Witten. In Biotonnen in Witten landet nicht nur Bioabfall, sondern häufig auch Verpackungsmüll. Die Biogasanlage kann kleinste Teilchen nicht wegfiltern.

26.000 Tonnen Bioabfall sind im vergangenen Jahr im Kreis angefallen. Zu Biogas vergoren werden diese Abfälle in der Biogasanlage der AHE im Bebbelsdorf. Daraus entsteht dann „grüner“ Strom, der ins Netz der Wittener Stadtwerke eingespeist wird. Als sogenannte Gärrückstände fallen Flüssigdünger und Kompost an. Im Kompost, den der Entsorger AHE auch kostenlos an Landwirte abgibt, hat ein Student jetzt kleine Plastik- und Glasstückchen entdeckt.

AHE-Chef Johannes Einig vor der Biogasanlage im Bebbelsdorf.  Diese versorgt auch jährlich 3000 Haushalte mit Strom.
AHE-Chef Johannes Einig vor der Biogasanlage im Bebbelsdorf. Diese versorgt auch jährlich 3000 Haushalte mit Strom. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

AHE-Chef Johannes Einig betont, dass der Kompost regelmäßig kontrolliert und zertifiziert werde - nach der Bioabfall- und Düngemittel-Verordnung sowie der europäischen Öko-Verordnung. Vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung „RAL“ habe der Kompost ein Gütezeichen. „Wir erfüllen alle gesetzlichen Auflagen. Unsere Anlage ist auf dem höchsten Stand der Technik, aber alle Rückstände bekommt man nicht raus“, sagt Einig. So könnten durch die Siebe der Biogasanlage Stückchen rutschen, die kleiner als zehn Millimeter seien. „Da hat die Filterung ihre technischen Grenzen.“

2014 hatten Bauern aus der Region, denen der AHE-Kompost zur Verfügung gestellt wurde, über „Ein-Euro-Stück-große Plastikrückstände“ im Kompost geklagt. Die AHE hatte feinmaschigere Siebe eingebaut und so 2015 die Qualität des Komposts erheblich verbessern können, wie das Entsorgungsunternehmen damals betonte.

Expertin: Auch Essensreste, darunter Fleisch und Fisch, gehören in die braune Tonne

Der Wetteraner Entsorger arbeitet jetzt an einer neuen Sortierstrecke, um künftig noch feinere Teilchen aus dem Kompost holen zu können. Rückstandsfrei könne dieser aber nur werden, wenn die Bürger darauf achteten, dass mit dem Bioabfall nicht auch Plastiksäckchen etwa fürs Obst und Gemüse, Gläser oder Plastiktüten in die Bioabfalltonne wandern, sagt AHE-Geschäftsführer Einig. Diese sogenannten Fehlwürfe machten beim Bioabfall im EN-Kreis immerhin rund zehn Prozent aus.

Eine Zahl, die Svenja Wollmer-Rügger als Leiterin der öffentlich-rechtlichen Abfallwirtschaft beim Kreis bestätigt. Sie betont: „In den Bioabfall gehört nur, was vor und nach dem Kochtopf anfällt.“ Meint: Obst- und Gemüseabfälle, Eierschalen, Kaffeesatz und Filter, Tee und Teefilter. Auch Essensreste, darunter Fleisch und Fisch, sollten in die braune und nicht in die graue Restmülltonne wandern. Schimmeliges Obst oder Gemüse sollte vor dem Wurf in die Tonne vom Plastiknetz oder Glas befreit werden. Was ebenfalls passiere und nicht richtig sei: „Leute werfen abgelaufene Lebensmittel samt Verpackung in den Bioabfall. Das muss man vorher auch trennen.“ Und natürlich sei auch Hundekot kein Biomüll.

85 Prozent der Haushalte in Witten haben eine Biotonne

Biogasanlage ist die einzige im EN-Kreis

Die Biogasanlage des Entsorgungsunternehmens AHE ist Ende 2012 im Bebbelsdorf in Betrieb gegangen. Ende vergangenen Jahres hat die Anlage ein neues, zweites Blockheizkraftwerk bekommen, das aus Biogas Strom und Wärme produziert. Dafür hat die AHE eine halbe Million Euro am Standort investiert. Die Biogasanlage in Witten ist die einzige im EN-Kreis. Sie versorgt jährlich 3000 Haushalte mit Strom. Der Kompost werde von Landwirten nicht zur Düngung, sondern zur Auflockerung von Böden eingesetzt, so die AHE.

Wer einen Garten besitzt, kann etwa auch Baum-, Strauch- und Rasenschnitt sowie Schnittblumenreste und Kleintierstreu (soweit kompostierbar) in der Biotonne entsorgen. Der EN-Kreis will nach den Sommerferien den Fehlwürfen in den Biotonnen auf den Grund gehen, sagt Svenja Wollmer-Rügger. „Wir möchten eine Bioabfall-Analyse machen, um herausfinden, was in welchen Städten des Kreises im Bioabfall landet.“ Wenn man die Ergebnisse habe, wolle man die Bürger noch einmal gezielter aufklären. In Witten verfügen 85 Prozent der Haushalte über eine Biotonne, die - wie die graue Tonne - 14-tägig von der Stadt geleert wird. „Wird die Biotonne nicht ordnungsgemäß befüllt, kann sie auch durch die Stadt entfernt werden“, betont Wollmer-Rügger.