Witten. Seit Verabschiedung des Radverkehrskonzepts in Witten 2019 ist wenig passiert. Jetzt macht die Radlobby Druck. Sie fordert drei Sofortmaßnahmen.
Die Fahrradlobby macht Druck. Das 14 Millionen Euro teure Wittener Radverkehrskonzept mit 140 Einzelmaßnahmen ist zwar seit anderthalb Jahren beschlossene Sache. Doch mit Ausnahme einiger neuer Fahrradbügel in der Innenstadt und weißer Linien auf der Westfalenstraße hat sich noch nicht viel getan.
In einem „Dossier“ haben Fahrradbotschafter, Allgemeiner Fahrradclub EN (ADFC) und Verkehrsclub (VCD) jetzt die wichtigsten Projekte für die nächsten fünf Jahre zusammengefasst, darunter drei „Sofortmaßnahmen“. Größten Handlungsbedarf sehen sie an der „Wutkreuzung“ Ruhrstraße.
Ruhrstraße/Gasstraße in Witten: „Bei schneller Bergfahrt geraten Radfahrer aus Witten in den toten Winkel rechts abbiegender Lkw“
Auf den 220 Metern im Bereich Gasstraße/Ruhrdeich weise das Radkonzept drei Unfälle mit Radfahrern aus. „Für den Radverkehr ist dies der gefährlichste Abschnitt der Stadt“, heißt es. Der Radstreifen aus Richtung Zentrum endet an der Ampel Gasstraße.
„Bei schneller Bergfahrt geraten Radfahrer in den toten Winkel rechts abbiegender Lkw und werden auch von Pkw-Fahrern kaum wahrgenommen“, warnen die Autoren. Weil es immer noch keine Lösung gibt, haben sie diesen Brennpunkt „Wutkreuzung“ getauft.
Die Interessenvertreter drängen auf Abhilfe, etwa die im Radverkehrskonzept vorgesehene Markierung einer Fahrradfurt über die Gasstraße, die Lenkung der Radfahrer auf den Gehweg, einen Radstreifen, der über die Abbiegespur und Busbucht führt, die Einengung des Radius für rechts abbiegende Autofahrer in die Gasstraße sowie in der Gegenrichtung Piktogramme und Warnschilder in Höhe der Einfahrt von Café del Sol, wo Radfahrer oft übersehen würden.
Radfahrstreifen enden in Witten häufig im Nichts
Als zweite Sofortmaßnahme fordern die Radlobbyisten dringende Markierungen von Radstreifen, die wie an der Berger-/Ecke Bahnhofstraße oder Husemannstraße plötzlich im Nichts enden oder auf den Bürgersteig münden. Wer etwa an der wichtigen, aber engen Husemannstraße weiter die Fahrbahn nutze, werde von Autofahrern oft „beschimpft, geschnitten oder abgedrängt“. In umgekehrter Richtung sei es gefährlich, vom Radweg in die Linksabbiegerspur nach Bommern zu wechseln. Hier solle der Radstreifen von der Geradeausspur verlegt werden.
Am Bahnhof in Witten könnten schnell 50 bis 100 Abstellbügel geschaffen werden. Als dritte Sofortmaßnahme wird an die zugesagten Abstellanlagen am Hauptbahnhof erinnert. Bis eine solche diebstahlsichere Station auch für E-Bikes auf der Rasenfläche gegenüber tatsächlich realisiert sei, könne man dort mit schlichten Anlehnbügeln schnell 50 bis 100 zusätzliche Abstellplätze schaffen.
Zehn Radwege könnten auf der Ardeystraße in Witten verbunden werden
Im Kapital „Alltagsverkehr“ gehen die Autoren noch mal ausführlich auf Radfahrstreifen ein. So ließen sich zehn Radwege allein an der Ardeystraße miteinander verbinden, die bisher plötzlich aufhören. Die Straße sei dafür breit genug. Auf der Dortmunder Straße könnten wenig ausgelastete Parkstreifen genutzt werden.
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An der Ruhrdeichkreuzung müssten sich Radfahrer und Fußgänger auf der Mühlengrabenbrücke den schmalen Gehweg teilen. Die schlechte Verbindung zwischen Heven und City könne von einem verkehrsberuhigten Umbau der Hans-Böckler-Straße profitieren. Auf der Herbeder Straße, „der schlechtesten Fahrbahn aller Hauptverkehrsstraßen in Witten“, sei genug Platz für einen Radfahrstreifen, wenn die Straßenbahn keine eigene Spur mehr benötige.
Fahrradstraßen könnte es am Wannen, Ledderken und Kliven in Witten geben
Es werden auch Fahrradstraßen vorgeschlagen, etwa am von Schlaglöchern übersäten Klive in Bommern, Wannen und Ledderken. Letzterer ist eine wichtige Verbindung zum Rheinischen Esel. Der Esel soll bekanntlich asphaltiert werden. Auf dem Annener Abschnitt wird eine Verbreiterung angemahnt, da sich dort oft Radler und Fußgänger in die Quere kämen.
Angemahnt wird auch die durchgehende Asphaltierung des Ruhrtalradwegs zwischen Herbede und Innenstadt. Eile sei geboten, da das Fahrrad auf dieser Strecke das schnellste Verkehrsmittel sein werde, wenn erst mal die neue Ruhrbrücke gebaut wird.
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