Am Berliner Platz schieden sich die Geister. Erst galt er als spektakulär, dann als übermöbliert. Auch der Umbau 2011 schmeckt nicht allen.

Erkannt haben die Wittener den Berliner Platz auf dem Schwarz-Weiß-Foto von 1983 sowieso. Er galt gegen Ende als „zugestellt“ und „übermöbliert“. Im Zuge der städtebaulichen Runderneuerung nach Vollendung der Stadtgalerie (2009) wurde er 2011 entrümpelt und modernisiert.

Das Foto zeigt den Berliner Platz mit der noch immer vorhandenen welligen Mauer mit der Schnecke (links) und dem nicht mehr vorhandenen Wasserspiel, dessen spiralförmiger Trichter von Kindern gerne genutzt wurde. Das Wasserbecken diente vor allem im Sommer manchem Kind – genauso wie die Springbrunnen heute – als Abkühlung. Sowohl das Wasserbecken als auch die Spirale wurden mit schwimmfähigen Gegenständen bespielt und/oder barfuß oder mit Gummistiefeln begangen. Christina Wildvang

Beim Start fanden viele den Platz spektakulär

Die Umgestaltung des Berliner Platzes in den 70er Jahren war für viele Bürger spektakulär! Die Neugestaltung mit den farbigen Pilzen, die oft mit umgedrehten Regenschirmen verglichen wurden und von dem Wittener Künstler Peter Lechner gestaltet wurden, sowie der Brunnen mit den zwei kipp- bzw. drehbaren Ausläufen und dem anschließenden schneckenartigen Verlauf des Wassers bis zum Gully sowie der gepflasterten Schnecke waren schon etwas besonderes für die Stadt.


Hier steppte bisweilen der Bär: Berliner Platz bei einem Flohmarkt im Zuge der Ferienspiele 1983.
Hier steppte bisweilen der Bär: Berliner Platz bei einem Flohmarkt im Zuge der Ferienspiele 1983. © Foto: Liesenhoff, Repro: Karoline Robbert

Viele Diskussionen gab es hinsichtlich der Platzoberfläche, also dem neu verlegten Kleinsteinpflaster, das eher geeignet war, den Umsatz der nahegelegenen Damenschuhgeschäfte anzukurbeln, als einen sicheren Gang über den Platz zu gewährleisten. Die heutige Gestaltung und Nutzung des Platzes ist sicherlich zeitgemäßer und moderner, aber ist sie deshalb schöner? Manfred Schwandt

Biergarten mit Mühlsteinen

Oben ist der Pilz mit dem Sitzrondell zu sehen, die später entfernt wurden. Ganz oben sieht man Teile des Biergartens des „Dixieclubs“, wo ich in den 80ern oft gesessen habe. Die Tische waren alte Mühlsteine. Links sieht man noch die originale Spiralschlange, die nach der Umgestaltung der Bahnhofstraße keine echte Spirale mehr war. Heute ist sie das einzige Überbleibsel nach der erneuten Umgestaltung. Rainer Kracht

Kein Gefallen an bunten Pilzen

Schade für das Schwarz-Weiß-Foto, in Farbe hätte man den Flair der 70er Jahre besser mitbekommen. Es ist der damals entstandene und neu gestaltete Berliner Platz, der mir ehrlich gesagt schon damals als Teenager mit den bunten, auf Spitze stehenden Schirmen, der beweglichen roten Plastikrohrschnecke am Brunnen und den künstlich geschaffenen Hindernissen nicht gefallen hat. Bernd-Peter Remmers

Heute ist der Platz multifunktional: Im Sommer sprudeln die Fontänen, im Winter trifft man sich auf dem Weihnachtsmarkt.
Heute ist der Platz multifunktional: Im Sommer sprudeln die Fontänen, im Winter trifft man sich auf dem Weihnachtsmarkt. © Jürgen Theobald (theo)

Viele Wittener waren empört

Ich kann mich sehr gut an die Empörung vieler Bürgerinnen und Bürger erinnern. Im Fokus stand damals insbesondere der Brunnen des in Witten geborenen Künstlers Peter Lechner. Persönlich finde ich es schade, dass der spiralförmige Wasserablauf, der Brunnen und die Sonnenschirme entfernt wurden. Als junge Männer war der Platz – und nicht nur für uns – ein Kommunikationszentrum. Und war es nicht auch ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Witten ? Erst wich der Sackträgerbrunnen und 2011 der Künstlerbrunnen. Eine Frage der Zeit, wann eine erneute Umgestaltung des Platzes erfolgt? Ich frage mich, warum? Alles der spielenden Kinder wegen? Wären spielende Kinder nicht mehr zu hören, dann müssten wir uns erst recht Sorgen machen! So ist das nun einmal, was für die einen ein großer Spaß ist, gerät anderen zum Ärgernis! Werner Schultze