Witten. Die Wittener Friseurin Gabriele Hammes geht in den Ruhestand. Der Corona-Lockdown hat ihr den gebührenden Abschied zerstört.
Für Gabriele Hammes ist es ein trauriger Abschied. Nach 30 Jahren gibt sie ihren Friseursalon auf dem Sonnenschein in Witten auf. Wegen Corona geht sie ein Jahr früher als geplant in den Ruhestand. Der persönliche Abschied von vielen ihrer Kunden fällt wegen des neuen Lockdowns jetzt ganz aus.
Noch zwei Tage Vollgas geben, dann ist Schluss. Am Montag und Dienstag vor dem Lockdown hieß es für Gabriele Hammes zum letzten Mal: Waschen, Schneiden, Föhnen. Um kurzfristig noch so viele Kunden wie möglich glücklich zu machen, hat sie am eigentlich freien Montag und am Dienstag jeweils eine Zwölf-Stunden-Schicht geschoben.
Terminkalender der Wittener Friseurin war voll bis Ende Dezember
Geplant war das so alles nicht. Eigentlich wollte die 60-Jährige erst Ende nächsten Jahres in den Ruhestand gehen. Doch wegen Corona lief das Geschäft im Sommer schlecht, sechs Wochen lang musste Hammes im Frühjahr komplett schließen. „Das will ich mir nicht noch ein Jahr lang antun“, sagt sie. Dass Friseure nach dem 10. Januar 2021 wieder öffnen dürfen, hält sie für unwahrscheinlich.
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Dennoch: Dass alles jetzt so schnell geht, findet Hammes schade. Bis Ende Dezember hatte sie eigentlich noch einen vollen Terminkalender. „Viele meiner Kunden wollten extra noch einmal kommen, um mich zu verabschieden“, so die 60-Jährige. Doch nachdem am Sonntag der Lockdown beschlossen wurde, blieben ihr nur noch zwei Tage – ein „schäbiger Abschluss“, findet sie.
Mietvertrag des Friseursalons läuft noch bis Ende Januar
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Seit 46 Jahren ist Hammes Friseurin. Ihre Ausbildung hat sie in Bochum-Langendreer gemacht, dann übernahm sie vor fast 31 Jahren den Salon auf dem Sonnenschein in Witten. Vor dreieinhalb Jahren musste sie aus dem ehemaligen Sparkassenhaus ein paar Blocks weiter in die Drosselstraße 3 ziehen. Noch bis Ende Januar läuft ihr Mietvertrag. Dann muss sie den Laden räumen – sollte sich bis dahin kein geeigneter Nachfolger finden.
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Am schwersten fällt der Friseurmeisterin der Abschied von ihren Kunden. „Hier gibt es keine Laufkundschaft. Wer hier hinkommt, ist Stammkunde“, sagt Hammes. Nach 30 Jahren am gleichen Ort hat sie zu vielen Kunden eine persönliche Beziehung – und kennt deren gesamte Familiengeschichte. Manche Menschen begleitet sie schon seit Generationen: „Ich habe Kunden, die sind schon als Kinder mit ihren Eltern zu mir gekommen. Mittlerweile kommen sie mit ihren eigenen Kindern.“
Noch kein Nachfolger gefunden
Umso schwieriger, wenn der Abschied auf Distanz stattfinden muss. Hände schütteln oder Umarmungen sind in Corona-Zeiten nicht möglich. Am Montag seien zwei Kunden sogar die Tränen gekommen, erzählt Hammes. Eigentlich hätte sie ihren Kunden gerne einen Nachfolger vorgestellt, der den Salon übernimmt. Doch bis jetzt hat sich noch niemand gefunden. „Die meisten meiner Kollegen müssen gerade schauen, dass sie selbst irgendwie über die Runden kommen. Deshalb möchte leider niemand ein neues Geschäft eröffnen“, sagt die 60-Jährige.
Nachfolger für den Friseursalon gesucht
Gabriele Hammes wünscht sich sehr, bis Januar noch einen Nachfolger zu finden. Auch wenn der Salon ab Mittwoch geschlossen bleibt, ist sie weiterhin für Interessenten zu erreichen.
Die Telefonnummer des Salons, Drosselweg 3, ist 02302/55643. Die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hört Hammes regelmäßig ab.
Dennoch hat sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, einen Nachfolger zu finden. Auch im Sinne ihrer Kunden vor Ort. Die müssen sonst demnächst zum Friseur woanders hinfahren, bedauert Hammes: „Früher gab es hier auf dem Sonnenschein noch ein paar Läden, eine Sparkasse, einen Getränkemarkt. Aber mittlerweile muss man für alles in die Stadt fahren.“
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