Witten. Peter Lechners Kunst macht heute noch Kinder auf dem Berliner Platz in Witten glücklich. Der verstorbene Bildhauer gründete den Lechnerhof.
Wittens Kinder macht Peter Lechner bis heute glücklich. Der Bildhauer und Keramiker gestaltete Mitte der 70er Jahre den Berliner Platz mitten in der City mit markanten Schirmpilzen und schneckenförmigen Wasserspielen. Lechners bis heute existierende wellenförmige Mauer an den Straßenbahnschienen, die in einer Steinschnecke mündet, zählt zu den beliebtesten Spielplätzen in der Innenstadt. Der gebürtige Wittener Peter Lechner starb jetzt im Alter von 82 Jahren in Essen.
Er stammt aus einer Wittener Künstlerfamilie. Sein Vater war ein Maler und Keramiker aus Österreich, die Mutter Bildhauerin und Keramikerin. Peter Lechner war kaum 21 Jahre alt, als der Vater starb und er die elterliche Keramikwerkstatt am Mühlengraben übernahm. Sein Arbeitsort sollte dann der Lechnerhof werden, grün und idyllisch in Durchholz gelegen. Peter Lechner war mit der Künstlerin Christel Lechner verheiratet. Beide wussten als junges Paar: Wir wollen aufs Land. 1968 fanden sie den rund 250 Jahre alten Hof an der Stoltenbergstraße, der bis heute eine bekannte Adresse ist. Christel Lechner, die sich mit ihren „Alltagsmenschen“ aus Beton europaweit einen Namen machte, arbeitet dort heute zusammen mit ihrer Tochter Laura.
Von Peter Lechner stammt auch der Altar in der Erlöserkirche in Witten-Annen
Peter und Christel Lechner gingen nach 35 Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Töchtern 2004 künstlerisch und privat getrennte Wege. Lechner eröffnete ein Atelier in Essen-Steele-Horst. In Witten hinterließ er nicht nur am Berliner Platz seine Spuren. Von ihm stammt auch der Altar in der Annener Erlöserkirche aus Stahl und Glas. In einem Interview mit unserer Zeitung hatte der Künstler erklärt, warum er sich für diese Materialien entschieden hatte. „Annen war früher geprägt von der Stahl- und Glasindustrie. Es gab mindestens drei Glashütten hier. Deshalb habe ich genau die beiden Materialien für diesen Altar benutzt.“
Peter Lechner zog es auch ans Wasser, nach Amsterdam, wo er ein Hausboot besaß, das groß genug war, um an Bord auch ein Atelier einrichten zu können. Dort schuf er Wasserskulpturen und machte Entwürfe für einen Ruhrtal-Kunstweg in Witten und am Kemnader See.
Christel und Peter Lechner setzten sich für den Erhalt von Haus Witten ein
In den 70er Jahren setzte sich Peter Lechner zusammen mit seiner Frau Christel für den Erhalt von Haus Witten ein, damals noch eine Ruine. Christel Lechner: „Die Stadt dachte über einen Abriss nach.“ In einer nächtlichen Aktion zog Peter Lechner, unterstützt von dem Architekten Karl Gehse und dem Anstreicher Detlef Grüneke, einen roten Strich vom Rathausplatz über die Ruhrstraße bis hinunter zum Haus Witten. Das Trio nannte sich Lechnix, Gehsix und Grünix - in Anlehnung an den französischen Asterix-Comic. Von der Stadt erhielt Lechner anschließend eine Rechnung für die Beseitigung der „Verschmutzung“. Wittener Geschäftsleute halfen dabei, den Betrag zu begleichen.
Lechner war auch an der Uni Duisburg tätig
Bildhauer und Keramiker Peter Lechner entwarf auch die Gestaltung für den Innenhof der Duisburger Universität, ebenso für das Kasino auf der Essener Zeche Zollverein. Eine Rauminstallation aus Stahl und blauer Keramik von ihm ist im Institut für Organische Chemie in Münster zu sehen.
Mit seiner früheren Frau, der Wittener Bildhauerin Christel Lechner, hat Peter Lechner zwei Töchter - Laura und Anna. Anna Lechner war als Requisiteurin für den Film und das Fernsehen tätig.
Peter Lechners Gestaltung des Berliner Platzes nahm ihren Anfang in einer Anfrage der Stadt Witten. Diese hatte ihn nach einem Entwurf für einen Brunnen gefragt. Der Künstler schlug vor, gleich den gesamten Platz zu gestalten und bekam hierfür vom Wittener Rat grünes Licht.
Die Stadt entschied sich später für einen funktionaleren Berliner Platz
Seine Wasserläufe, seine Steinbrücke und die Schirmpilze mussten 2011 einer sachlichen Neugestaltung weichen. Die Stadt hatte sich im Zuge der Eröffnung der neuen Stadtgalerie für einen funktionaleren Berliner Platz entschieden. Lechner hatte einen Ort mit „Wohnraum-Charakter“geschaffen, wie er immer betonte. Dabei lagen ihm vor allem die Kinder am Herzen, die sich heute noch täglich auf dem Berliner Platz über seine erhaltene Steinschnecke freuen, die sie mit strahlenden Gesichtern ablaufen.