Witten. Die Skulptur „Herzensträger“ aus dem Johannisviertel in Witten lagert zurzeit auf dem Bauhof. Herbede hätte das Herz gern für den Netto-Kreisel.

Ein Schattendasein fristet momentan die kunterbunte, lebensfrohe Skulptur „Herzensträger“ im Bauhof an der Dortmunder Straße. Seit das Kunstwerk von Almut Rybarsch-Tarry im Sommer den Stammplatz im Johannisviertel wegen der Kanalbaustelle räumen musste, hat es noch keine neue Heimat gefunden. Beinahe ist es in Vergessenheit geraten. Doch: Der Bürgerkreis Herbede möchte den „Herzensträger“ nach Herbede zu holen.

„Wir haben drei gute Gründe, die Herz-Skulptur in unserem schönen Stadtteil zu installieren“, betont Dieter Boele, Vorsitzender des Bürgerkreises. „Erstens wäre sie ein passendes Symbol für unser liebenswertes Herbede. Außerdem ist die Künstlerin Almut im Kämpen aufgewachsen und das Ensemble mit „Zwerg Goldemar“ am Eingang der Meesmannstraße ist auch ein Kunstwerk der ehemaligen Herbederin.“

Erste Standortidee: Kreisel am Netto-Markt

Die Skulptur „Der Herzensträger“ stand bis Sommer 2020 im Johannisviertel – dieses Foto stammt von 2016.
Die Skulptur „Der Herzensträger“ stand bis Sommer 2020 im Johannisviertel – dieses Foto stammt von 2016. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Als künftiger Standort für das Kunstwerk ist jetzt erst einmal der zweite Kreisel an der Wittener Straße - Höhe Netto - angedacht. „Allerdings ist die Standortfrage noch nicht entschieden“, so Boele weiter. „Und wir wollen möglichst viele Bürger mit ins Boot nehmen.“

Feststeht allerdings, dass der „Herzensträger“ einen Platz an exponierter Stelle im öffentlichen Raum haben soll, wie er es schon im Johannisviertel hatte. So könnte er auch an der Meesmannstraße ein neues Zuhause finden. Oder im Bereich der Lake-Brücke, um den Weg ins „Dorf“ zu weisen. „An den Kosten für die Installation würde der Bürgerkreis sich auf alle Fälle beteiligen“, räumt der Vorsitzende ein. Um den Stein ins Rollen zu bringen, hat Boele bereits das Planungsamt angeschrieben.

„Farbige Kunstachse mitten durch Herbede“

Die Idee für dieses Vorhaben stammt übrigens von der Herbeder Kunstfreundin Christa Kraushaar-Sczesni. Sie fühlt sich der lokalen Kunstszene sehr verbunden und wünscht sich schon lange eine farbige Kunstachse mitten durch Herbede. „Da würde der Herzensträger bestens hineinpassen“, schwärmt sie für diese Idee. Auch der Heimatverein Herbede begrüße diesen Plan, so Kraushaar-Sczesni.

Die Künstlerin Almut Rybarsch-Tarri, die gemeinsam mit Kerstin Cizmowski 1997 die Skulptur entworfen und für das Johannisviertel gebaut hat, möchte das Kunstwerk nicht zurückhaben. Sie würde sich allerdings freuen, wenn es zeitnah wieder im öffentlichen Raum sichtbar wäre. Letztmalig wolle sie die Figur auch wieder optisch aufpeppen. „Momentan ist der Herzensträger sicherlich ziemlich ramponiert“, meint Rybarsch nachdenklich. „Open-Air-Kunst braucht halt regelmäßige Pflege.“

Stadtmitarbeiter für Platz am Standesamt

Öffentliche Kunst rund ums Fachwerkhaus

1989 kaufte Hörgeräte-Akustikmeister Paul Rybarsch von der Stadt ein marodes Fachwerkhaus an der Johannisstraße. Das historische Gebäude verwandelte er in ein Schmuckstück für das ganze Viertel. Der kunstsinnige Vater ließ seine Tochter das Gebäude verzieren. Zum „Herzensträger“ zählte nicht nur die eigentliche Skulptur. Auch die Verkehrsinsel, auf der sie stand, war entsprechend farblich gestaltet.

Almut Rybarsch-Tarry lebt und engagiert sich seit Jahren in der Dortmunder Nordstadt. Paul Rybarsch hat sein Geschäft 2016 mit 77 Jahren an die Hörgeräteakustikmeisterin Henrike Koller übergeben.

Hoch oben auf einem Stahl-Container schlummert das liebenswerte Herz momentan im städtischen Bauhof. Etwas desolat und vom Zahn der Zeit angeknabbert. Claudio Rabe, Abteilungsleiter Städtebau und Stadterneuerung, betont: „Wir sind noch in der Findungsphase für einen neuen Standort - vielleicht am Standesamt. Aber das wird eine Aufgabe des künftigen Quartiersmanagement Innenstadt sein.“ Alles ist also noch offen. Wer zuerst kommt, mahlt bekanntlich zuerst, so lautet ein altes Sprichwort. Also: Warum nicht nach Herbede?

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