Witten. Witten könnte Teil des Unesco-Weltkulturerbes werden. Sechs Objekte, bzw. Gebiete stehen auf der Vorschlagsliste. Was das für die Stadt bedeutet.

Während die erneute Bewerbung des Ruhrgebiets um den Unesco-Titel nicht nur Zuspruch findet und gerade von einer Fachjury verrissen wurde, unterstützt die Stadt Witten die Ambitionen der Region, Welterbe zu werden. Sechs denkmalgeschützte Objekte und Naturflächen stehen auf ihrer Liste.

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur hat Witten und andere Städte im August 2020 über ihre Arbeit an der Bewerbung für ein Unesco-Welterbe „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ informiert und Vorschläge zur Gebietsauswahl gemacht. Nun soll die Ruhrstadt darüber entscheiden, ob sie diese Auswahl unterstützt. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde der Beschlussvorschlag einstimmig durchgewunken.

Die Zeche Nachtigall im Muttental steht ebenfalls auf der Vorschlagsliste der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.
Die Zeche Nachtigall im Muttental steht ebenfalls auf der Vorschlagsliste der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. © Jürgen Theobald

Bochum dagegen lehnt die Bewerbung zum Beispiel ab. Man befürchte, der Region den Stempel einer Museumslandschaft aufzudrücken. Wittens Nachbarstadt kritisierte den „folkloristischen, rückwärtsgewandten Ansatz“ des Antrags, der die „montanindustrielle Vergangenheit überbetont“.

Das Konzept sieht nicht das gesamte Ruhrgebiet als Weltkulturerbe vor, sondern lediglich eine Auswahl von Elementen, die insgesamt weniger als drei Prozent der Gesamtfläche des Ruhrgebiets ausmachen. Witten wäre mit sechs so genannten „Gebietskulissen“ dabei.

Stadt Witten: Status als Welterbe bietet kulturelle Entwicklungschancen

Es handelt sich um die Ruhr als Verbindungsweg. Außerdem wurden das Eisenbahnviadukt, das Wasserkraftwerk Hohenstein und die Zeche Nachtigall mit Muttentalbahn und Kohlenniederlage ausgewählt. Ebenfalls vorgeschlagen: die Bergisch-Märkische Bahn (Stammlinie Hagen Hbf - Witten - Dortmund Hbf), deren Trasse einst und auch heute noch die Städte von Dortmund bis Duisburg verbindet und ein wichtiger Transportweg war und ist, sowie die Ruhrtalbahn (Abschnitt Essen-Kettwig - Hagen-Vorhalle).

„Ein Status als Unesco-Welterbe böte insbesondere ökonomische und kulturelle Entwicklungschancen“, so die Stadt Witten. Nicht zuletzt wäre damit wohl eine größere touristische Anziehungskraft verbunden. Zwar sei ein Welterbe-Status immer auch mit gewissen Restriktionen verbunden, grundsätzlich seien jedoch weitere Veränderungen und Umnutzungen im Bereich des Welterbe-Gebiets möglich und sinnvoll.

Beteiligung am Welterbe-Projekt kostet Witten kein Geld

Gerade beim Eisenbahnviadukt, beim Kraftwerk Hohenstein und bei der Zeche Nachtigall seien zunächst keine über den Denkmalschutz hinausgehenden Einschränkungen zu befürchten. Zudem seien für Witten nur Zonen – z.B. das Muttental – vorgesehen, deren Bewertung als Welterbe keine städtebaulichen Auswirkungen zur Folge haben würde.

Schon einmal gescheitert

Die vom NRW-Heimatministerium berufene Fachjury fordert eine tiefgreifende Überarbeitung des Welterbe-Antrags aus dem Ruhrgebiet. Er sei überfrachtet mit einer „zu großen und nur bedingt schlüssigen Anzahl an unterschiedlichen Elementen“.

2014 war das Revier schon einmal mit einer Weltkulturerbe-Bewerbung gescheitert. Damals hatte ein Fachbeirat der Kultusministerkonferenz auf ganz ähnliche Schwächen hingewiesen.

Auch eine finanzielle Beteiligung der Kommunen am Welterbe-Projekt sei nicht vorgesehen. Eine Trägergemeinschaft aus RVR, Landschaftsverbänden, Emschergenossenschaft u.a. haben ihr finanzielles Engagement zugesagt. Nicht zuletzt deshalb, so die Verwaltung, „ist der Vorschlag der ausgewählten Objekte und Gebiete unterstützenswert“.

Nach Abgabe der Vorschläge aus allen Bundesländern beschließt die Kultusministerkonferenz voraussichtlich Ende 2023 endgültig über die Bewerbungen für ein Unesco-Welterbe aus Deutschland.