Witten. Die Uni Witten setzt mit ihrem Neubau auf Nachhaltigkeit und Innovation – etwa mit Duschen und Umkleiden für Radfahrer. Was dort geplant ist.

Der Holzbau ist der neue nachhaltige Kern der Universität Witten/Herdecke. Jetzt ist er fast fertig und geht ab August in den Betrieb. Eine offene Führung im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche von Stadt und IHK lockte am Sonntagnachmittag etwa 15 Wittener zur Uni.

Noch stehen Bauzäune und Container vor dem Gebäude, das Betreten der Baustelle ist nur mit Schutzkleidung erlaubt. Doch schon bald sollen in den neuen Holzbau der Uni Büros, Seminarräume, die Bibliothek und ein Café einziehen. Der Neubau auf dem ehemaligen Parkplatz neben dem Hauptgebäude umfasst 7.000 Quadratmeter. Das (inklusive Einrichtung) 28-Millionen-Projekt wächst seit Mai 2020 rasant in die Höhe.

Neubau besteht zu 75 Prozent aus Holz

Der Neubau der Uni Witten/Herdecke besteht zu 75 Prozent aus  Holz. Hier während der Bauphase im Oktober 2020.
Der Neubau der Uni Witten/Herdecke besteht zu 75 Prozent aus Holz. Hier während der Bauphase im Oktober 2020. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Als Nachhaltigkeitsmanager der Uni hat Domenik Treß den Bauprozess mitbetreut. Am Sonntag gibt der 28-Jährige daher die Führung um das Gebäude herum und erklärt, welche Nachhaltigkeitsaspekte in der Planung berücksichtigt wurden. „Wir haben uns bei allen Entscheidungen die Frage gestellt: Brauchen wir das wirklich und wenn ja, wie viel davon?“, sagt Treß.

An der Führung nehmen unter anderem Klimaschützer und Architekten aus Witten teil. Viele Fragen stellt Elektrotechniker Richard Stanek. Der 56-Jährige wohnt in der Nähe der Uni: „Ich fahre hier oft mit dem Fahrrad vorbei und konnte den Baufortschritt beobachten.“

Raumstruktur lässt sich verändern

Von außen sichtbar nachhaltig: Das Gebäude besteht zu 75 Prozent aus Holz. Das speichert nicht nur 1.300 Tonnen CO2, sondern kann auch rückgebaut und wiederverwendet werden. Verbaut wurde vor allem Kiefern- und Fichtenholz, die Fassade besteht aus Lärchenholz. Nur das Fundament und das Kellergeschoss sind aus Beton. Weil der Großteil der Holzwände im Gebäude nicht tragend ist, sich also herausnehmen lässt, kann die Raumstruktur in den nächsten Jahren wieder verändert werden – zum Beispiel, um die Aufteilung in Einzelbüros und Co-Working-Spaces anzupassen.

Die neue Bibliothek wird digitaler als zuvor

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Dass der Neubau die Anforderungen der Zukunft erfüllt, war bei den Planungen besonders wichtig, sagt Treß. So soll etwa die neue Bibliothek vor allem aus Lern- und Arbeitsplätzen bestehen. Der Buchbestand wird digitalisiert, sodass nur noch ein Drittel des aktuellen Bestands analog zur Verfügung steht. Außerdem spielt nachhaltige Mobilität eine wichtige Rolle. 400 neue Fahrradstellplätze entstehen neben dem Holzbau. Drinnen wird es Umkleiden und Duschen sowie Spinde für Fahrradhelme geben. Im ebenfalls neu gebauten Parkhaus am Rande des Campus können in den kommenden Jahren bis zu 120 Parkplätze mit Ladepunkt für Elektro-Autos angeschlossen werden.

Den Strom für das neue Gebäude soll im Sommer zukünftig eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach liefern. Die Dachbegrünung hat einen kühlenden Effekt, hält Regenwasser zurück und verhindert damit Überschwemmungen.

Nachhaltigkeitsprogramm „Urbane Produktionen“

Noch bis zum 5. Juni läuft in Witten das Programm zum Thema Nachhaltigkeit von der städtischen Wirtschaftsförderung und der IHK. In der Stadtgalerie und im ehemaligen Kaufhof-Gebäude ist eine Ausstellung zu sehen.

An jedem Werktag wird ein Online-Seminar angeboten. Außerdem gibt es verschiedene Führungen, zum Beispiel durch die Biogasanlage im Bebbelsdorf. Anmeldungen sind unter www.urbaneproduktion.ruhr/termine möglich.

Der Uni-Neubau soll barrierefrei und inklusiv sein. „Soziale Fragen sind genauso wichtig wie ökologische“, sagt Dominik Treß. Vor dem Gebäude entsteht eine Rampe, die Bushaltestelle und Gehweg mit den Gebäudeeingängen verbindet. Bisher sei der Weg zum Haupteingang für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, zu steil gewesen. Außerdem wird es neben den üblichen Toiletten für Männer und Frauen auch genderneutrale Toiletten geben, die alle Menschen nutzen können. Mit einem offenen Café will die Uni stärker in Kontakt zu den Wittenern treten und mehr Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Treß: „Das ist eine einladende Geste.“