Witten. Wer in Witten illegale Müllkippen entdeckt, kann sie der Stadt melden. Doch die ist nicht rund um die Uhr erreichbar. Was Bürger dann tun können.

Gerd Walger ärgert sich. Seit vergangener Woche liegen in seinem Garten unter anderem ein Tisch und ein Stuhl, die jemand wohl dort entsorgen wollte. „Eine Dreistigkeit“, findet der 78-jährige Wittener. Auch auf dem angrenzenden Gehsteig an der Rüdinghauser Straße sei illegal Müll abgeladen worden, berichtet er. Dort erschwerten ausgediente Matratzen zeitweise das Durchkommen.

Als Gerd Walger der Sperrmüll in seinem Garten und in der umgebenden Hecke am Freitagnachmittag aufgefallen war, suchte er Hilfe beim Ordnungsamt – ohne Erfolg. „Das muss doch auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten erreichbar sein“, findet der Wittener. Auch die Polizei konnte ihm nicht weiterhelfen.

Für wilden Müll auf städtischem Gebiet ist in Witten das Betriebsamt zuständig

Erst am Montag habe er dann mit dem Ordnungsamt gesprochen, sagt er. Das Ergebnis: Die Matratzen auf dem Gehweg werden entsorgt. Der Müll in seinem Garten hingegen falle in seine eigene Zuständigkeit, erfuhr Gerd Walger. Stadtsprecherin Lena Küçük bestätigt dies: Für wilden Müll auf städtischem Gebiet sei das Betriebsamt zuständig, etwa für illegal im Wald entsorgte Autoreifen oder Elektrogeräte.

Küçük empfiehlt für diese Fälle den Mängelmelder. Darüber können Wittener zum Beispiel Schlaglöcher, defekte Straßenschilder oder eben wilden Müll digital an die Stadt melden. Der Vorteil: „Man hat das gute Gefühl, sein Anliegen platziert zu haben“, sagt die Stadtsprecherin. Außerdem leite das System jeden Mangel an die zuständige Stelle weiter.

Den Verantwortlichen droht ein Bußgeld

Einen Tisch und andere Gegenstände sind offenbar über die Hecke geworfen worden und in Gerd Walgers Garten gelandet. Jetzt muss sich der Wittener um die Entsorgung kümmern.
Einen Tisch und andere Gegenstände sind offenbar über die Hecke geworfen worden und in Gerd Walgers Garten gelandet. Jetzt muss sich der Wittener um die Entsorgung kümmern. © Gerd Walger

Im Fall des wilden Mülls sei beispielsweise das Ordnungsamt gar nicht der richtige Ansprechpartner. „Das versucht nur nachzuvollziehen, wer der Verursacher ist“, erklärt Lena Küçük. Und wenn dieser nicht gerade seinen Namen auf den illegal entsorgten Abfall geschrieben habe, werde der eben in der Regel nicht ausfindig gemacht. Wenn doch, drohe dem Verantwortlichen ein Bußgeld.

In Gerd Walgers Fall hätte aber auch der Mängelmelder nur bedingt geholfen. Die Matratzen auf dem Bürgersteig hätte er auch am Freitagnachmittag oder am Wochenende melden können und hätte gewusst: Es wird sich jemand darum kümmern. Doch auf den Abfällen in seinem Garten bleibt der 78-Jährige sitzen.

Sperrmüllabholung ist einmal im Jahr kostenlos

Der Mängelmelder „Da ist wat“

Den Mängelmelder „Da ist wat“ finden Wittenerinnen und Wittener auf www.witten.de/willkommen-in-witten/maengelmelder/.

Im Juli 2018 ist der Mängelmelder an den Start gegangen. Seitdem sind über das System 1511 Fälle gelöst worden, 184 wurden ungelöst abgeschlossen, 56 abgelehnt, 197 sind in Bearbeitung.

Unter „ungelöst abgeschlossen“ fallen laut Stadt zum Beispiel Meldungen, die einen Mangel auf einem privaten Grundstück anzeigen. „Abgelehnte Fälle“ sind solche, für die die Stadt nicht der richtige Ansprechpartner ist, etwa Nachbarschaftsstreitigkeiten.

Die Stadt weist darauf hin, dass Fotos und Geodaten helfen, die Meldungen zügig zu bearbeiten. Zu Verzögerungen könne es kommen, wenn auf Fotos beispielsweise Kennzeichen zu erkennen sind, die aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht werden müssen.

Dass das „sehr ärgerlich“ ist, versteht Lena Küçük. „Der Mensch muss sich um ein Problem kümmern, das er selbst nicht verursacht hat.“ Warum Gerd Walger die Gegenstände aus seinem Garten nicht einfach mit auf den Gehweg stellen könne, damit das Betriebsamt auch diese entsorge, habe aber einen guten Grund: Die Stadtverwaltung kann nicht immer nachvollziehen, wer der Verursacher ist.

Anders als in Walgers Fall könnten Bürger also auf die Idee kommen, ihren Sperrmüll auf diesem Weg loszuwerden. Und dann „geht die private Entsorgung auf Kosten der Steuerzahler“, so Lena Küçük. Gerd Walger rät sie, die in seinem Garten widerrechtlich entsorgten Möbel als Sperrmüll abholen zu lassen. Dies ist für jeden Wittener Haushalt einmal im Jahr kostenlos. Damit dem 78-Jährigen neben dem Ärger wenigstens nicht noch Kosten entstehen.