Witten. Die Gülich Gruppe in Witten hat für ihre Sicherheitsdienste GmbH Insolvenz angemeldet. Können die 250 Beschäftigten trotzdem noch hoffen?
Eines der Wittener Vorzeigeunternehmen, die Gülich Gruppe, ist mit ihrer GG Sicherheitsdienste GmbH (GSI) in schweres Fahrwasser geraten. Für diesen Teil der Firmengruppe wurde jetzt beim Amtsgericht Bochum Insolvenz angemeldet. Das muss aber nicht das endgültige Aus bedeuten.
In einem Schreiben an die Belegschaft begründet Seniorchef Jürgen Gülich diesen Schritt mit „außergewöhnlichen Liquiditätseinbußen“. Langjährige Kunden hätten in den vergangenen Monaten keine Aufträge mehr an die GSI vergeben. Während der Corona-Zeit hat zumindest ein Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gewerkschaft Verdi zufolge bereits Kurzarbeitergeld bezogen. Als selbst das zuletzt nicht mehr gezahlt wurde, zog die Firma die Reißleine.
Die Gülich-Gruppe
Zu den großen Kunden der im Juli 2020 noch mehr als 1800 Beschäftigte zählenden Gülich Gruppe, die sich auf Gebäudereinigung, Sicherheitsdienste und Service spezialisiert hat, zählen unter anderem der Wittener Ardex-Konzern, die Westfalenhallen Dortmund, die Stadtwerke Witten und Bochum, die Düsseldorfer Rheinbahn, das Dortmunder Konzerthaus, die Bochumer Hochschule und Einrichtungshäuser Ostermann.Jürgen Gülich führt das Unternehmen in dritter Generation. Sein Großvater hatte vor 110 Jahren das „Fenster-Reinigungs-Institut“ Germania mit sechs Angestellten gegründet. 2019 machte die Gruppe 35 Millionen Euro Umsatz. Zwar habe die Corona-Lage Aufträge gekostet, aber dies habe man an anderer Stelle abfedern können, sagte Gülich vor einem Jahr. Damals hatte er seinen allmählichen Abschied aus dem Betrieb angekündigt.
Mit einem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter wolle man die Löhne und Gehälter für Mai, Juni und Juli in voller Höhe des fälligen Netto-Lohns sicherstellen, schreibt Jürgen Gülich. Rund 250 Beschäftigte sind betroffen. Sicherheitsleute von Gülich werden auch in Witten eingesetzt, zum Beispiel in der Stadtgalerie. Gülich sei es wichtig, dass das Insolvenzgeld jetzt über den vorläufigen Insolvenzverwalter vorfinanziert werde, so Gruppensprecher Thomas Schulz.
Das Unternehmen aus Stockum will aber weiterhin allen Aufträgen nachkommen. „Je stabiler wir den Geschäftsbetrieb jetzt fortführen, desto besser sind unsere Chancen, die Zukunft der GSI gestalten zu können“, schreibt Jürgen Gülich. Er setzt auf eine Sanierung. Und betont: „Die weiteren Gesellschaften der Gülich Gruppe sind stabil zahlungsfähig, operativ gut aufgestellt und von diesem einen Antrag nicht betroffen.“ Eine wichtige Sparte der Wittener Gruppe ist die Gebäudereinigung.
Die GSI-Beschäftigen sollen noch vor dem Wochenende kurzfristig zu einer Belegschaftsversammlung eingeladen werden. Verdi sieht die Sicherheitsdienste GmbH auch durch Versäumnisse, wenn nicht sogar Unregelmäßigkeiten in der Vergangenheit belastet.
Der für die Wach- und Sicherheitsbranche in NRW zuständige Gewerkschaftssekretär Andreas Rech spricht von einem „langen Konflikt“ im Betrieb. „Es geht um Kurzarbeit, die aus unserer Sicht unrechtmäßig eingeführt wurde, weil der Betriebsrat nicht ordnungsgemäß beteiligt war“, so der Verdi-Mann. Auch um diesen Sachverhalt müsse sich der Insolvenzverwalter kümmern, erklärt dazu Gülich-Sprecher Schulz.
Unterdessen hat das Amtsgericht Bochum bestätigt, dass der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingegangen ist. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Sebastian Laboga bestellt, Experte für Insolvenzrecht. Er wird auch die Chancen für eine Sanierung prüfen.