Witten. Einen traurigen Rekord hält Witten bei der Grundsteuer. In keiner größeren Stadt in Deutschland zahlt man mehr. Die Unterschiede sind gewaltig.
Witten liegt bei der Höhe der Grundsteuer weiterhin an der Spitze unter den 100 größten Städten in Deutschland. Das hat eine Studie im Auftrag von „Haus und Grund“ ergeben. Mit durchschnittlich 771 Euro pro Jahr ist es demnach nirgendwo teurer. Verglichen wurde die Belastung für ein normales Einfamilienhaus (125 m² Wohnfläche, Grundstück 500 m²), das eine vierköpfige Familie bewohnt.
Zwischen Sieger Gütersloh und Schlusslicht Witten liegen 448 Euro
Witten liegt damit fast 300 Euro über dem Jahresdurchschnitt der verglichenen Städte. Sieger des Rankings ist erneut Gütersloh mit einer „gleichbleibend niedrigen“ Jahresgrundsteuer von 323 Euro, wie es in der Studie heißt. „Zwischen dem Sieger Gütersloh und dem Schlusslicht Witten besteht eine Diskrepanz von jährlich knapp 448 Euro, gemessen an einem Standard-Einfamilienhaus“, so das Institut der deutschen Wirtschaft, das die Studie für den Eigentümer-Verein „Haus & Grund“ angefertigt hat. Dies entspreche fast der durchschnittlichen Jahresgrundsteuer von 478 Euro. Zwölf Städte hätten die Grundsteuer laut seit 2018 erhöht und drei gesenkt.
Im Ländervergleich schneidet NRW laut Studie mit durchschnittlich 535 Euro am drittschlechtesten ab, nur noch gefolgt von Bremen (568 Euro) und Berlin (686 Euro). Hauseigentümer in Rheinland-Pfalz kommen mit einem durchschnittlichen Betrag von 385 Euro am günstigsten davon, gefolgt von Baden-Württemberg (402 Euro) und Bayern (419 Euro). Von der Abgabe sind Mieter genauso betroffen, weil die Grundsteuer umgelegt wird.
Rat in Witten beschloss Rekordanstieg auf 910 Punkte im Jahr 2016
In Witten liegt der Satz für die Grundsteuer B seit 2016 unverändert bei 910 Punkten. Der Rat hatte den Rekordanstieg um 30 Prozent (vorher 690 Punkte) seinerseits beschlossen, um den Haushalt zu sanieren. Jährlich landen seitdem über 30 Millionen Euro im Topf des Kämmerers. Neben Witten belegen mit Herne, Hagen, Lünen, Marl, Duisburg und Mülheim noch weitere sechs Revierstädte die hinteren Ränge in der Studie.
Angesichts der großen Unterschiede bei der Grundsteuer gerade in NRW erinnert der Präsident von Haus & Grund Deutschland die Städte an ihre besondere Verantwortung. Angemahnt wird eine Reform.
„Das Problem ist, dass auch die Nebenkosten so stark gestiegen sind“, sagt Bernd Colditz, Vorsitzender von Haus & Grund in Annen. Dann werde auch die Vermietung entsprechend schwieriger. Was die vom Verfassungsgericht angemahnte Reform der Grundsteuer angeht, ist der 74-Jährige wenig zuversichtlich. „Wir befürchten, dass bei einer anderen Bemessungsgrundlage noch mehr auf die Eigentümer und damit die Mieter zukommt.“