Witten. Kein Probeunterricht, kein Tag der offenen Tür: Die Wittener weiterführenden Schulen können Grundschüler nur online informieren. Kommt das an?
Wer im Sommer von der Grundschule abgeht, hat es schwer. Wegen der Corona-Pandemie bieten alle weiterführenden Schulen in Witten weder Tag der offenen Tür noch Schnupperunterricht an. Über das Angebot von Gymnasium, Gesamt-, Real- oder Hauptschule können sich die jetzigen Viertklässler und ihre Eltern nur online informieren. Und da gibt’s höchst unterschiedliche Varianten.
„Wir wollen nicht Nichts machen. Also erfinden wir uns neu“, sagt Lehrerin Amelie Klinger, die sich für das Ruhr-Gymnasium um die künftigen Fünftklässler kümmert. Beim „Ruhr“ hat man sich richtig ins Zeug gelegt. In einem Video auf der Schulhomepage stellen Schulleiter Dirk Gellesch und Amelie Klinger die Angebote vor: weitere Videos für Kinder, einen virtuellen Rundgang durchs Schulgebäude, eine Präsentation für Eltern. Klinger hatte mit ihren Sechstklässlern an einem Wettbewerb teilgenommen und 500 Euro gewonnen. Davon wurde die technische Ausrüstung angeschafft, wie Stative und Mikrofone. Weil am Ruhr-Gymnasium das Lernen mit dem iPad schon gängig ist, konnte direkt gedreht werden.
Ruhr-Gymnasium Witten: Wir erreichen online mehr Familien
Das digitale Angebot werde „sehr gut angenommen“, bilanziert die Erprobungsstufenkoordinatorin. Mitunter rufen 650 Besucher pro Tag die Website auf. „Im Gegensatz zu den 200 Familien, die uns sonst am Tag der offenen Tür besuchen, erreichen wir offenbar sogar mehr Personen.“
Traditionell finden die „Tage der offenen Tür“ im November oder Anfang Dezember statt. Parallel laufen an den Grundschulen Gespräche, welche Schulform empfohlen wird. Im Februar kann man sich dann mit dem Halbjahreszeugnis der vierten Klasse an der weiterführenden Schule anmelden.
Schiller und Hardenstein hatten auf persönliche Begegnungen gehofft
An vielen Schulen bedauert man, dass durch die Corona-Schutzverordnung auch die Schnuppertage gekippt wurden. „Wir haben bis zum Ende gehofft, dass man eine Präsenzveranstaltung durchführen kann“, sagt Undine Gilsebach vom Schiller-Gymnasium. Auch dort gibt es eine eigene, sehr gut gemachte Homepage mit vielen Videos. Ähnlich sieht es am Albert-Martmöller-Gymnasium aus, wo drei Schüler der Q1 im Rahmen ihres Literaturkurses das Online-Angebot erstellen.
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An der Hardenstein-Gesamtschule macht man es spannend. Wie bei einem digitalen Adventskalender werden auf der Homepage neue Details bekanntgegeben. Ein ehemaliger Schüler erstellte dazu Aufnahmen mit einer Drohne. Das Bespielen der Website sei „sehr aufwendig“, sagt Erprobungsstufenleiter Torsten Ulmer. Im Nachgang wolle man die nächsten Fünftklässler befragen, wie sie und ihre Eltern eine solche Art der Information fanden.
Wittener Realschulen informieren gemeinsam
Bei der Holzkamp-Gesamtschule, Wittens größter weiterführender Schule, hatte man lang auf „persönliche Rundgänge in Kleinstgruppen“ gesetzt, die nun aber auch gestrichen wurden, so Lehrer Jens Möller. „Allein die Größe unserer Schule ist für viele Kinder eine echte Umstellung“, sagt er. Eine Erfahrung, die man virtuell nicht vermitteln könne. An der HGE kämpft man mit großem Elterninteresse. Für die Rundgänge gab es 125 Plätze, knapp 200 Personen hatten sich direkt angemeldet. Zurzeit würden die Eltern mit E-Mails informiert, ein Film und Infoflyer werden folgen.
An den Realschulen ist das Interesse der Eltern „noch verhalten“, sagt Andreas Stephan, Leiter der Otto-Schott-Realschule. Sie nimmt letztmals einen Realschul-Jahrgang auf und wird ab 2022 als dritte Wittener Gesamtschule neu starten. Alle drei Wittener Realschulen haben einen gemeinsamen Flyer drucken und in den Grundschulen verteilen lassen. Andreas Stephan bestückt außerdem die Website seiner Schule mit Videos und bietet Telefonsprechstunden an. An der Adolf-Reichwein-Realschule werden auf Wunsch Infopakete per Mail verschickt. „Viele Interessierte melden sich per Mail bei uns“, heißt es dort.
„Bei aller Misere in der Coronakrise: Das hat uns Schulen digital sehr gepusht“, bilanziert Undine Gilsebach vom Schiller-Gymnasium. „Die Eltern sind sehr dankbar, wenn überhaupt etwas auf die Beine gestellt wird.“ Den Wert eines echten Kennenlernnachmittags hätten die virtuellen Angebote für sie aber nicht. „Ein Probeunterricht ist für Kinder ein total interessantes Erlebnis.“
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