Witten. . Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry peppt gerade ihren „Herzensträger“ im Johannisvierlel auf. Die Skulptur soll wieder kraftvoll strahlen.
Ein Hingucker ist die meterhohe Skulptur „Herzensträger“ der Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry an der Ecke Johannis-/Bonhoefferstraße. Teils ist das Gesamtwerk, zu dem auch die bemalte Verkehrsinsel gehört, bunt. Teils hat es schwarz-weiße Streifen wie ein Zebrafell. Allerdings eines mit Grauschleier.
Weil „Ab in die Wäsche“ natürlich nicht geht, hat sich die aus Witten stammende, seit Jahren in der Dortmunder Nordstadt lebende Künstlerin entschlossen, das Gesamtkunstwerk zu restaurieren.
Also den „Herzensträger“ ebenso wie die ihn wiederum tragende Verkehrsinsel. Auch ein weiteres ihrer Kunstwerke, das an einen Wasserfall erinnert und sich an der Mauer unterhalb des Fachwerkhauses „Hörwinkel“ befindet, peppt sie dabei gleich mit auf. Und zwar in blauer Farbe.
In dem ehemaligen Kotten in der Johannisstraße, der um 1800 entstand, richtete Almuts kunstsinniger Vater Paul Rybarsch vor über 20 Jahren sein Hörgerätestudio ein. Zuvor ließ er das markante, stadtbekannte Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, mit viel Aufwand stilvoll restaurieren.
„Der Herzensträger ist von meiner damaligen Kollegin Kerstin Cizmowski und mir 1998 gestaltet worden. Es war das erste große Objekt im öffentlichen Raum, das wir realisieren konnten. Meinem Vater sei dank“, erinnert sich Almut Rybarsch-Tarry. Mit Acrylfarben peppt sie nun das Werk wieder auf. „Das ist dringend nötig. Denn besonders die Farben auf der Verkehrsinsel halten natürlich nur eine begrenzte Zeit, weil ja viele Leute darüber gehen“, so die Bildhauerin. Drei Tage hat sie für die Restaurierung eingeplant. „Ich habe gerade Zeit. Und das Wetter ist auch einigermaßen. Zumindest theoretisch haben wir ja Hochsommer.“
Der „Herzensträger“ befindet sich im Besitz der Familie Rybarsch. Beschädigungen, wie viele andere Kunstwerke im Stadtgebiet, hat er in all den Jahren nicht hinnehmen müssen, obwohl er an so einer auffälligen Stelle steht. „Wenn jemand versuchen würde, die Skulptur kaputt zu treten, würde er sich vermutlich eher den Fuß brechen. Denn sie hat einen Sockel, der zwei Meter tief in den Boden reicht. Den Betonsockel hat mein Vater selbst gegossen. Und der Aufbau des eigentlichen Herzensträgers besteht aus Beton und Zementspachtel“, beschreibt die Künstlerin ihr Werk.
Wobei Zerstörungswut durchaus ein Thema in der Johannisstraße ist. Eines der drei 2,60 Meter hohen Flügelherzen, die vor dem Rybarsch-Geschäft den Bürgersteig verschönerten, wurde zur Weihnnachtszeit 2014 aus dem Gehweg gerissen. Und nicht nur das: Maria, Josef und ihr Kind in der Krippe, die als Figurengruppe regelmäßig zur Weihnachtszeit an dem Fachwerkhaus stehen und viele Wittener Bürger erfreuen, wurden ebenfalls von den Unbekannten attackiert
„Darüber, dass das Flügelherz auf dem Gehweg liegt, hat die Polizei mich Heiligabend informiert“, erinnert sich der Senior. Dass man die Stange mit dem blauen Herzen an der Spitze, das links und rechts silberfarbene Flügel schmücken, überhaupt herausreißen konnte, zeuge von roher Gewalt und kräftigen Tätern. Rybarsch: „Immerhin wiegt das gute Stück 75 Kilo.“
Derart verrohten Vandalen wünschte man mehr (Kunst-)Herz. Oder besser noch: mehr Hirn!