Witten. . Fische können am Wittener Wasserkraftwerk Hohenstein nun leichter flussaufwärts schwimmen. Innogy ließ sich den aufwendigen Bau 2 Mio kosten.

Es sprudelt munter in den 37 aufeinanderfolgenden Becken am Wasserkraftwerk Hohenstein. Am Donnerstag (4.4.) wurde die neue Fischtreppe in der Ruhr nach einem Jahr Bauzeit eingeweiht. Nun können Barbe, Rotauge und andere heimische Arten den Höhenunterschied, der durch das Wehr 4,6 Meter beträgt, auf ihrem Weg stromaufwärts problemlos überwinden. Zwei Millionen Euro hat der Stromversorger Innogy in die Anlage investiert.

Weihen die Fischtreppe am Wehr ein: (v.li.) Sandra Silva Riano (Innogy), Bürgermeisterin Sonja Leidemann, Rolf Diez (Bezirksregierung Arnsberg.
Weihen die Fischtreppe am Wehr ein: (v.li.) Sandra Silva Riano (Innogy), Bürgermeisterin Sonja Leidemann, Rolf Diez (Bezirksregierung Arnsberg. © Theobald

Kein alltägliches Projekt war es, dass Klaus Franksmann vom Ingenieurbüro Hellmann bereits 2013 übernommen hatte. Zwei Jahre dauerte es allein bis zur Genehmigung. Sechs Varianten standen zur Auswahl, am Wittener Werk lässt ein senkrechter Schlitzpass die Fische auf die Treppe schwimmen.

Auf einer Länge von insgesamt 127 Metern winden sich die Becken langsam aufwärts. „Das sieht nicht hässlich aus, sondern gliedert sich vernünftig in die Landschaft ein“, so Franksmann. Sandra Silva Riano, Leiterin Wasserkraft bei Innogy, betont den nachhaltigen Aspekt der Fischwanderhilfe: „Wir bemühen uns auf diese Weise, Wasserkrafterzeugung und Ökologie in Einklang zu bringen“.

Langsam geht es aufwärts: die neue Fischtreppe am Wasserkraftwerk Hohenstein.
Langsam geht es aufwärts: die neue Fischtreppe am Wasserkraftwerk Hohenstein. © Jürgen Theobald

Stefan Jäger von der Ruhrfischereigenossenschaft bedankt sich „im Namen der Fische und Angelvereine“. Die Tiere könnten nun durchgängig bis zu Volme oder Lenne schwimmen, beides Nebenflüsse der Ruhr. Denn stromaufwärts gebe es nun an allen Stauanlagen Fischtreppen, wie etwa am Hengsteysee. Auch Udo Schulte vom Sportfischerverein Witten freut sich: „Wir müssen jetzt nicht mehr direkt oberhalb und unterhalb des Wehrs Fische einsetzen, um den Bestand zu sichern, sondern können weitläufiger agieren.“

Wie die Tiere überhaupt den richtigen Eingang für den Aufgang finden, erklärt Biologe Stefan Jäger so: Fische schwimmen gegen die Strömung und werden vom starken Sog der Turbine, die dicht neben dem Einstieg liegt, quasi angelockt. „Über eine kurze Distanz können sie das aushalten.“ Und schon sind sie im ersten Becken.

Hier endet die Treppe. Die Fische haben nun den Höhenunterschied überwunden und können ihren Weg in der Ruhr stromaufwärts fortsetzen.
Hier endet die Treppe. Die Fische haben nun den Höhenunterschied überwunden und können ihren Weg in der Ruhr stromaufwärts fortsetzen. © Theobald

Nun können sie weiterwandern – das tun sie vor allem nachts – oder sich an der Seite, wo es weniger fließt, ausruhen. „Es gibt ganz dynamische Fische, die sausen da so durch, etwa Barbe oder Forelle. Hechte dagegen mögen es gemächlicher.“ Generell sei die Strömung von Becken zu Becken aber aufgrund vieler Messungen so eingestuft, dass es den Fischen nicht zu anstrengend werde. Im Laufe der Zeit werden die Becken außerdem von Fliegenlarven, Muscheln oder Schwämmen besiedelt.

Die Fischtreppe wurde in 8300 Arbeitsstunden errichtet, ohne Unfälle. 10.000 Tonnen Boden, 3000 Tonnen Schüttgüter und 1100 Tonnen Stahlbeton wurden bewegt sowie 700 Meter des Ruhrtalradwegs umgeleitet. Radler und Anwohner können aufatmen: Die Zeit der Beeinträchtigung ist endlich vorbei.

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  • Auch Interessierte und Nachbarn erhalten die Gelegenheit, sich über die neue Fischtreppe zu informieren und die Anlage zu besichtigen. Innogy bietet am Donnerstag, 16. Mai, einen Tag der offenen Tür am Wasserkraftwerk Hohenstein (Wetterstraße 30b) an.
  • Das Anmeldeformular gibt’s hier: innogy.com/hohenstein.