Witten. Was macht Corona mit uns? Das haben die Gemeinden Annen und Rüdinghausen die Wittener gefragt. Jetzt liegen die überraschenden Ergebnisse vor.

Leben im Lockdown – wie geht es den Menschen hier vor Ort damit? Das wollten die ev. Kirchengemeinden Annen und Rüdinghausen und die Stiftung Bildung & Kultur vor knapp einem Jahr von den Wittenern wissen und haben deshalb eine Umfrage dazu gestartet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor – und die haben die Initiatoren der Befragung durchaus überrascht.

„Es war letztes Jahr ja wirklich eine surreale Zeit“, schildert Prof. Detlev Mache, Vorsitzender der Stiftung Bildung & Kultur, „eine bis dahin unvorstellbare Situation“. In dieser Situation hätten sich die Menschen plötzlich stärker über den Sinn des Lebens und die Verantwortung für die Zukunft Gedanken gemacht. So sei dann in den Gemeinden die Idee zu der Aktion entstanden, erklärt Pfarrer Carsten Griese.

Die älteste Teilnehmerin aus Witten war 87 Jahre alt

Drei konkrete Fragen wurden den Teilnehmern gestellt: Was hat dir die Corona-Pandemie bewusst gemacht? In welchen Bereichen sollten wir in Zukunft umdenken? Und: Was/Wie möchtest du dazu betragen. 250 Wittener haben geantwortet. Über 80 schlugen ihre Statements an die Kirchentüren, 160 schickten ihre Antworten ins Netz. Die jüngste Teilnehmerin war acht Jahre jung, die älteste 87.

Gedruckte Exemplare der Auswertung gibt es bei der Stiftung Bildung & Kultur.
Gedruckte Exemplare der Auswertung gibt es bei der Stiftung Bildung & Kultur. © Unbekannt | Niki

Nicht alle Antworten waren negativ. Von vielen sei der erste Lockdown offenbar als eine Phase der Ruhe empfunden worden, heißt es in der Auswertung. Eine Teilnehmerin habe etwa geschrieben: „Ich habe neue Hobby und Stärken gefunden“. Zudem habe man Hilfsbereitschaft und Solidarität erlebt, trotz Abstand die Verbindungen aufrecht gehalten.

Lockdown ist eine existenzielle Erfahrung

Auch das zeigt die Befragung: Für viele war und ist der Lockdown eine existenzielle Erfahrung, etwa für viele freie Künstlerinnen und Künstler. So schrieb der Wittener Musiker Jörg Hegemann in seinem Statement: „Als Berufsmusiker bin ich persönlich gewissermaßen doppelt von diesen Maßnahmen betroffen. Wie selbstverständlich ist die Gesellschaft mit anderen Menschen gewesen – und wie sehr fehlt sie jetzt. Ein Konzert zu spielen, Menschen Freude zu bereiten, den Applaus zu hören und zu spüren, das allgemeine positive Erlebnis. Wie mir das fehlt!“

Überrascht hat die Initiatoren, dass offenbar ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden hat. „Die Antworten zeigen ganz klar: Es gibt Veränderungswünsche – und die Menschen sind bereit, dafür etwas zu tun“, so Pfarrer Carsten Griese. „Das Stichwort ist: Weniger ist mehr.“ Ob Verkehr, Umwelt, Klima oder Wirtschaft: „Es gibt den Wunsch und den Willen, etwas zu verändern – und die Bereitschaft, an dieser Veränderung mitzuwirken.“

Untersuchung soll jetzt erweitert werden

Bei den ersten Ergebnissen soll es nicht bleiben. Weil die Umfrage überregional auf viel Resonanz gestoßen ist, soll sie nun noch erweitert und auf eine breitere wissenschaftliche Basis gestellt werden. Außerdem planen die Initiatoren mit den Ergebnissen eine überregionale Zukunftskonferenz zum Thema Verantwortung und Zukunft.

+++Wie geht es unseren Lesern nach einem Jahr Pandemie? Das wollen wir herausfinden. Wir würden uns freuen, wenn Sie dazu an unserer Umfrage teilnehmen+++

Eine Reihe von Statements, Grafiken, Beiträgen und Fotos sind jetzt in der Auswertung der Umfrage „Verantwortung Zukunft – Schlag Deine Meinung an die Kirchentür“ veröffentlicht worden. Zu finden ist sie unter anderem auf der Seite www.kirchengemeinde-ruedinghausen.de. Gedruckte Exemplare können – auf Wunsch – bei der Stiftung für Bildung & Kultur bezogen werden.