Witten. Corona hat die Weihnachtsgottesdienste in Witten geprägt. Das meiste lief digital. Trotz der Pandemie gab es eine frohe Botschaft.

Dass er seine Christmette in St. Pius einmal mit dem Satz "Hoffentlich haben Sie gutes W-LAN" einleiten würde, hätte sich Pfarrer Friedrich Barkey vor einem Jahr sicherlich noch nicht träumen lassen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er Heiligabend "vor einer Kamera in einer leeren Kirche" stehen sollte.

Corona hat das Gottesdienstgeschehen an Weihnachten in Witten geprägt. Weil auf Besucher ("Präsenzgottesdienste") verzichtet wurde, wurde vieles im Internet übertragen. Die Redaktion surfte einmal durch die Gemeinden. Es gab (viel) Licht und auch ein wenig Schatten.

Um mit dem "Licht" anzufangen. Zwar gelang dem Autor (57) die Suche nach dem richtigen Link nicht auf Anhieb. Dafür wurde er schließlich aber mit mehreren wirklich ansprechenden Gottesdiensten belohnt, etwa den Messen in St. Pius Rüdinghausen (17 und 23 Uhr). Berührende Lieder, eine Sängerin, die mit ihrem Lächeln der Heiligen Nacht ihren nötigen Zauber verlieh, und zwei Pfarrer (Barkey um 17 und Gröne um 23 Uhr), die den richtigen Ton fanden, bodenständig, nicht zu fromm und nie zu lang.

"Fürchtet euch nicht" war die zentrale Botschaft in dieser Weihnachtsnacht in Witten

Die Predigten in allen Kirchen waren bestimmt von Hoffnung, dem Wunsch, dass die Menschen diese Krise überstehen werden. "Fürchtete Euch nicht" war der vielleicht meist gehörte Satz an diesen Tagen; nie passte die Weihnachtsgeschichte besser. Die Fürbitten waren geprägt von dem Gedanken an die Kranken und Sterbenden, an die Pflegenden, an die Angehörigen der Corona-Opfer, an die Menschen, die keine Arbeit haben.

"Es gibt Existenzängste, Einsamkeit, eine Maskenpflicht. Aber jetzt heute ist Weihnachten, auch in diesem Jahr", sagte Pfarrer Christian Gröne in der späten Christmette in St. Pius. Vielleicht, sagte er, sei das Fest diesmal nicht so schön verpackt. "Aber vielleicht ist das auch eine Chance, näher dran zu sein am Geheimnis dieser Nacht." Eine Nacht, in der es nicht dunkel bleiben werde. "Mitten in der Nacht beginnt der neue Tag."

Pfarrer erwähnt den Missbrauch in der katholischen Kirche

Gröne beließ es nicht bei "frommen" Wünschen, sondern wurde ganz konkret. Wenn man das hilflose Kind in der Krippe ernst nehme, dürfe man nicht schweigen, wenn Not und Unrecht geschehen. Er erwähnte auch den Missbrauch "durch Kleriker". Die Geflüchteten dürfe man ebenso wenig vergessen. "Sonst ist Weihnachten hohl."

Nun, das war es nicht, weder in St. Pius noch all den anderen Gemeinden, die allerdings nicht immer mit so überzeugenden Online-Formaten die Gläubigen abholen konnten. Bei der evangelischen Kirche in Witten stachen Annen und Herbede hervor. "Schön, dass wir bei Euch zu Gast sein dürfen", begrüßte Pfarrer Claus Humbert die Netzbesucher am Bildschirm. In der Übertragung mit Pfarrerin i.R. Margarete Pellinger berührte der Sänger. "Es war ein Ros' entsprungen."

Witten-Herbede sendete die "Christvesper live"

Während vieles aufgezeichnet war, sendete Herbede ("Evangelisch jünger Herbede") die "Christvesper live". Der junge Pfarrer David Raasch und sein Team sind ein Beispiel dafür, wie es gehen kann. Erstaunlich, dass sogar in der Kirche gesungen werden durfte, natürlich auf Abstand mit maximal zehn Personen. Einblendungen wie "Folgt uns auf Insta und Facebook" zeigten, dass Digitales für diese Generation längst Normalität ist.

Im Chat konnten sich die Zuschauer zu Wort melden. Bianca bedankte sich für den "wunderschönen Gottesdienst" und der Jever Krog betete für "alle Menschen in Herbede und in der Welt". Der Höhepunkt kam zum Schluss, als draußen auf der Kirchstraße ein paar Mitglieder des Posaunenchors Weihnachtslieder anstimmten. Auch die katholische Partnergemeinde Peter und Paul übertrug eine Messfeier. Hier nahm die Kamera vor allem die Krippe immer wieder ins Bild. Und zum Abschluss wurde, wie fast überall, "O du fröhliche" angestimmt.

In manchen Gemeinden in Witten blieb es ziemlich still

Dagegen blieb es in Gemeinden wie Johannis, Trinitatis oder Bommern ziemlich still. Jedenfalls fanden sich hier keine Hinweise auf Gottesdienstübertragungen. Dafür wurden Kirchen geöffnet, zum Beten und Anzünden einer Kerze. Die Christuskirche präsentierte die "Weihnachtsgeschichte als Hörspiel", Superintendentin Julia Holtz veröffentlichte einen Weihnachtsgruß, die Creative Kirche feierte einen "Wohnzimmer"-Gottesdienst, Martin Luther erinnerte an ehemalige Höhepunkte der "Weihnachtsoase" im Saalbau.

Und manchmal ist es ja ganz schön, wenn man im Netz falsch klickt. Statt in Herbede landete der Autor einmal bei den Thomanern in Leipzig. Was für Stimmen.

>>>> Botschaft der Hoffnung und "Weihnachten vegetarisch"

Bei den erwähnten Online-Formaten der Kirchen in Witten handelt es sich um eine Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Erwähnt seien an dieser Stelle noch der Heiligabend-Gottesdienst der Freien evangelischen Gemeinde in Witten ("Gott verkündete die Botschaft von Hoffnung und Frieden") und der 24. "Impuls" im Adventskalender des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten. Hier erzählte Pfarrer Martin Funda aus Hattingen-Bredenscheid die Weihnachtsgeschichte anschaulich für Kinder - mit Paprika, Möhren, Kartoffeln und Rettich. "Weihnachten vegetarisch" eben.

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