlen des Museums hätten sich in den letzten Jahren ebenfalls massiv verbessert, sagt Kohl. „Mich hat das Konzept damals sofort überzeugt.“ Seine anfängliche Hoffnung, dass die Büchereibesucher im gemeinsamen Haus auch einen Blick auf die Kunst werfen, sei wahr geworden. Damit das künftig noch häufiger passiert, soll eine weitere Hürde in der nächsten Woche abgebaut werden.

Digitales Jubiläumsprogramm

Das Jubiläum zum Fünfjährigen kann wegen Corona nur digital gefeiert werden. Deshalb laden Museum und Bibliothek am Samstag (19.6.) zu einem digitalen Familienfest ein.

Das Bilderbuchkino „Der goldene Teller“ und das „Kahoot!“-Quiz werden dann ganztägig digital abrufbar sein. Teilnehmer können zudem um 11.30 Uhr spannende Experimente bei der Action-Lesung mit den Physikanten erleben oder am kreativen Online-Workshop des Museums teilnehmen.

Abgerundet wird das Programm am Dienstag (22.6) um 16.30 Uhr mit der großen „André Spiele-Show“ von KiKA-Moderator André Gatzke im Saalbau. Mehr Infos unter kulturforum-witten.de

Dann entscheidet der Verwaltungsrat über eine neue „Entgeltordnung“. Danach soll der Eintritt ins Museum dauerhaft kostenlos sein. Sechs- bis zehntausend Euro fielen dann geschätzt jährlich an Einnahmen weg. Den Großteil wollen Förderverein und Kunstverein übernehmen.

Haus soll sich noch mehr für Gäste aus Witten und der Umgebung öffnen

Mit dem offenen Haus mache sich Witten zum Vorreiter eines generellen Trends, sagt Jasmins Vogel, die Chefin des Kulturforums, die an der damaligen Entscheidung noch nicht beteiligt war, Bücherei und Museum zusammenzulegen. „Man kann nicht sagen, wir öffnen das Haus, dann aber Eintritt verlangen.“ Jetzt gehe es darum, den Wittenern niedrigschwellige Angebote zu machen.

Ein gutes, eingespieltes Team: Bibliothekschefin Christine Wolf, Museumsleiter Christoph Kohl und Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums, sitzen im Übergang von der Stadtbücherei zum Märkischen Museum.
Ein gutes, eingespieltes Team: Bibliothekschefin Christine Wolf, Museumsleiter Christoph Kohl und Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums, sitzen im Übergang von der Stadtbücherei zum Märkischen Museum. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Vogel betonte: „Dass Witten jetzt so gut da steht, liegt auch daran, dass man damals den Mut hatte, Geld in die Hand zu nehmen. Hut ab vor den Akteuren!“ Bibliothek und Museum hätten in den letzten Jahren viel aus den neuen Möglichkeiten gemacht, viele Fördermittel eingeworben. „Jetzt seid ihr eingespielt, jetzt kann man ganz anders denken als vor fünf Jahren.“

Viele gemeinsame Pläne fürs zweite Halbjahr 2021

Eingespielt? Christine Wolf kann dem nur zustimmen. „Bis jetzt haben wir geübt, jetzt gehen wir auf die Bühne“, sagt sie zu den gemeinsamen Plänen von Bibliothek und Museum. Bis jetzt habe es viele Absichtserklärungen gegeben. Nun sei es an der Zeit, dass Taten folgen. Ein Schritt sei die neue Entgeltordnung, ein anderer eine gemeinsame Mitarbeiterin, die für beide Institute zuständig ist. „Sie ist quasi das Scharnier zwischen uns“, so Wolf.

+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++

Außerdem seien mehrere gemeinsame Angebote für das zweite Halbjahr 2021 geplant, etwa ein Bilderbuchkino mit anschließendem Kreativangebot, ein gemeinsamer Comic-Workshop oder das Beiprogramm der Bibliothek zur Ausstellung „Anders normal“ im Oktober, die die Künstlerinnen der Museumssammlung in der Vordergrund rückt. Bücher hier, Bilder da: Das soll überwunden sein. Christine Wolf: „Es geht uns allen um kulturelle Bildung.“