Witten. Geschlossene Läden – und keine Kontakte: Dieser Zweck ist schon an Tag eins des Lockdowns erreicht. Manche Ausnahme in Witten lässt aber staunen.
Harter Lockdown, Tag eins. In der Innenstadt ist es an diesem Mittwochmorgen (16.12.) fast stiller als an einem Sonntag. Wären da nicht einige Läden, die trotz der verschärften Corona-Auflagen geöffnet bleiben dürfen. Da entdeckt man sogar so manche Kuriositäten.
Monika Mews (51) von der Mayerschen klebt gerade ein Plakat draußen neben die Scheibe: „Wir sind weiter zu erreichen.“ Wer Bücher bestellen will, ob telefonisch oder online, kann sie in der Buchhandlung abholen. Wozu dann eigentlich die ganze Panik bei der Jagd nach Geschenken in den letzten zwei Tagen…
Licht ist nur in den Läden in Wittenmit Waren des täglichen Bedarfs
Spaß beiseite, lustig ist dieser Lockdown mit geschlossenen Geschäften mindestens bis zum 10. Januar nicht – weder für den Handel noch die Kunden. Leben in der Fußgängerzone und Licht in den Läden sieht man nur dort, wo Ausnahmen gestattet sind, sprich Waren für den täglichen Bedarf verkauft werden – ob Apotheke, Supermarkt, Drogerie, Bäcker, Metzger oder Blumenladen.
Vor Wursthaus König, wo es die heiße Fleischwurst mit Kartoffelsalat für 4,70 Euro gib, bildet sich sogar eine kleine Schlange. Was sie denn von dem neuen Lockdown halte, fragen wir eine Kundin. „Damit hätten sie früher anfangen sollen“, sagt die Frau.
Tauben fliegen quer über die Bahnhofstraße, ein junger Skateboardfahrer schießt mit seinem Brett über den Vorplatz der Stadtgalerie. Das Ladenlokal in der Mall mit den Mozartkugeln zum halben Preis ist erstaunlicherweise geöffnet. Stimmt, Schokolade gehört ja wohl zu Lebensmitteln, lebenswichtig!
Die längste Schlange in Witten bildet sich vor der Post in der Stadtgalerie
Die längste Schlange an diesem ersten Lockdown-Morgen bildet sich vor der Post. Beim Optiker um die Ecke kommen die ersten Kunden, wohlgemerkt mit Termin. „Wir müssen ja den Menschen helfen, deren Brille kaputt ist“, sagt Inhaber Markus Franke. Wie fühlt man sich denn so als einer der wenigen auf der Shopping-Meile, die öffnen dürfen?
„Nicht so schön“, sagt der Optikermeister. „Ich wünschte, es wäre Leben in der Stadt.“ Als Vorstandsmitglied der Standortgemeinschaft Mitte hofft er, dass alle Geschäfte diesen harten Lockdown überstehen werden. „Viele machen kurz vor Weihnachten ein Drittel ihres Jahresumsatzes“, sagt Franke. „Aber Gesundheitsschutz geht einfach vor.“ Er selbst will seinen Laden nach Bedarf öffnen. Klar ist Kurzarbeit für die Angestellten wieder ein Thema und die Hilfen des Bundes sind es auch.
Klopapier ja, Geschenkpapier nein beim Kodi in Witten
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Die Sonne sucht sich an diesem schönen kalten Morgen langsam ihren Weg in die City. Corona-Wetter eben, wie man es vom ersten Lockdown im März noch kennt. An der oberen Bahnhofstraße treffen wir Blumenverkäuferin Sandra Wächter mit ein paar Zweigen in der Hand. Deko drumherum, sie spricht von „Kunst“, ist aber nicht erlaubt.
Ähnliches hört man bei Kodi, wo wir nach Geschenkpapier fragen. „Dürfen wir leider nicht verkaufen“ – gehört ja nicht zum täglich Bedarf, anders als das viele Klopapier, das draußen auf Paletten steht. Staunen machen die geöffneten Türen eines Geschenk-Shops mit Rum und „Raritäten-Whiskys“ im Fenster. Täglicher Bedarf? Nun, es gibt ja auch Nudeln und feine Saucen für den bunten Präsentkorb. Corona kurios – oder Lockdown, Tag eins.