Witten. Die Seniorenheime in Witten bereiten sich aufs Impfen vor. Offenbar sind sie aber nicht direkt am Sonntag (27.12.) an der Reihe.
Der EN-Kreis startet am Sonntag (27.12.) mit den Impfungen gegen Corona. Zunächst wird eine Charge von 180 Dosen geliefert, die in Pflegeheimen zum Einsatz kommt. Doch Seniorenhäuser in Witten sind offenbar nicht in der allerersten Runde dabei. "Ich vermute, dass wir in der ersten Woche des neuen Jahres dran sind", sagt Michael Wolf von der Egge. "Wir warten auf grünes Licht."
Derzeit sei das Awo-Seniorenzentrum dabei, bei allen Mitarbeitern, Bewohnern oder gesetzlichen Betreuern von Bewohnern schriftlich abzufragen, wer überhaupt eine Impfung möchte. "Die Bereitschaft dazu ist vor allem unter den Bewohnern hoch", sagt Einrichtungsleiter Wolf. Etwa 90 Prozent der rund 160 Senioren würden sich impfen lassen, schätzt er. Bei den Mitarbeitern seien es etwa die Hälfte.
Awo Egge in Witten: Viele Mitarbeiter haben noch Impf-Bedenken
"Da haben doch viele noch Bedenken und sehen das Impfen kritisch", so Michael Wolf. Dabei habe die Geschäftsführung extra in einem Infobrief erklärt, wie wichtig dieser Schritt sei. Jeder habe doch inzwischen mitgekriegt, wie schnell sich das Virus verbreitet, und was es bedeuten kann, wenn man sich ansteckt. Er selbst lasse sich impfen. "Natürlich", sagt Wolf. Die Ängste könne er persönlich nicht verstehen.
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"Es gibt so viele andere Impfungen, die in der Pflege Pflicht sind, oder die für Reisen vorgeschrieben sind." Dennoch betont er, es sei eine persönliche Entscheidung. "Niemand muss arbeitsrechtliche Schritte befürchten, wenn er sich gegen die Impfung entscheiden sollte."
Weitere Vorbereitungen für die anstehenden Impfungen laufen. So hat Michael Wolf bereits Kontakt zu Ärzten aufgenommen, die die Impfung im Awo-Seniorenzentrum Egge verabreichen könnten. Außerdem wird ein Raum extra dafür zur Verfügung gestellt. Darin soll zum Beispiel ein Kühlschrank für den hochsensiblen Impfstoff stehen. Auch eine "Impfstraße" wird eingerichtet, damit beim Kommen und Gehen Abstand und Hygiene gewahrt bleiben.
Altenzentrum St. Josef in Witten: Wissen nichts Genaues
Was den Impfstart angeht, weiß man im Annener Altenzentrum St. Josef nichts Genaues. "Wir werden wohl im neuen Jahr an der Reihe sein", vermutet Pflegedienstleiterin Bernadette Heiduk. Auch hier sei man dabei, die gesetzlichen Betreuer anzuschreiben.
Das sei im Seniorenheim Feierabendhäuser am Schwesternpark längst geschehen, so Leiter Andreas Vincke. Er hat aber gerade ganz anderes im Kopf als die anstehende Impfung: "Wir haben einen Coronaausbruch." 29 Bewohner und 17 Mitarbeiter sind positiv. "Deshalb werden wir ohnehin nicht bei den ersten sein, die geimpft werden."
Dass sich die meisten impfen lassen, sei für ihn angesichts der dramatischen Lage keine Frage. "Es ist gerade alles sehr schwierig", sagt Vincke, und die Betroffenheit ist seiner Stimme anzumerken. Die gute Gesprächskultur helfe, die Situation zu bewältigen. "Wir machen Seelsorgeangebote für die Mitarbeiter, die auch untereinander gut vernetzt sind. Kommunikation ist in der Krise ganz wichtig."
Feierabendhäuser: Heim bleibt trotz Corona an den Festtagen grundsätzlich offen
Trotz Corona: Das Haus bleibe grundsätzlich offen, so Vincke. Dankbar sei er dennoch den vielen Angehörigen, die sich stark mit Besuchen zurückhalten. Und die tonnenweise aufmunternde Briefe, Pakete und Blumen abgeben.
Was der Leiter verspricht: Kein Bewohner müsse über die Feiertage stundenlang allein im Zimmer sitzen. Wer keinen Besuch erhält oder erhalten kann, für den haben sich die Alltagshelfer jede Menge einfallen lassen: einen mobilen Wagen mit Musik etwa und einen transportablen Weihnachtsbaum. Damit werden sie über die Flure ziehen.
Michael Wolf sieht sich und sein Team von der Egge für die Feiertage ebenfalls gut gerüstet. "Jeder Besucher wird getestet", sagt er und bittet für eventuelle Wartezeiten um Verständnis. Er wird selbst am zweiten Weihnachtstag im Einsatz sein und lobt seine Mitarbeiter für ihr gutes Durchhaltevermögen trotz der hohen Belastung. Weihnachten, glaubt Wolf, laufe in diesem Jahr so nebenbei. Corona habe die Prioritäten verschoben.
>>>INFO
Corona macht allen zu schaffen: Die Diakonie Mark-Ruhr, zu der der Rigeikenhof und das Lutherhaus in Bommern gehören, wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Die Geschäftsführung der Boecker-Stiftung war nicht erreichbar, ebenso wenig das Josefshaus in Herbede.
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