Witten. . Über Generationen war das Juweliergeschäft in Familienhand. Nach einem Schicksalsschlag geben die Spittlers den Laden an ein Sauerländer Ehepaar ab.

Juwelier Gerling ist eines der ältesten Wittener Geschäfte: Seit 1899 werden hier Uhren und Schmuck verkauft – davon die längste Zeit an der Bahnhofstraße 15 durch die Familie Spittler. Ab November werden Michael und Maja Eiloff das Schmuckhaus übernehmen. Die beiden Juweliere aus dem Sauerland versprechen: „Wir wahren die Tradition.“

115 Jahre in Familienhand, „da fällt es mir schon schwer, das aus der Hand zu geben“, gibt Wolf Spittler (76) zu. Aber schlussendlich ist es ein Schicksalsschlag, der den Verkauf unumgänglich macht: Sohn Christian starb Anfang des Jahres mit nur 45 Jahren an einer Krebserkrankung. Er hatte im Jahr 2000 die Geschäftsleitung übernommen und voller Elan dem Laden ein neues Erscheinungsbild gegeben. Erst im Oktober 2011 wurde ein umfangreicher Umbau abgeschlossen. Seinem Vater war er auch in den Vorstand der Standort-Gemeinschaft Witten-Mitte gefolgt.

Wolf Spittler kehrte mit 76 Jahren als Geschäftsführer zurück. Vor allem den Mitarbeitern fühle er sich verbunden. Viele arbeiten seit über 30 Jahren bei Gerling. „Das letzte, was ich wollte, war ein Räumungsverkauf“, sagt er. „Das wollte ich den Mitarbeitern und Witten nicht antun.“

Alle zehn Angestellte werden übernommen

Michael Eilhoff stammt ebenfalls aus einer Kaufmannsfamilie, die in dritter Generation Uhren und Schmuck verkauft. Der Juwelier hat Geschäfte in Neheim, Sundern und Winterberg. In der relativ überschaubaren Branche habe sich das Schicksal der Familie herumgesprochen, und so sei er „recht formlos“ auf die Wittener zugekommen. „Kunden aus Witten hatten uns auch von dem sehr schönen, alteingesessenen Geschäft erzählt.“

Vom Inhaberwechsel werden die Wittener Kunden zunächst relativ wenig bemerken: Der Name „Gerling“ bleibt, auch die zehn Angestellten werden allesamt übernommen. Eine Mitarbeiterinm die seit 29 Jahren im Geschäft ist, wird die Filialleitung übernehmen. Eiloff: „Wir werden das Rad nicht neu erfinden.“ Für das Ehepaar Eilhoff sei der neue Standort eine „sehr gute Erweiterungsmöglichkeit“. Stammhaus bleibe aber Neheim bei Arnsberg.

Nach 55 Jahren Abschied aus der Welt der Perlen, Anhänger und Armbänder

In der Übergangszeit wird man Wolf Spittler hin und wieder im Wittener Laden antreffen. Vor allem aber will er endlich „richtig“ in Rente gehen. Seit 1960 hat er fast jedem Tag im Geschäft verbracht, 1986 den Laden übernommen. Nach 55 Jahren verabschiedet sich Wolf Spittler aus der Welt der Perlen, Anhänger und Armbänder.

Mit dem Abschied hat er seinen Frieden gemacht, zumal das Geschäft in bewährte Hände kommt. „Schließlich muss ich jeden Tag mit einem befreiten Gefühl daran vorbeilaufen können.“ Und schmunzelnd fügt er hinzu: „Ich lauf die Bahnhofstraße auch gerne rauf und nicht nur runter.“