Witten. Samstag ist Shopping-Tag. Auch im Lockdown? Zieht es die Menschen trotzdem in die City von Witten? Tatsächlich ist nicht überall tote Hose.

Nasskaltes Winterwetter, nur wenige geöffnete Läden – in der Innenstadt von Witten gehören neben medizinischen Masken auch Kapuzen und dicke Schals zur Standardausrüstung. Das Wochenende ist eines von vielen im Lockdown. Nach all der Zeit wünschen sich die Wittener jetzt immer dringender ein wenig Normalität zurück.

In Lorenzo Oliviers kleiner Eisdiele an der Bahnhofstraße gibt es an diesem Samstag (6.2.) die wichtigsten Lockdown-Utensilien: natürlich kein Eis, sondern Süßigkeiten und medizinische Schutzmasken. Die werden hier an einem provisorischen Kiosk verkauft, während die Eisdiele in der Winterpause ist.

Leckerei zum Mitnehmen: Ettore Bortoluzzi, Inhaber des Eiscafés Dolce Vita, präsentiert seine Winterspezialität.
Leckerei zum Mitnehmen: Ettore Bortoluzzi, Inhaber des Eiscafés Dolce Vita, präsentiert seine Winterspezialität. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wer trotz der kalten Temperaturen Lust auf Eis hat, wird jedoch ebenfalls fündig. Beim Eiscafé Dolce Vita zwischen Berliner Platz und Stadtgalerie brennt Licht. Inhaber Ettore Bortoluzzi hat vor kurzem wieder geöffnet. Das mache er zwar jedes Jahr um diese Zeit, dieses Mal sei jedoch deutlich weniger los als sonst. Der Grund ist klar: „Man kann nicht drinnen essen. Eine frische Waffel mit heißen Kirschen auf die Hand oder mit nach Hause zu nehmen ist aber schwierig.“

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Zudem gibt es kaum Laufkundschaft. Momentan sind nicht viele Menschen in der Fußgängerzone unterwegs. Drogerien und Optiker haben zwar geöffnet und einige Läden bieten ihren Kunden an, vorher bestellte Waren abzuholen. Die meisten Geschäfte sind jedoch geschlossen. An den Schaufensterscheiben hängen Hinweise auf den Online-Verkauf. An Gassmanns Türen leuchtet ein großes Regenbogenbild: „Wir halten zusammen“ steht darauf.

Wittener kaufen gerne Blumen und Gemüse auf dem Wochenmarkt

Hier ist auch im Lockdown immer was los: Warteschlange vor den Marktständen auf dem Rathausplatz in Witten.
Hier ist auch im Lockdown immer was los: Warteschlange vor den Marktständen auf dem Rathausplatz in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auf dem Rathausplatz ist wie jeden Samstag Wochenmarkt. Hier einzukaufen, ist nach wie vor beliebt. Vor den Gemüseständen bilden sich Schlangen. Auch Verkäuferin Gabriele von Blumen Zappe hat viele Kunden, die frische Ware kaufen. „Die Leute haben im Moment das Geld. Sie können nicht essen gehen und kaufen sich keine neuen Klamotten. Und weil sie sowieso die ganze Zeit zu Hause sind, wollen sie es sich wenigstens da schön machen“, sagt sie.

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In der Nähe treffen sich ein paar junge Menschen auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung. Sie gehören zur Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) in Witten. Eine rote Fahne schwenkend und mit einem Megafon ausgestattet, fordern sie einen verschärften Lockdown, um die Infektionszahlen so weit wie möglich zu senken. „Es reicht nicht, die Freizeitmöglichkeiten einzuschränken“, sagt Organisatorin Nellie (20), „die ganze Wirtschaft muss heruntergefahren werden“.

Die einen fordern längeren Lockdown, andere wünschen sich mehr Normalität

Andere wünschen sich dagegen schnelle Lockerungen. Jana Nickel ist in der Fußgängerzone unterwegs und findet: „Diskussionen über die Öffnung von Schulen und Kitas sind vollkommen angemessen.“ Deren Schließung sei eine Zumutung für alle Beteiligten. Die 28-Jährige selbst vermisst vor allem Treffen mit Freunden und Sport. „Ich habe so viel Energie übrig und weiß nach all der Zeit langsam nicht mehr, wohin damit.“

Auch Dirk (47) erledigt an diesem Samstag einige Einkäufe in der City. Er wünscht sich „Normalität – so schnell wie möglich“. Einen Vorteil habe der Lockdown jedoch trotz allem, sagt er. „Jetzt, wo sie wegfallen, merkt man endlich mal, wie viele Angebote es in Witten eigentlich doch gibt, auch für Kultur. Früher habe ich immer gemeckert, dass nichts los ist.“

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