Witten. Bald wird entschieden, wer die Nachfolge von Ralf Kapschack antreten soll. Partei-Neuling Tanja Knopp hat sich beworben. Das sind ihre Gründe.

Wer bekommt das begehrte Ticket nach Berlin? Darum wird es auf der Vertreterversammlung des SPD-Unterbezirks EN am 3. Februar im Saalbau gehen. Gleich zwei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Ralf Kapschack im Bundestag. Der Wittener Parteichef Axel Echeverria hat das Votum seines Stadtverbandes dabei bereits sicher im Rücken. Dennoch will SPD-Neuling Tanja Knopp weiterhin gegen ihn antreten. Im Interview erklärt die 47-Jährige, warum sie kandidiert - und sich dabei auch gute Chancen ausrechnet.

Frau Knopp, Ende November haben sich die Delegierten beim Parteitag in Witten für Axel Echeverria entschieden. Was hat sich seither getan?

Tanja Knopp: Wir haben uns beide in den anderen Stadtverbänden vorgestellt, nur Sprockhövel fehlt noch. Ich habe mit vielen Parteikollegen gesprochen und positiven Zuspruch bekommen. Und auch der Vorstand Witten der AfA, der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, hat sich inzwischen für mich als Kandidatin für die Bundestagskandidatur entschieden. Darüber bin ich sehr stolz.

Aber Sie haben einen starken Gegenkandidaten. Warum treten Sie dennoch an?

Weil ich unter der Fahne der SPD mit den Menschen und für die Menschen im Wahlkreis Bundespolitik gestalten möchte. Ich will sie nicht nur vertreten, ich will etwas mit ihnen gestalten. Ich will die Menschen dazu bewegen, bei der gesellschaftlichen Veränderung mitzumachen. Und ich bin überzeugt davon, dass mir das auch gelingen würde. Ich kann Menschen gut motivieren. Das habe in meinem Job als Schulleiterin wie auch im Ehrenamt als Landesrotkreuzleiterin immer wieder bewiesen. Und deshalb bin ich von Parteikollegen ja auch gefragt worden, ob ich nicht kandidieren will.

Da waren Sie aber noch nicht einmal Mitglied in der SPD.

Stimmt. Aber mein Anspruch ist, wenn ich eintrete, dann will ich auch aktiv sein. Zu dem Ortsverein in Dortmund, wo ich lange gewohnt habe, hatte ich jedoch keine Verbindung. Dafür habe ich aber in Witten mit der SPD schon Etliches bewegt, mein Lebensgefährte Christian Schuh war ja Vorsitzender des Ortsvereins Innenstadt. Inzwischen lebe ich in Stockum, bin dort auch in die SPD eingetreten. Solidarität und Gerechtigkeit sind die Themen, die mich in Job und Ehrenamt schon immer antreiben - bisher war ich aktiv mit der Partei, jetzt für die Partei.

Hand aufs Herz: Haben Sie wirklich noch Hoffnung, dass sich die Delegierten Anfang Februar für Sie entscheiden?

Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, dann würde ich es nicht machen. Axel Echeverria hat das Votum der Wittener Partei bekommen. Das verstehe ich: Sie kennen ihn und erleben ihn schon länger. Aber in den vielen Gesprächen, die ich in den letzten Wochen geführt habe, habe ich oft den Satz gehört: "Ich kann mir gut vorstellen, dass du die Richtige für den Job bist."

Was sagen Sie: Warum sind Sie die Richtige? Und warum wären Sie besser als ihr Konkurrent?

Axel ist Experte für den Arbeitsmarkt, hat Erfahrungen in der Lokalpolitik. Die habe ich nicht. Dafür habe ich über die Schule und das DRK viele Erfahrungen in zig Gremien und Arbeitsgruppen gesammelt. Nicht nur in Witten, sondern fürs Rote Kreuz bis hinauf zur Bundes- und Europaebene. Ich kenne mich im Bereich Familie, Kinder, Jugend und Soziales sehr gut aus, bin tief in der Materie drin, außerdem mit dem Katastrophenschutz vertraut. Ich habe also eine große Bandbreite.

Und persönlich, über das Fachliche hinaus?

Ich kann gut auf Menschen zugehen. Das ist das, was mich ausmacht und ihm vielleicht ein bisschen fehlt. Mir ist es gelungen, dass 250.000 DRK-Vertreter von einem Wir sprechen. Unser Miteinander im Dialog funktioniert. Und ich bin überzeugt, dass mir das auch in der SPD gelingen würde.

Warum ist Ihnen gerade dieser Punkt so wichtig?

Die SPD hat die richtigen Antworten, auf das, was die Menschen momentan in der Krise bewegt. Aber das spiegelt sich nicht in den Wahlergebnissen wider. Die Menschen fühlen sich von uns nicht mehr vertreten, weil sie zu oft kein Gehör finden. Das müssen wir ändern. Wir brauchen wieder mehr Bürgernähe. Und genau dafür stehe ich.

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Haben Sie eigentlich mit Ralf Kapschack über Ihre Kandidatur gesprochen?

Natürlich. Ich wollte ja wissen, was da vielleicht auf mich zukommt. Wir haben mehrfach miteinander geredet und hatten wirklich gute Gespräche.

Und wenn es nun doch nicht klappt mit der Wahl. Wie geht es dann mit Ihnen und der SPD weiter?

Egal, wie es ausgeht. Ich werde im Ortsverein Stockum aktiv sein. Ich freue mich darauf, im Stadtteil vor Ort etwas verändern zu können. Wie gesagt: Mir geht es nicht um Titel. Sondern darum, wirklich etwas bewegen zu können.

>>>Zur Person

Tanja Knopp ist 47 Jahre alt und hat einen 19-jährigen Sohn. Die Neu-Stockumerin ist Lehrerin und leitet die Gertrudisschule in Bochum-Wattenscheid. Sie ist Beauftragte für den Kinderschutz an den Bochumer Grundschulen.

Beim Deutschen Roten Kreuz wurde Tanja Knopp im November für weitere vier Jahre als Landesrotkreuzleiterin im Amt bestätigt, außerdem ist stellvertretende Bundesbereitschaftsleiterin und sitzt im Präsidium des Landesverbandes. Außerdem ist sie verantwortlich für sein Krisenmanagement.

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