Witten. Kita-Träger aus Witten wünschen sich klarere Regeln für den Kita-Besuch. Awo empfiehlt Mitarbeitern, nun stets FFP2-Masken zu tragen.
Seit rund drei Wochen läuft in den Wittener Kitas der „eingeschränkte Pandemiebetrieb“. Eltern sollen ihre Kinder nach Möglichkeit zuhause betreuen. Gleiches gilt für die Kindertagespflege. Dennoch kommen weiterhin zahlreiche Kinder in die Einrichtungen in der Ruhrstadt, wie eine Umfrage unter den hiesigen Trägern ergab. Die Nerven liegen bei Erziehern und Eltern mancherorts blank.
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Besonders der unverbindliche Appell der Landesregierung, die eigenen Kinder „wann immer möglich“ selbst zu betreuen, stößt auf breite Kritik und Unverständnis. „Wir haben leider viele, relativ volle Tagespflegestellen“, sagt Axel Reuter, zuständiger Fachberater der Awo in Witten. „Tageseltern klagen, dass der Appell bei der Elternschaft verhallt.“
Awo-Tagespflegeeltern in Witten sind gefrustet wegen fehlender Regeln
Die Arbeiterwohlfahrt übernimmt in Witten die Betreuung von unter Dreijährigen bei Tageseltern. Viele Tagesmütter -und -väter seien nun gefrustet, weil der Zugang zur Betreuung nicht klar geregelt sei. „Die Strategie, die Verantwortung auf die Eltern zu schieben, halte ich für etwas kurzsichtig und schwierig“, so der Sozialarbeiter Reuter.
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Die Situation sei nun sogar schlimmer als im März, sagt Sabine Jungermann, Leiterin des Spiel- und Kinderhauses in Annen. Die Auslastung der Gruppen sei derzeit komplett unterschiedlich: zwischen zwei bis elf Kinder würden jeweils betreut. „Wir brauchen Regeln, die für die Eltern klar sind“, so die 48-Jährige.
Nur wenige Eltern nehmen zusätzliche Kinderkrankentage in Anspruch
Nur sehr wenige Mütter und Väter ihrer Einrichtung hätten bislang die zusätzlichen Kinderkrankentage in Anspruch genommen – etwa aus Angst um den Arbeitsplatz. Immer wieder erhalte sie Anrufe von verunsicherten Eltern, denen zuhause die Decke auf den Kopf fällt. „Der Druck steigt“, so die Kita-Leiterin.
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In den sechs katholischen Kitas in der Ruhrstadt werden derzeit im Schnitt 30 Prozent der Kinder betreut. „Aber teils bringen Eltern ihre Kinder mit schlechtem Gewissen, auch wenn sie einen guten Grund haben“, erzählt Fachbereichsleiterin Martina Kuhlmann vom Träger Katholische Kitas Ruhr Mark. „Klare Lösungen wünschen sich viele.“
Kita-Erzieher „hart an der Belastungsgrenze“
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Auch die Gemütslage der Kita-Erzieher ist angespannt. „Hart an der Belastungsgrenze“ arbeiten etwa derzeit die Erzieherinnen in den evangelischen Kitas – vor allem dort, wo fast die Hälfte aller Kinder betreut werde, berichtet Angelika Arend vom Ev. Kindergartenverbund Hattingen-Witten. Die Stimmung sei nach einem Jahr Pandemie manchmal auch sehr bedrückt, ergänzt Pfarrerin Birgit Crone. Immer Kontakte zu haben, sei nicht einfach. Hinzu komme die Sorge, die eigenen Familienmitglieder anzustecken.
Auch die Awo, in deren Kitas derzeit etwa ein Drittel aller Kinder betreut werden, wünscht sich klarere Regeln für den Kita-Besuch. Und empfiehlt ihren Mitarbeitern mit Blick auf Fallzahlen und die Virus-Mutationen nun sogar dringend, während der Arbeit immer eine FFP2-Maske zu tragen. Denn schon vor Weihnachten sei deutlich geworden, dass es in Kitas durchaus ein hohes Ansteckungsrisiko gebe, sagt Heike Wallis-van der Heide, Leiterin des Fachbereiches Kinder und Familie der Awo Ennepe-Ruhr. Acht Kitas habe man zwischen Ende November und Mitte Dezember für jeweils zwei Wochen ganz schließen müssen, in anderen Kitas waren einzelne Gruppen betroffen.
Hoffen auf früheres Impfen
Auch die Mitarbeiter der evangelischen Kitas sind seit Januar angewiesen, stets eine FFP2-Maske zu tragen. Kürzlich wurde dieser Appell noch einmal bekräftigt. In den städtischen Kitas sollen Erzieherinnen bereits seit Juni 2020 FFP2-Masken im Umgang mit den Kindern immer dann tragen, wenn der Abstand von 1,5 m nicht eingehalten werden kann. In den katholischen Einrichtungen ist das Tragen der Maske im Kita-Alltag den Mitarbeitern freigestellt.
Pfarrerin Birgit Crone erhofft sich von den Impfungen eine Entspannung des Kita-Alltags. „Es wäre wünschenswert, dass Erzieher und Lehrer vorgezogen werden“, so die Geschäftsführerin des ev. Kindergartenverbundes. Auch Sabine Jungermann vom Spiel- und Kinderhaus hofft, dass Kita-Mitarbeiter auf der Priorisierungsliste nach oben rücken.
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