Witten. Am Dienstag gab es in Witten zum letzten Mal die Gelegenheit, in den Läden einzukaufen. Ab Mittwoch ist alles dicht. Wie groß war der Andrang?
Nieselregen und grau bedeckter Himmel. So richtig lud der Dienstag eigentlich nicht dazu ein, noch einmal aus dem Haus zu gehen, um zu shoppen. Die Bahnhofstraße in Witten war dennoch gut besucht. Es war ja schließlich vorerst der letzte Tag, an dem man noch in Geschäfte durfte.
Die ganz langen Schlangen blieben am Mittag aber aus. Beim Juwelier Gerling seien die meisten Leute schon am Montag gekommen und hätten die letzte Chance genutzt, Weihnachtsgeschenke zu kaufen „Es ist heute schon etwas entspannter“, sagt Filialleiterin Susanne Menne. Auf die kleinen Silberanhänger an der Kasse hat sie zum Abschluss 50 Prozent Rabatt gegeben. Vier Leute dürfen gleichzeitig in den Laden.
Beim Juwelier Gerling in Witten wird in den nächsten Tagen Inventur gemacht
Als ein Pärchen eintreten will, ist es dann aber doch zu voll. Der Mann muss draußen warten – die Frau allerdings darf sich die Uhr anschauen, die sie zuvor im Schaufenster entdeckt hat. Die beiden haben also wohl doch noch ein Weihnachtsgeschenk auf den letzten Drücker gefunden. Doch was ist, wenn sie es noch umtauschen wollen? „Wir setzen unseren Kunden keine Frist“, so Menne. Sobald der Laden wieder auf sei, könne man das tun. Sogar Reparaturen wurden am Dienstag noch gemacht.
Die nächsten Tage kümmern sich Menne und ihre Mitarbeiter dann um die Inventur. „Das können wir dann jetzt in aller Ruhe machen.“
Kunden nutzen die letzte Gelegenheit für den Friseur
Auch die Friseure sind ab Mittwoch zu. Kurz vor dem Fest nutzen die Kunden im Herrensalon von Simone Köstler in der Hammerstraße noch einmal die Gelegenheit, sich schick zu machen. Schließlich will man auf den Weihnachtsfotos ja ordentlich auf dem Kopf aussehen. „Ich habe heute keine 30 Sekunden Ruhe“, sagt die Inhaberin. Bis halb neun abends bediene sie ihre Kunden. Der eine ist fast fertig, schon wartet der nächste vor dem Laden. Klaus-Peter Liere hätte eigentlich erst am nächsten Tag einen Termin gehabt. „Ich wurde zum Glück vorgezogen“, sagt er. Er könne es verstehen, dass man jetzt alles dicht macht. „Die Zahlen sind einfach zu hoch.“
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Im Hutsalon nebenan bleibt der ganz große Ansturm aus. Ein Vater mit seinem Sohn sucht noch eine schöne Kopfbedeckung „Wir haben vor Weihnachten eigentlich sowieso nicht so viel zu tun“, sagt Bärbel Wolfes-Maduka, der der Laden gehört. Sie mache im November den meisten Umsatz – da habe sie den Lockdown bereits gespürt. „Ich habe rund 40 Prozent an Einbußen gehabt.“ Ohne Gastronomie würden auch weniger Leute in die Stadt gehen. Sie wird die kommenden Tage trotzdem noch arbeiten. Zwar nur in ihrer Werkstatt, aber immerhin. Zudem könnten Leute die Hüte auch bestellen und dann kontaktlos abholen. „Ich stelle das dann einfach vor die Ladentür.“
Lange Schlange vor Douglas
Zurück zur Bahnhofstraße. Unter dem Weihnachtsbaum werden auch in diesem Jahr wohl wieder viele Parfüms liegen – zumindest lässt das die Schlange vor Douglas vermuten, die bis zum Tchibo nebenan reicht. Hier läuft auch gerade Christiane Fröhning entlang. Sie hat die meisten Weihnachtseinkäufe bereits erledigt und will sich mit FFP-2-Masken eindecken, die es an diesem Tag für Risikogruppen kostenlos in den Apotheken gibt. „Danach geht es aber sofort nach Hause. Das ganz große Shopping brauche ich nicht mehr“, sagt sie.
In manchen Läden gab es noch Rabatte
Manche Geschäfte versuchten, die Kunden noch einmal mit einigen Rabattaktionen in die Läden zu locken. Bei Jeans Fritz in der Bahnhofstraße gab es am Dienstag 50 Prozent auf die Ware. Camp David reduzierte die Kleidung unter dem Motto „Wir schließen das Jahr ab“ sogar um 70 Prozent.
In der Stadtgalerie gab es ein weiteres Schmankerl. Die beliebten Mozartkugeln wurden direkt am Eingang für die Hälfte des eigentlichen Preises angeboten.
Übrigens schlendern am Dienstag auch ein paar Schüler durch die Bahnhofstraße. „Ich hatte nur noch zehn Minuten Zeit und musste noch den ganzen Text lesen“, sagt eine an der Straßenbahn-Haltestelle zu ihren beiden Freundinnen. Offenbar nach einer Klassenarbeit. Zumindest dieses Gespräch klingt nach etwas Normalität, die es ab morgen bis mindestens Mitte Januar so nicht mehr geben wird.
Am Nachmittag waren in Witten immer noch einige Menschen unterwegs – die meisten allerdings ohne die großen Einkaufstüten. In der Buchhandlung Mayersche tummelten sich noch einige Leseratten. In eine lange Schlange musste sich bei dem nasskalten Wetter aber auch dort niemand einreihen.