Witten. Der Naturhof Witten sucht ein neues Zuhause. Denn das aktuelle Grundstück ist zu klein. Die Familie plant neue Projekte wie Hofcafé und Käserei.

Ein neues Zuhause zu finden, ist nicht einfach. Schon gar nicht, wenn man nicht nur zwei Kinder und vier Hunde im Schlepptau hat, sondern auch noch 130 Schafe, 19 Hühner und sechs Laufenten. Schon seit einem dreiviertel Jahr sucht der Naturhof Witten eine neue Bleibe – bislang vergebens. „Wir brauchen Platz für alle. Und mehr Wirtschaftsgebäude“, sagt Schäferin Dunja Berendsen. Und: „Wir würden wirklich so gerne hier in der Region bleiben.“

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Seit fünf Jahren bewirtschaftet die 50-Jährige mit ihrer Familie den Hof an der Durchholzer Straße. Seitdem ist die Schafherde stark angewachsen, zu Beginn waren es nur 25 Coburger Füchse. Die eigenen rund 2,5 Hektar Grünfläche reichen nun nicht mehr aus, um für die Winterzeit genügend Heu zu produzieren. „Wir müssen immer zukaufen, das ist unglaublich kostspielig“, sagt Berendsen. Besser wäre ein Kreislauf.

Produkte des Hofladens des Naturhofs Witten lagern bislang im Wohnzimmer der Familie

Zudem fehlt auf dem jetzigen Hof eine Scheune, um das Heu einzulagern. Ein großes Problem für den Familienbetrieb. Einmal in der Woche werden sie deshalb mit Heu beliefert, das dann provisorisch in einem Zelt aufbewahrt wird. Das bedeutet zusätzliche Arbeit für die vier Berendsens. „Sonst würden wir einmal die Scheune aufmachen“, sagt Mutter Dunja.

Dunja Berendsen mit Border-Collie Pepper vor dem Hofladen des Naturhofs Witten.
Dunja Berendsen mit Border-Collie Pepper vor dem Hofladen des Naturhofs Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch das ist nicht die einzige Baustelle. Der Hofladen, untergebracht in einem rosafarbenen Häuschen, ist zu klein. So klein, dass man beim Betreten den Kopf einziehen muss. „Er ist zwar süß, aber er könnte auch viermal so groß sein.“ Auch fehlt ein Lager für die regionalen Naturprodukte, die dort verkauft werden. „Wir sitzen im Wohnzimmer neben Seifenkartons“, sagt die zweifache Mutter lachend. Oft müssten die Kisten hin und her geschoben werden, um etwa an ein Buch zu kommen.

Parkplätze für Kunden fehlen

Mittlerweile habe sie viele Stammkunden, erzählt die engagierte Naturschützerin. Corona habe mehr Menschen wieder auf regionale Produkte aufmerksam gemacht. Doch vor dem Hof gibt es so gut wie keine Möglichkeit, ein Auto abzustellen. Auch das Wenden auf dem schmalen Feldweg ist abenteuerlich. Kunden hätten sie deshalb auch schon angerufen und einen Besuch abgesagt. „Wir brauchen Parkplätze“, sagt Dunja Berendsen. „Derzeit boykottiert sich das selbst.“ Auch ein angeschlossenes Hofcafé schwebt ihr vor.

Marla, 12, zeigt im Hofladen einen Kinderschlafsack – aus der Wolle der eigenen Schafe.
Marla, 12, zeigt im Hofladen einen Kinderschlafsack – aus der Wolle der eigenen Schafe. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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Der Naturhof hat sich dem Ziel verschrieben, alte Tierrassen zu erhalten, die Natur zu bewahren und diese den Menschen nahe zu bringen – durch den Besuch von Kindergartengruppen, Schulklassen oder auch Senioren. „Wir hatten schon Kinder hier, die wussten nicht, dass in ihrem Frühstücksei eigentlich ein Küken wachsen könnte“, erzählt Berendsen. „Oder dass Salami aus Tier besteht“, ergänzt ihr Sohn Lennart.

Kinder helfen engagiert mit

Der 15-Jährige möchte, ebenso wie seine Schwester Marla (12), später weiter auf dem Hof arbeiten. „Es erfüllt mich total draußen in der Natur zu sein, mit den Tieren.“ Als er drei Jahre alt war, holte die Familie die ersten drei Schafe zu sich. „Und ich habe sie mit der Flasche großgezogen“, sagt Lennart.

Angefangen hat alles vor zwölf Jahren mit drei Schafen – heute besteht die Herde von Schäferin Dunja Berendsen aus 130 Tieren. Im Stall auf dem Hof stehen derzeit die Muttertiere mit ihren Lämmern.
Angefangen hat alles vor zwölf Jahren mit drei Schafen – heute besteht die Herde von Schäferin Dunja Berendsen aus 130 Tieren. Im Stall auf dem Hof stehen derzeit die Muttertiere mit ihren Lämmern. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Schwester Marla hat bereits einen Kurs zur Schaf-Hebamme mitgemacht, kann Lämmer im Bauch der Mütter wenden – und hat vor rund einem Jahr, weil ihre Eltern zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause waren, bei einem Schaf alleine Geburtshilfe geleistet. Den kleinen Bock hat sie Felix getauft.

Hühnermobil und eigene Käserei sollen den Hof komplettieren

„Die Kinder sind jetzt schon voll mit dabei, ohne sie würde es gar nicht gehen“, sagt Dunja Berendsen. Auch deshalb soll der Naturhof wachsen – um eines Tages ein richtiger Familienbetrieb zu sein. „Wir arbeiten 365 Tage im Jahr und das gerne. Aber es ist ja nicht nur ein Hobby, man will auch davon leben können.“

Hof mit rund fünf Hektar Grünfläche benötigt

Der Naturhof Witten möchte in der Region bleiben. Benötigt wird eine circa 5 Hektar große Grünfläche plus Hofgelände mit Wirtschaftsgebäuden und Parkplätzen für Besucher. Auch sollte ein Gebäude für den Hofladen und das geplante Hofcafé vorhanden sein.

Wer der Familie weiterhelfen kann, kann per Mail an info@naturhof-witten.de oder unter der Nummer 01514/4520941 Kontakt aufnehmen.

Und dafür hat Mutter Dunja noch einige Pläne. Bislang leben 19 Orpington-Hühner auf dem Hof. Die Eier, die sie legen, nutzt bislang nur die Familie oder sie werden an Freunde verschenkt. Die 50-Jährige wünscht sich ein Hühnermobil. „Dann könnten wir bis zu 250 Tiere halten und die Eier verkaufen.“ Auch eine eigene Käserei wollen die Berendsens in Zukunft aufbauen, dort Produkte aus der Milch der eigenen Tiere herstellen.

Bislang aber ist die Suche nach einem passenden Grundstück erfolglos geblieben. Was Dunja Berendsen besonders schmerzt: „In der Region stehen einige Höfe leer und verfallen.“ Doch die Besitzer würden nicht verkaufen wollen. Daher hat sich die Familie nun auch bereits um Grundstücke in Bayern und Niedersachsen beworben. „Es hat sich hier alles so toll entwickelt. Aber wenn es gar nicht anders geht, müssen wir weiterziehen.“