Witten. Wie kann man Menschen wieder für Kirche begeistern? Die ev. „Chef-Pfarrerin“ Julia Holtz hat da ein ganz bestimmtes Vorbild aus Witten im Kopf.
Über 11.300 Menschen haben im Kirchenkreis Hattingen-Witten der evangelischen Kirche seit 2010 den Rücken gekehrt. Superintendentin Julia Holtz möchte wieder mehr Menschen für die evangelische Kirche interessieren. Sie ist der Ansicht, dass diese deshalb „noch andere Formate“ anbieten muss, als nur den 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntagmorgen.
Die 58-Jährige will nicht missverstanden werden: „Der 10-Uhr-Gottesdienst mit Orgelmusik bleibt wichtig. Aber er sollte nicht der einzige Ort sein, an dem Menschen christliche Spiritualität erleben können.“ Julia Holtz glaubt, dass man Menschen auch neue Zugänge zum christlichen Glauben anbieten sollte. Und sie nennt ein Beispiel: Die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde habe einen Kurs mit dem Titel „Body-Spirit-Soul“ für Frauen veranstaltet. In diesem ging es um die Ausgeglichenheit zwischen Körper, Geist und Seele. Ein Kurs mit vielen Möglichkeiten für Gespräche – und der Möglichkeit, vielleicht erstmals Jesus zu begegnen, wie es heißt.
Superintendentin: „Verschiedene Konfessionen arbeiten in Witten verstärkt zusammen“
„Viele Leute wollen heute etwas spüren und erleben und nicht von der Kirche belehrt werden“, sagt die Theologin. Einen Weg, den auch die Creative Kirche in Witten erfolgreich beschritten habe , die mit ihren lebhaften Himmelwärts-Gottesdiensten in Vor-Corona-Zeiten spielend den Wittener Saalbau füllte. Gottesdienste mit populärer Lobpreis- und Gospelmusik. Holtz ist davon überzeugt, dass die evangelische Kirche solche Angebote braucht. Damit Pfarrer und Pfarrerinnen Zeit finden, diese zu organisieren, werde zum Beispiel darüber nachgedacht, dass ein Pfarrer, eine Pfarrerin künftig zwei traditionelle Gottesdienste am Sonntagmorgen hält. Ein Kollege, eine Kollegin würden so entlastet.
Die Zahl der Kirchenmitglieder werde künftig leider weiter rückläufig sein, betont die Superintendentin. Dennoch sei sie „verhalten optimistisch“, weil verschiedene Konfessionen in Witten verstärkt zusammenarbeiteten. „Wir haben zum Beispiel mit der freien evangelischen Gemeinde in Bommern eine sehr lebendige freikirchliche Szene.“ Zu dieser zählten auch Baptisten, die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) sowie die Neuapostolische Kirche. Julia Holtz: „Wir arbeiten in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammen und sind so auch gesellschaftlich als Christinnen und Christen wahrnehmbar.“
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Auch während der Corona-Krise sollten sich Menschen nicht scheuen, den Kontakt zur Kirche zu suchen. „Unsere Kirchen sind offen, Pfarrer und Pfarrerinnen sind auch telefonisch oder per Mail erreichbar. Wir sind nicht weg, wir sind ansprechbar!“
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