Witten. . In Gütersloh zahlt man laut einer Studie über 400 Euro weniger Grundsteuer im Jahr als in Witten. Die Ruhrstadt übertrifft alle größeren Städte.

Witten hat es mit seiner hohen Grundsteuer in eine Meldung des Nachrichtenmagazins Focus geschafft. Unter Berufung auf eine noch unveröffentlichte Studie des Eigentümerverbandes Haus & Grund wird darin die Grundsteuer in den 100 größten deutschen Städten verglichen. Und wer liegt an der Spitze? Richtig, Witten.

Während ein Vier-Personen-Haushalt in Gütersloh durchschnittlich 323 Euro Grundsteuer pro Jahr zahlt, sind es in der Ruhrstadt 771 – fast 450 mehr bei einer vergleichbaren Wohnsituation. Seit der Wittener Rat den Rekord-Hebesatz 2016 von 910 Punkten für die Grundsteuer B beschloss, ist klar: In Witten werden Haus- und Wohnungseigentümer beziehungsweise deren Mieter so stark zur Kasse gebeten.

32 Millionen Euro fließen ins Stadtsäckel

Kämmerer Matthias Kleinschmidt rechnet damit, dass die Grundsteuer B in diesem Jahr 32 Millionen Euro in den Stadtsäckel spült. Höhere Steuereinnahmen werde die Stadt nur noch mit der Gewerbesteuer (knapp 56 Millionen) und der Einkommensteuer) (52 Millionen Euro) erzielen.

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Da Kommunen den Hebesatz zur Berechnung der Grundsteuer B selbst festlegen können, ist dies eine beliebte Stellschraube, um höhere Einnahmen zu erzielen. In Witten „explodierte“ die Grundsteuer B in den vergangenen Jahren. 2013 wurde der Hebesatz von 470 auf 590 Punkte erhöht, 2015 auf 690 Punkte, 2016 schließlich auf 910 Punkte – eine Erhöhung um 94 Prozent in vier Jahren.

Auch wenn das Ruhrgebiet bei der Grundsteuer zu den teuersten Pflastern bundesweit zählt, haben andere Kommunen in Finanznöten diese Steuer nicht so weit ausgereizt wie Witten. So zeigt die Untersuchung von Haus & Grund etwa, dass ein Vier-Personen-Haushalt in Essen und Oberhausen mit jährlich jeweils 568 Euro belastet wird. Den Platz 2 belegt Duisburg mit 724 Euro gefolgt von Berlin mit 686 Euro. Wobei selbst Nachbarstädte wie Hattingen inzwischen die „800“-Punktemarke überschritten haben.

Zusätzliche Einnahmen ersparen Witten den Sparkommissar

Kämmerer Matthias Kleinschmidt wirbt um Verständnis für die hohe Besteuerung in Witten. So könne die Nothaushalt-Kommune weiterhin ohne Fremdbestimmung durch einen Sparkommissar planen. Sie behalte auch einen gewissen Spielraum für Investitionen und könne sich Fördermittel sichern. „Ausgaben einsparen“ hält er für keine Alternative. „Zu 95 Prozent müssen mit dem Haushalt kommunale Pflichtaufgaben finanziert werden.“

PS: Es geht übrigens noch doller: Nauheim in Hessen hat sogar eine Grundsteuer von 960 Punkten. Es taucht als Gemeinde mit 10 000 Einwohnern aber nicht in der Studie auf.

Städte mit niedrigster GrundsteuerbelastungStädte mit höchster Grundsteuerbelastung
Gütersloh: 323 EuroWitten: 771 Euro
Regensburg: 335 EuroDuisburg: 724 Euro
Ratingen: 339 EuroBerlin: 686 Euro
Reutlingen 339 EuroLeverkusen: 669 Euro
Ludwigsburg: 343 EuroMarl: 669 Euro
Konstanz: 347 EuroLünen: 644 Euro
Ludwigshafen/Rhein: 356 EuroHagen: 635 Euro
Koblenz:  356 EuroHerne: 631 Euro
Esslingen/Neckar: 360 EuroMoers: 627 Euro
Villingen-Schwenningen: 360 EuroRecklinghausen: 589 Euro
Paderborn: 363 EuroBremen: 589 Euro
Salzgitter: 364 EuroFlensburg: 585 Euro
Ulm: 364 EuroBonn: 576 Euro
Düsseldorf:  373 EuroEssen: 568 Euro
Oldenburg: 377 EuroOberhausen: 586 Euro
Quelle: Noch Unveröffentlichte Studie Haus & Grund laut Focus