Witten. Die Bewohner des Josefshauses in Witten bekamen trotz des Besuchsverbots einen Gast. Das Altenheim übernimmt die Patenschaft für ein Lämmchen.

Die Bewohner des Altenzentrums St. Josefshaus in Herbede haben es sich am Dienstagmorgen (5.5.) auf ihren Balkonen gemütlich gemacht. In Decken eingekuschelt, genießen sie die Sonne, die ihnen ins Gesicht scheint. Heute ist ein besonderer Tag. Zwar dürfen die Senioren wegen der Corona-Krise noch keinen Besuch im Haus empfangen. Ein kleiner Gast hat sich dennoch eingeschlichen.

Ein sechs Wochen altes Lämmchen namens Liesl spaziert morgens mit Dunja Berendsen vom "Naturhof" in Witten und ihrer elfjährigen Tochter Marla über den Innenhof des Altenheims. Das Josefshaus hat die Patenschaft für Liesl und eine Laufente übernommen. Auch der Ambulante Pflegedienst und die Wohngruppe "Haus Maria" sind jeweils Pate eines jungen Coburger Fuchsschafs. Am Dienstag (5.5.) hat Dunja Brendsen die Urkunden für die kleinen Vierbeiner übergeben.

Besuch auf dem Naturhof in Witten fällt in diesem Jahr aus

Im vergangenen Jahr hatten die Bewohner des Josefshauses den Naturhof in Witten besucht. Sie konnten die Lämmchen streicheln oder ein kleines Küken auf die Hand nehmen. Doch wegen der Corona-Krise ist das derzeit nicht möglich. Daher kam dem Team des Altenheims die Idee, die Tiere einfach zu den Bewohnern kommen zu lassen.

Während die Senioren an diesem Morgen an ihren Fenstern sitzen und dem kleinen braunen Lamm zusehen, wie es seine Milch aus der Flasche trinkt, erzählt Dunja Berendsen vom Naturhof etwas über die ersten Lebensmonate des Schafs. Denn Liesl lebt nicht mit den anderen Tieren in der Herde, sondern wurde mit der Flasche aufgezogen. "Am Anfang musste wir sie alle zwei Stunden füttern", sagt Tochter Marla. Weil sie wegen der Corona-Krise nicht in die Schule musste, konnte die Elfjährige jeden Tag helfen.

Das Team vom Josefshaus hofft, den Besuch auf dem Naturhof bald nachholen zu können. "Für die Bewohner ist es eine tolle Erfahrung, das flauschige Fell eines Lämmchens oder Kükens anzufassen", sagt Stefanie Schneider, Leiterin des sozialen Dienstes. Viele der Senioren hätten selbst früher in der Natur oder auf einem Bauernhof gelebt und würden sich nur allzu gut an den Geruch oder das Gefühl an den Händen erinnern.

Mitarbeiter des Josefshaus in Witten sorgen für Unterhaltung

Die Mitarbeiter des Altenheims sorgen so gut es geht dafür, dass den Bewohnern trotz der Krise nicht langweilig wird. Wenn nicht gerade ein Schaf vorbeikommt, spielt jemand draußen Gitarre, singt oder liest den Bewohnern etwas vor. "Wir sind froh, dass wir einen solchen Innenhof haben", sagt die Leiterin des sozialen Dienstes.

"Die Bewohner können sich über den Balkon mit ihren Angehörigen unterhalten, sie wenigstens mal sehen", so Schneider. Und das Angebot hätten in den vergangenen Wochen auch sehr viele Kinder und Enkel in Anspruch genommen. Trotzdem sind alle froh, dass ab dem kommenden Sonntag (10.5.) wieder Besuche möglich sind, auch im Haus. Lämmchen Liesl darf jederzeit wiederkommen. Die Bewohner haben es gleich in ihr Herz geschlossen.

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Info:

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat Lockerungen für Pflegeheime angekündigt. Ab kommenden Sonntag, 10. Mai, sind Besuche in Altenheimen wieder möglich. Ausgenommen sind allerdings Einrichtungen, in denen es "akute bestätigte Corona-Fälle" gibt.

Die Besuche in den Pflegeheimen sind beschränkt auf zwei Personen für höchstens zwei Stunden pro Tag. Zudem gibt es die Vorgabe, dass in Heimen separate Besuchsräume eingerichtet werden müssen, in denen man sich geschützt begegnen kann.