Witten. Kita-Kinder sollen ab sofort möglichst zuhause bleiben. Dieser Appell des Landes stößt in Witten auf viel Zustimmung – aber auch auf Kritik.
Der harte Lockdown startet in NRW erst am Mittwoch (16.12.). Doch schon seit Montag (14.12.) sind Eltern von Kita-Kindern dazu aufgerufen, ihre Töchter und Söhne nur noch dann in die Betreuung zu bringen, wenn es absolut notwendig ist. In den Kindertagesstätten in Witten wird dieser Appell von Familienminister Joachim Stamp (FDP) weitgehend begrüßt – doch es gibt auch Kritik.
„Das nimmt ganz viel Druck raus“, sagt etwa Martina Kuhlmann, Fachbereichsleiterin bei den katholischen Kindertageseinrichtungen Ruhr-Mark mit sechs Kitas in Witten. Die steigenden Fallzahlen hätten die Maßnahmen notwendig gemacht. Auch in den katholischen Kindergärten habe es zuletzt ständig Meldungen positiver Fälle gegeben.
Wittener Kita-Träger: „Gut, dass nun etwas Ruhe reinkommt“
„Es ist gut, dass nun etwas Ruhe reinkommt und es danach hoffentlich besser wird“, so die 60-Jährige. Sie hofft nun, dass die Familien verantwortungsvoll mit der Empfehlung der Landesregierung umgehen. Denn ein Betreuungsverbot wie im Frühjahr gibt es explizit nicht. Wird ein Kind zur Kita gebracht, wird es auch betreut. Eltern müssten keine Gründe nennen, so Kuhlmann.
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Am Montagmittag war noch nicht absehbar, wie viele Kinder tatsächlich in die katholischen Kitas gebracht worden sind. Eine entsprechende Abfrage soll es erst am Dienstag geben. „Aber ich gehe davon aus, dass eine ganze Reihe von Eltern das auch noch gar nicht mitbekommen hat“, so Kuhlmann.
Wesentlich weniger Kinder waren am Montag in den Kitas
Anders sah es da schon bei den evangelischen Tagesstätten aus. Wesentlich weniger Kinder als sonst seien am Montag da gewesen, sagt Angelika Arend, Geschäftsführerin des Trägerverbundes Hattingen-Witten. 13 Kitas gehören in Witten zum Verbund. Viele Eltern würden ihre Kinder nun bereits zuhause betreuen, hätten sehr verständnisvoll reagiert. Ab Mittwoch – wenn der harte Lockdown startet – werden es dann voraussichtlich noch weniger Kinder sein, so die Rückmeldungen der Eltern.
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Auch in den evangelischen Kitas atmet man auf. „Gerade in der letzten Woche hat sich die Situation verschärft“, so Arend. Die vom Familienministerium gewährte Reduzierung der Betreuungszeit um sechs Stunden habe sich als zu gering herausgestellt. Denn immer wieder hätten Erzieherinnen wegen Erkältungssymptomen zuhause bleiben müssen, seien Mitarbeiter und Elternteile positiv getestet worden.
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„Wir haben jeden Tag fünf Anträge auf reduzierte Betreuung gestellt“, so die 52-Jährige. Der ständige Wechsel von Öffnungszeiten, Notgruppen oder Schließungen wegen Quarantäne sei auch für die Eltern sehr schwierig gewesen.
Awo kritisiert den Appell des Ministers und vermisst klare Regeln
Kritik an dem Appell des Ministers, der die Eltern in Form eines per Mail verschickten Briefes erreichte, übt hingegen die Arbeiterwohlfahrt EN. Die Aufforderung an die Erziehungsberechtigten sei „wenig aussagekräftig“, so Heike Wallis-van der Heide. Zudem können Kinder laut dem Minister auch ausdrücklich aus „privaten Gründen“ in die Betreuung gegeben werden. Allein der Zeitpunkt des Schreibens – ein Freitagmittag – sei schon sehr „fraglich“.
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„Dass die Kitas aufbleiben ist in unserem Sinne – aber mit klaren Regeln“, so die Bereichsleiterin Kinder und Familie. Wünschenswert wäre aus ihrer Sicht etwa, dass berufstätige Eltern ein Schreiben des Arbeitgebers mit erforderlichen Betreuungszeiten für die Kinder vorzeigen. Der Appell, die Kinder nur zu bringen, wenn es absolut notwendig ist, sei zu schwammig. „Je nachdem, wie die Eltern die Pandemie einschätzen, entscheiden sie dann, ob ihre Kinder in die Kita gehen“, sorgt sich Wallis-van der Heide.
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Zudem hätten die Kitas nun keine Planungssicherheit. Denn da die Betreuung gewährleistet sein muss, könnten Erziehungsberechtigte ihre Kinder jederzeit wieder bringen – oder eben auch nicht. „Wir sind jetzt bis 10. Januar in der Schwebe, wer kommt und wer nicht.“
Das Jugendamt der Stadt Witten wollte sich nicht zu der aktuellen Situation äußern und teilt lediglich mit, dass in den städtischen Kitas das vereinbarte Angebot aufrecht erhalten bliebe.
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