Witten. Auch wenn es sommerlich warm wird: Das Baden in der Ruhr ist verboten und sehr gefährlich. Laut DLRG ist die Uferstraße ein Schwimmer-Treffpunkt.

Wochenende und Sonnenschein. Das Freibad an der Herdecker Straße ist geschlossen. Da dürften sich bei den sommerlichen Temperaturen wieder viele Menschen am Wittener Ruhrufer verabreden. Für Sonnenbäder, Feiern in den Wiesen oder um - verbotenerweise - in der Ruhr zu baden. Die Wittener DLRG und ihre rund 150 aktiven ehrenamtlichen Retter warnen. Der an vielen Stellen scheinbar gemählich dahinfließende Fluss könnte zur gefährlichen Falle werden.

Die Stelle an der Bommeraner Uferstraße, an der das Fahrgastschiff Schwalbe II in Nicht-Coronazeiten auf die Ruhr hinausfährt, sei der beliebteste Treffpunkt für Menschen, die im Fluss schwimmen wollen, sagt Wittens DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel.Menschen, die in der Ruhr Abkühlung suchten, warnt die 26-Jährige: „Es gibt Strömungen, die man von oben nicht sehen kann." Diese könnten tückisch und manchmal auch lebensgefährlich werden. Eine große Gefahr drohe auch an Stellen wie der Herbeder Lakebrücke. „Im Bereich der dortigen Buhnen gibt es Strudel, die Menschen nach unten ziehen können", so Vogel.

Strudel können Schwimmer in die Tiefe ziehen

Auch an Brückenpfeilern in der Ruhr herrsche Lebensgefahr, ebenso im Bereich der Schleuse am Hevener Schleusenwärterhäuschen. Am Neujahrsabend musste die Feuerwehr dort einen sehr erfahrenen Kanuten retten, der aus eigener Kraft nicht mehr aus der Strömung am Wehr herauskam. Am Wasserkraftwerk Hohenstein sei ebenfalls ein beliebter Treffpunkt von Ruhr-Schwimmern, sagt die DLRG-Sprecherin - und warnt eindringlich: „Sehr gefährlich." Auch hier könne es zu Strudeln kommen, die Schwimmer in die Tiefe ziehen könnten.

An der Anlegestelle der Schwalbe an der Uferstraße und auch im Bereich der Nachtigallbrücke würden sich abends gerne Jugendliche treffen, um Alkohol zu trinken und danach eine Runde zu schwimmen. Eine ganz schlechte Idee, so die Lebensretterin. Nicht zuletzt verzögere der Alkohol die Reaktionsfähigkeit und führe zu einer falschen Einschätzung von Gefahren. Zu DRLG-Einsätzen komme es auch am Bommeraner Campingplatz Steger, wo Kanutouren enden und Menschen auf ihren Booten zum Schluss noch einmal gerne Faxen machen.

Auf der Wittener Ruhr sind mehr Kanufahrer als sonst unterwegs

Am vergangenen Samstagabend rückten 19 DLRG-Kräfte - ehrenamtlich - zusammen mit Feuerwehr und Polizei zur Wetterstraße in Höhe des Campingplatzes Steger aus. Der Grund: ein Junggesellen-Abschied auf der Ruhr und ein leeres Schlauchboot auf dem Wasser. Zum Glück war nichts passiert. Dass das wegen der Pandemie in diesem Sommer geschlossene Freibad in Annen oder auch andere nicht geöffnete Bäder - wie befürchtet - zu mehr „wildem“ Schwimmen in der Ruhr führen könnten – diesen Eindruck hat Vanessa Vogel anders als ihre Bochumer Kollegen nicht. „Die Ruhrwiesen sind bei gutem Wetter immer voll." Was in diesem Jahr deutlich zugenommen habe, seien dagegen Kanufahrten und das in die Mode gekommene Stand-up-Paddling (Stehpaddeln). „Und Kanus wie auch Bretter können kippen."

Was der DRLG-Sprecherin und auch ihren Bochumer Kollegen Sorge bereitet: 60 Prozent aller Kinder und Jugendlicher können nicht sicher schwimmen. Für die DLRG heißt das: mindestens 200 Meter am Stück. Der Schwimm-Unterricht an Schulen werde ein wenig vernachlässigt, auch aufgrund von Lehrermangel, heißt es von der DRLG. Wegen Corona und der geschlossenen Bäder fielen auch noch Kurse aus. Bei den Anfängerschwimmkursen, die die Wittener Lebensretter anbieten, muss man mit Wartezeiten von bis zu zwei Jahren rechnen, so Vogel. „Wir wollen in kleinen Gruppen trainieren, damit man auch auf jedes Kind eingehen kann."

>>> DLRG-Stationen an Wochenenden besetzt

Ertrinken ist laut DLRG die zweithäufigste Todesursache bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren. 65 Menschen ertranken 2019 in NRW, 417 waren es bundesweit. Die Wittener DLRG war im vergangenen Jahr 34 Mal im Einsatz - für Wasserrettungen, Erste Hilfe, technische Hilfeleistungen sowie der Suche nach Vermissten. In diesem Jahr gab es bislang 14 Einsätze.

Wittens DLRG unterhält fünf Wachstationen, zwei davon an der Bommeraner Uferstraße, eine am Fähranleger der Schwalbe, die andere am Campingplatz Steger. Die weiteren Stationen sind am alten Stellwerk der Bahn an der Nachtigallstraße, an der Herbeder Lakebrücke und am Herbeder Südufer des Kemnader Sees. Zwischen Mai und September sind die Stationen an Wochenenden und Feiertagen abends bis 18 Uhr besetzt.