Witten. Auf den Wochenmärkten dürfen nur noch Lebensmittel und Blumen verkauft werden. Wegen der Corona-Gefahr müssen alle anderen schließen.

Noch einmal auf den Wochenmarkt: Die Händler läuten an diesem Dienstag (22.12.) die letzte Runde vor Weihnachten ein. Zugelassen sind nur noch Waren des täglichen Bedarfs, sprich Lebensmittel und Blumen.

Navjot Kaur und ihrem Mann Avtar Singh standen noch bis Anfang letzte Woche dort, wo sie seit 20 Jahren mit ihrem Stand für Bekleidung immer stehen, auf dem Wochenmarkt am Rathaus in Witten. Viele ihrer Stammkundinnen sind ältere Damen. Dass auch sie in Zeiten von Corona wenig zum Shoppen aufgelegt sind, hat das Händler-Pärchen das ganze Jahr über zu spüren bekommen.

Markthändler aus Witten: Leute haben übers Jahr viel weniger gekauft

„Wir haben großes Verständnis für die Schutzmaßnahmen und den damit verbundenen Lockdown“, sagt Avtar Singh. Doch dass er Sorgen hat, ist ihm anzusehen. „Über das Jahr haben die Leute viel weniger gekauft als sonst. Man merkt einfach, dass viele Menschen weniger Geld als sonst zur Verfügung haben oder einfach nicht mehr rausgehen wollen“, sagt der 69-Jährige. Nach dem ersten Lockdown nun auch noch ein zweites Mal schließen zu müssen, sei finanziell eine Katastrophe, ergänzt seine Frau Navjot Kaur.

Nebenan hat Ranvir Singh Taschen, Gürtel, Handyhüllen und Lederportmonees verkauft – solange er noch durfte. Der 30-Jährige baut seinen Stand seit 2018 jeden Dienstag in der Innenstadt in Witten auf. „Als Einzelhändler und Selbstständiger hat man es mit dem ganzen Online-Handel sowieso nicht mehr leicht“, sagt der gebürtige Hagener. Katastrophal sei es dann 2020 geworden.

++++ Keine Nachrichten mehr aus Witten verpassen ++++ Hier geht’s zu unserem Newsletter ++++

„Wenn ich nicht auf die Idee gekommen wäre, Stoff- und Einwegmasken zu verkaufen, hätte es schlecht ausgesehen dieses Jahr“, so Singh. Wegen Corona fehle die Laufkundschaft. Auch wenn der Händler davon ausgeht, dass der Lockdown mindestens bis Februar dauern wird, versucht er, positiv zu denken. „Der Januar und Februar sind ohnehin die schlechtesten Verkaufsmonate, weil es so kalt ist. Wichtig ist, dass es ab März dann weitergehen kann.“

Die Nachfrage nach Lebensmitteln und Blumen ist hoch

Auch auf dem Wochenmarkt in Witten müssen die Kunden Abstand halten.
Auch auf dem Wochenmarkt in Witten müssen die Kunden Abstand halten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mehr denn je dürfte es die Kundschaft jetzt vor Weihnachten zu den Lebensmittelständen ziehen. Mit angemessenen Abstand bilden sich Schlangen vor den Theken mit Gemüse, Obst, Eiern oder Fleisch - und Wurstwaren. Michael Lauterbach verkauft an seinem Stand Kartoffeln aus Wetter. Mit seinem Nachtschattengewächs ist er ein Neuzugang auf dem Wittener Wochenmarkt. „Wir stehen seit April auf dem Rathausplatz und sind mit unserem Verkauf sehr zufrieden“, sagt er.

Am Stand von Norbert Burda mit schlesischen Fleischwaren reicht Verkäuferin Tamara Snobko eine Wurst nach der anderen über die Theke. Corona hat ihnen das Geschäft nicht verhagelt, im Gegenteil. „Ich habe sogar das Gefühl, die Leute haben mehr als sonst gekauft“, so die 41-Jährige. Vielleicht kaufen sie wegen Corona lieber an der frischen Luft ein.

Ganz gut zu tun haben ebenfalls die Blumenhändler. Auch das Jahr über litten die Gärtnereien weniger unter Corona. „Gerade im Sommer haben wir viel verkauft, weil die Kunden ihr Zuhause schön machen wollten, da bei vielen der Urlaub wegfiel“, heißt es am Stand der Gärtnerei Zappe.

Doch auch Ranvir Singh, der mit seinem Stand schon nicht mehr dabei sein, darf gibt die Hoffnung nicht auf. Irgendwann gehe es wieder weiter, und eigentlich sei Witten gar kein so schlechtes Pflaster.

Auch interessant