Witten. Der Kreis hat am Mittwoch (3.3.) die Uni Witten als Impfzentrum vorgestellt. Kurz darauf erlaubt der Bund Hausärzten die Impfung. Was ist da los?

Bund und Länder haben sich beim Corona-Gipfel am Mittwoch (3.3.) darauf geeinigt, dass ab Ende März/Anfang April auch Hausärzte impfen sollen. „Wir freuen uns, dass das nun endlich von oben vorgegeben wird“, sagt Dr. Arne Meinshausen von der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW). „Wir wollen jetzt ran, wir wollen jetzt helfen. Es ist die einzige Chance, endlich weiterzukommen.“ Noch einen Tag zuvor hatte der Plan für Witten ganz anders ausgesehen.

Am Mittwochnachmittag (3.3.) gegen 17 Uhr hatte die Kreisverwaltung eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie ankündigte, die Uni Witten/Herdecke als zweiten Impfstandort im EN-Kreis mit ins Boot holen zu wollen. Ein Erlass aus Düsseldorf hätte dies ermöglicht, da angesichts der großen Menge an verfügbarem Impfstoff die Kapazitäten ausgeweitet werden sollen. Alternativ hätte man sich auch für fünf Schwerpunktpraxen oder eine mobile Lösung entscheiden können. Doch der Krisenstab setzte auf die Uni.

Ärzte in Witten reagieren entsetzt auf Pläne des EN-Kreises

Die ÄQW reagierte entsetzt auf dieses als „Provokation“ empfundene Vorgehen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Wittener Praxen, die sich mit intensivstem Einsatz gegen die Corona-Pandemie gestemmt haben“, schrieb Ärztesprecher Meinshausen umgehend in einem Brief an die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). „Wir haben mit unseren mobilen Impfteams mehrere tausend Biontech-Impfungen durchgeführt und konnten erreichen, dass seit mehr als zwei Wochen in den Wittener Heimen kein erneuter Corona-Ausbruch festgestellt wurde und kein Heimbewohner Corona-assoziiert gestorben ist.“

Auch der Krisenstab des Kreises und der Landrat haben einen ähnlich formulierten Brief erhalten. „Wir empfinden die Wahl des externen Anbieters Universität Witten als Kränkung und ungerecht“, heißt es darin. „In der Vergangenheit wurde dem Kreis mehrfach angeboten, das Impfzentrum durch zusätzliche Angebote aus Witten zu erweitern. Es wurde bisher noch nicht darauf eingegangen oder geantwortet.“

Haus- und Fachärzte in Witten stehen in den Startlöchern: Wir wollen jetzt loslegen

Wenige Stunden nach der Bekanntgabe des Kreises, die Uni als zweites Impfzentrum zuzulassen, war der neue Beschluss auf Bundesebene erfolgt, Haus- und Fachärzten das Impfen gegen Corona endlich zu erlauben. Der Kreis reagierte am Donnerstag (4.3.) zunächst ratlos, um am Nachmittag mitzuteilen, dass eine weitere Impfstelle neben dem Impfzentrum in Ennepetal „wohl nicht mehr nötig“ sein wird.

Bei der ÄQW dagegen ist die Freude groß. „Damit können wir nun auch die Einrichtung einer Impf-Nebenstelle oder von Schwerpunktpraxen als überflüssig erachten“, so Meinshausen, der in der Gemeinschaftspraxis im Herbeder Rathaus der Medizin praktiziert. Sie hatte sich bereits frühzeitig beim NRW-Gesundheitsminister als eines der Impfzentren für den EN-Kreis beworben – und gleichzeitig darum gebeten, auch die vorhandenen Strukturen – sprich Haus- und Facharztpraxen – einzubinden.

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Die Uni-Lösung halte er im Übrigen nicht einmal für praktikabel, sagt der Ärztesprecher. Die Universität Witten/Herdecke hatte dem Kreis angeboten, den Betrieb mit eigenem Personal und Studierenden zu organisieren. Dies sei gar nicht möglich, so Meinshausen: „Ärzte und Logistik werden von der KVWL gestellt.“

Die Wittener Haus- und Fachärzte würden jedenfalls lieber heute als morgen mit den Impfungen loslegen. Probleme, die Abläufe in den Praxisalltag zu integrieren, sieht der Mediziner nicht. „Die Grippeimpfungen schaffen wir auch nebenbei.“ Ebenso wenig werde es an Impfstoff mangeln. Er hofft: „Da werden wir im Mai so viel haben, dass wir im Juni oder Juli mit den Impfungen durch sein könnten.“

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