Witten. .

Jochen Kompernaß (62), viele Jahre Leiter der städtischen Pressestelle, scheidet über Altersteilzeit aus.

Kompernaß telefoniert. Es ist eine Kollegin von der schreibenden Zunft. Sonst trommelt der passionierte Musiker in solchen Situationen mit Schlagstöcken auf dem Bein. Diesmal nicht. Kein Stress. Es ist eines seiner letzten dienstlichen Telefonate. Nach 40 Berufsjahren in der städtischen Pressestelle ist Schluss.

Als er den Hörer wieder auflegt, atmet der 62-Jährige durch. Seit 1971 erklärte er unwissenden Journalisten, warum Schulen schließen müssen und was eigentlich ein Haushaltssicherungskonzept ist. „Der Job hat mir viel gegeben“, sagt Jochen Kompernaß.

In all den Jahren hat er seine Liebe zur Musik und für schöne Bilder nicht verloren. Über die Junge Deutsche Philharmonie, die 1974 in Witten gegründet wurde, kam er zur Klassik, durch den Kontakt zum Märkischen Museum zur Kunstl. Der Ur-Wittener hat nicht nur ein Faible für Mozart. 60er-Jahre-Rock ist seine große Leidenschaft.

1969 gründete Kompernaß die Band Crowns und setzte sich ans Schlagzeug. Die Hits der Rolling Stones und Beatles waren Programm. „In den 70ern sind wir durch Wittens Kneipen getingelt“, erinnert sich der Stockumer. Zum 20-Jährigen Bandjubiläum sollte eine Beachparty steigen. Am Ende kamen 500 Gäste, „und die Frauen tanzten im Bikini auf den Tischen“.

In seiner Zeit bei der Stadt hat Kompernaß mit sechs Bürgermeistern zusammengearbeitet. Mit Klaus Lohmann pflegte er stets das Du. In den Anfangsjahren kommt er mit Vollbart und langen Haaren zur Arbeit. Dass er einmal Stadtsprecher werden würde, hatte er in der Ausbildung nicht gedacht. „Sie haben mich in die Pressestelle gesetzt, weil sie dachten, da kann ich nicht so viel falsch machen.“

Zu den Zeitungskollegen pflegte er immer ein gutes Verhältnis. „Bei einem Fotografen musste ich immer darauf achten, dass eine Blondine in der Nähe ist“, scherzt er. Doch es gab auch Momente, in denen der Atem still fast stand. „Als das erste Mal die Bildzeitung anklingelte, hatte ich Bammel“, gesteht der frisch gebackene Pensionär. Es ging um eine Giftmüllkippe in Witten. Und als 1996 ein Feuerwehrmann drei Kinder tötete, „hatte ich schwere Stunden“.

Doch die schönen Momente überwiegen, betont Kompernaß, der als Pressesprecher der frühen Stunde noch Beamtenstatus genoss. Schiefgegangen ist wahrlich nicht viel. Einmal vielleicht, erinnert er sich, als er als Mitorganisator den Läufern des ersten Zwiebelsackträgerrennens 40 Kilo aufgebürdet habe und sie mit krummen Rücken ins Ziel stolperten. Ansonsten sollte vieles gelingen, jedenfalls kannte er die Stadt wie seine Westentasche.

Wittens Internetseite hat er genauso mit ins Leben gerufen wie die Ferienspiele für Schüler. „Mir war es immer wichtig, für die Menschen hier zu arbeiten“, sagt Kompernaß, der sich auf den Weg zur nahen Johanniskirche macht. Die Arbeit als Presbyter ruft nun. Zum Abschluss nimmt er einen Schluck Kaffee aus der WAZ-Tasse. An der Wand hängt ein Kalender der Konkurrenz. „Ausgleich muss sein.“