Witten. Randale, Übergriffe, Fäkalien: Obdachlose bereiten der Stadtgalerie in Witten Probleme. Nun zieht das Einkaufscenter Konsequenzen.
Wegen des Ärgers mit Obdachlosen schließt die Stadtgalerie in Witten ab Donnerstag (17.12.) abends und nachts ihren Durchgang Richtung Bahnhof beziehungsweise City.
Das heißt, man kann nachts oder am Wochenende den Weg zum Zug oder umgekehrt in die Fußgängerzone nicht mehr abkürzen. Begründung des Centers für diese einschneidende Maßnahme: Die Zahl der Obdachlosen, die in der bisher frei zugänglichen Mall übernachten, habe in den letzten Wochen spürbar zugenommen. Die Rede ist von Randale, Übergriffe und Fäkalien auf dem Marmorboden. Center-Managerin Babett Arnold: „Für unsere Mitarbeiter ist das nicht mehr händelbar.“
Der Durchgang bleibt wochentags von 18.30 Uhr bis 6 Uhr geschlossen – und samstags ab 13 Uhr, wenn nun im Lockdown mit Post und Bäckerei auch die letzten Ladenlokale schließen. An Sonn- und Feiertagen ist die Passage von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Am Mittwochnachmittag wurden bereits Plakate an die Türen gehängt, die Passanten einen Umweg aufzeigen. Der teils schmale Weg führt zwischen „KiK“ und dem italienischen Restaurant „Il gusto“ um das Gebäude herum, Richtung Poststraße.
Obdachloser zog ein großes Messer
Auch die Obdachlosen selbst sollen über die Schließung informiert werden und an wen sie sich zur Not wenden können. Über Jahre hat die Stadtgalerie nachts den bekannten Wittener Wohnungslosen Bernd beherbergt – und lange ging das gut. Er schlief in der geheizten Mall, wenn morgens um 6 Uhr das Reinigungspersonal kam, verzog er sich auf ein Mäuerchen am Hinterausgang des Einkaufszentrums.
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Mittlerweile, sagt Babett Arnold, habe sich die Situation gewandelt. Auch mehrere Obdachlose aus dem osteuropäischen Raum sollen sich nachts in der Wittener Mall aufhalten. Mindestens einer von ihnen sei bewaffnet – und habe bereits gegenüber dem Sicherheitspersonal ein großes Messer gezogen. Andersherum habe es auch Übergriffe auf die schlafenden Obdachlosen gegeben, so Arnold.
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Hinzu käme Bernd, der zunehmend Schwierigkeiten mache. Er werde ausfallend, es sei schon zu Handgreiflichkeiten gekommen. Laut Stadtgalerie musste das Sicherheitspersonal teilweise zehnmal am Tag die Polizei rufen. Außerdem sei der Durchgang als Toilette genutzt wordne.
Center-Managerin will Durchgang nicht dauerhaft schließen
„Mein Reinigungs- und Sicherheitspersonal ist am Ende. Das ist nicht länger zumutbar“, sagt die Center-Managerin. Auch dieses müsse man schützen. Deswegen hatte sie ein Treffen mit Ordnungsamt und Polizei organisiert. Arnold: „Mit der Schließung hoffe ich, dass etwas Ruhe in die Sache einkehrt.“ Die Maßnahme gelte vorerst so lange wie die aktuelle Corona-Schutzverordnung, also bis zum 10. Januar. „Wir werden den Durchgang nicht dauerhaft schließen.“
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Die Center-Managerin rechnet aufgrund der Ladenschließungen und vermehrten Nutzung von Homeoffice in Kombination mit der Weihnachtszeit für die nächsten Wochen sowieso mit deutlich weniger Passanten. Somit seien nur wenige Menschen von dem notwendigen Umweg betroffen.
Stadt Witten bietet Obdachlosen Unterkünfte an
Angebote für Obdachlose
Wer kurzfristig ein Dach über dem Kopf sucht, kann sich wochentags an den Sicherheitsdienst im Foyer des Rathauses wenden. Außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses vermitteln Polizei und die Feuerwehr einen Kontakt zum 24-Stunden-Bereitschaftsdienst der Stadt. Dieser leitet dann eine Aufnahme in der Einrichtung In der Mark in die Wege.
In den Obdachlosenunterkünften stehen neben Schlafgelegenheiten auch sanitäre Anlagen und eine Waschmaschine zur Verfügung. Für Notfälle gibt es eine Kleiderkammer. Als Ansprechpersonen gibt es eine Sozialarbeiterin und einen Sozialarbeiter sowie den Hauswart, die auch Beratung anbieten, etwa zu Wegen aus der Obdachlosigkeit.
Stadt und Center-Leitung betonen, dass sie die Obdachlosen nicht aussperren wollen, sondern ihnen auch Alternativen aufzeigen werde. Den betroffenen Obdachlosen bietet die Stadt Witten eine Unterkunft an.
„Mitarbeiter des Amtes für Wohnen und Soziales halten ebenso wie die Polizei die Augen offen und sprechen Bedürftige an. Sie weisen auf die städtischen Unterkünfte hin, in denen immer Schlafgelegenheiten zur Verfügung stehen“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Er weiß aber auch: „Letztlich sind dies nur Angebote an die Betroffenen. Es steht ihnen frei, ob sie diese annehmen.“
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