Witten. Endlich ein Klavier oder Hanteln aus Gusseisen – was Menschen sich derzeit gönnen und was Händler in Witten zu Weihnachten anbieten.
Blauer Himmel, Sonnenschein – bestes Einkaufswetter dachten sich am Samstag vor dem ersten Advent viele Wittener und bummelten durch die Innenstadt. Auch Weihnachtsgeschenke gingen schon über den Ladentisch. So bei Iris Greder, in deren Wein- und Teeladen in der Heilenstraße es Kunden warm ums Herz wird, die ihr Zuhause in der Vorweihnachtszeit gerne festlich schmücken – mit Mobiles aus Engelsflügeln etwa.
Ob Nikoläuse oder Schaukelpferde, festliche Lichter, Teekannen oder -tassen mit romantischen Motiven – Iris Greder hat extra für die Advents- und Weihnachtszeit eingekauft . Was die Fachfrau für Dekoratives in Corona-Zeiten immer wieder von Kunden hört: „Wir konnten nicht verreisen, können nicht essen gehen, dann machen wir es uns zu Hause schön.“ Weihnachtspyramiden, die sich drehen, sind bei ihr schon ausverkauft.
Vor dem Juwelier Gerling in Witten standen die Kunden am Samstag auch schon mal in der Warteschlange
Beim „Moonlight-Shopping“ wird die Händlerin nicht mitmachen. Für dieses werden am 10., 11. und am 17. und 18. Dezember Geschäfte in der Innenstadt bis 21 Uhr öffnen. „Das lohnt sich nicht. Abends sind die Leute zu Hause, schauen fern“, so Greders Erfahrung. Der verkaufsoffene Sonntag vor Heiligabend sei dagegen immer ein umsatzstarker Tag gewesen. Das Weihnachtsgeschäft mache normalerweise 40 Prozent ihres Jahresumsatzes aus. „Als Optimistin hoffe ich, dass es auch dieses Mal so sein wird.“
Auch beim Juwelier Gerling auf der Bahnhofstraße war am Samstag viel zu tun. Weil immer nur drei Kunden gleichzeitig im Geschäft sein können, bildete sich draußen schon einmal eine Warteschlange. Das Novembergeschäft sei leider sehr ruhig gewesen, sagt Filialleiterin Susanne Menne. Gerling, seit 121 Jahren in der Stadt, habe jedoch seine Stammkundschaft. Zu Weihnachten wünschten sich die Herren oft Uhren, Frauen hochwertigen Gold- oder Silberschmuck.
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Sehr nachgefragt werde auch die Arbeit der Goldschmiedin des Geschäftes, die individuellen Schmuck anfertige. Susanne Menne: „Die Kunden bringen uns auch Schmuck, den sie umarbeiten lassen.“ Was die Filialleiterin bedauert: „Witten ist keine Einkaufsstadt mehr.“ Ein Herrenbekleidungsgeschäft etwa suche man vergebens. Viele führen deshalb wohl zum Einkaufen in den Ruhr-Park nach Bochum.
Stadtgalerie Witten kann ihre leer stehenden Ladenlokale derzeit nicht vermieten
Stadtgalerie lädt Kunden zu Dezember-Aktionen ein
Die Standortgemeinschaft Witten-Mitte hatte nach der Absage des Wittener Weihnachtsmarktes auf den verkaufsoffenen Sonntag vor Weihnachten am 20. Dezember verzichtet. Stattdessen wollen die Händler, die der Standortgemeinschaft angehören, ihre Geschäfte am 10. und 11. sowie am 17. und 18. Dezember bis 21 Uhr öffnen.
Schneemänner zum Vernaschen
Die Stadtgalerie möchte ihren Kunden im Advent zusätzliche Aktionen anbieten. Am kommenden Samstag, 5. Dezember, werden Maskottchen Witti und sein Engel von 11 bis 16 Uhr Süßigkeiten an Besucher verteilen. Am Samstag, 12. Dezember, können Kinder in der Stadtgalerie von 11 bis 16 Uhr unter Anleitung Schneemänner zum Vernaschen mit Marshmallows und Dominosteinen basteln. Die Leckereien können sie mitnehmen.
Am Samstag, 19. Dezember, lädt die Galerie zu einer Fotoaktion ein. Von 11 bis 16 Uhr können sich Kunden fotografieren lassen, das Foto wird durch Ballons eingerahmt. Die Aktionen am 12. und 19. Dezember finden im Erdgeschoss auf der ehemaligen C+A-Fläche statt. Es besteht Maskenpflicht.
Babett Arnold, Center-Managerin der Stadtgalerie, hofft, dass die Wittener im schwierigen Corona-Jahr ihren stationären Händlern vor Ort die Treue halten und ihre Weihnachtseinkäufe nicht online tätigen. Arnold: „Unsere Besucher-Frequenz ist 2020 schlechter als im vergangenen Jahr.“ Auch die im Center leer stehenden Ladenlokale könnten derzeit nicht vermietet werden. „Solche Entscheidungen werden auf das nächste Jahr vertagt.“ Dennoch: Die Stadtgalerie glänzt in der Adventszeit festlich geschmückt und Händler wie Feti Güvenc hoffen auf eine klingelnde Kasse.
Im Untergeschoss betreibt Güvenc das Geschäft Intersport. Warteschlangen wie bei Saturn nebenan gab es am Samstag bei ihm nicht. Aber man sei zufrieden, heißt es. Das ganze Jahr sei wegen Corona schwierig gewesen, sagt Feti Güvenc. „Aber wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“
Fitnessartikel seien gut gelaufen – wie Yoga- und Gymnastikmatten, aber auch Hanteln aus Gusseisen. Bei den Hanteln gebe es Lieferprobleme, Corona habe Lieferketten unterbrochen: „Hanteln, die im Oktober bestellt wurden, werden wohl erst Ende Dezember geliefert.“ Auch Feti Güvenc würde sich freuen, wenn die Wittener die Händler in der eigenen Stadt unterstützen und ihre Einkäufe nicht in größeren Nachbarstädten tätigen. „Denn das ist unser größtes Problem.“
Earny’s Musikladen verkauft Instrumente
Bernd Dussin, Inhaber von Earny’s Musikladen , stellt in einem Ladenlokal im Untergeschoss der Stadtgalerie Musikinstrumente aus. Sein Geschäft hat er in der Brüderstraße. Dort wird auch privater Musikunterricht erteilt – von Musikern, Abiturienten oder Studenten, „die sich etwas nebenbei verdienen wollen“. Dussin verkauft seit 40 Jahren Instrumente und liefert diese auch deutschlandweit aus. Bei ihm bekommt man alles – von der Blockflöte bis zum digitalen Piano. Kauft jemand eine Gitarre, werden die Saiten später kostenlos ausgewechselt. „Service“, sagt Dussin.
Das Weihnachtsgeschäft sei für ihn wichtig, mache 25 Prozent des Jahresumsatzes aus. Wie es in diesem Jahr laufen wird, vermag der 64-Jährige nicht einzuschätzen. Was der Händler jedoch beobachtet: „Im Corona-Jahr haben viele Leute mit dem Musizieren angefangen. Da wird dann auch schon einmal das lang ersehnte Klavier gekauft, weil man das Urlaubsgeld nicht hat ausgeben können.“
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