Witten. Kaufhof ist dicht, in der Fußgängerzone gilt Maskenpflicht, in der Stadtgalerie steht vieles leer. Was lockt noch in die Wittener Innenstadt?

Gemüse auf dem Wochenmarkt kaufen, Besorgungen in der Drogerie machen oder einfach ein bisschen bummeln – das geht noch in der Wittener Innenstadt. Wer jedoch etwas Bestimmtes sucht, findet hier nicht mehr viele Einkaufsmöglichkeiten. In der Stadtgalerie und an der unteren Bahnhofstraße stehen immer mehr Läden leer. Auch die Tage von Galeria Kaufhof sind vorbei. Seit Dienstag gilt zudem die Maskenpflicht. Trotz allem ist am Samstag in der Fußgängerzone noch einiges los.

„Die Wittener Innenstadt hat es genauso schwer wie die umliegenden Städte, da sieht es zum Teil sogar noch schlimmer aus“, sagt Holger Hönsch. Der 54-Jährige ist Mitglied des Fotoclubs ObjektivArt’96, der in einem leerstehenden Geschäft in der Stadtgalerie Bilder ausstellt. Den Raum darf der Club kostenlos nutzen, bis sich dafür ein Nachmieter findet. Das ist bereits seit einem Jahr nicht der Fall – die Nutzungserlaubnis wurde jetzt bis zum Frühjahr verlängert, erzählt Hönsch.

Im ehemaligen Esprit in der Stadtgalerie ist jetzt ein Süßigkeitenoutlet

Auch in den restlichen Teilen der Stadtgalerie stehen viele Läden leer, sind zugeklebt oder vergittert. Überall kleben Schilder: „Zu vermieten.“ Wo im Sommer noch Esprit war und an den Wänden immer noch Bekleidungswerbung hängt, stehen jetzt Süßigkeiten in den Regalen. Ein provisorisches Süßigkeitenoutlet verkauft dort ein paar Mal pro Woche Mozartkugeln zum halben Preis.

Gähnende Leere: In der oberen Etage der Wittener Stadtgalerie ist niemand unterwegs. Viele Läden stehen hier leer und finde keine Nachmieter.
Gähnende Leere: In der oberen Etage der Wittener Stadtgalerie ist niemand unterwegs. Viele Läden stehen hier leer und finde keine Nachmieter. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Ich möchte eigentlich lieber alles vor Ort einkaufen, aber sehr oft finde ich dann nicht das Richtige. Außerdem ist es im Internet meistens günstiger“, sagt Pia Kühn. Sie wartet gerade in der Stadtgalerie vor dem Saturn auf ihren Mann, der dort etwas zuvor Bestelltes abholt. Durch die Innenstadt bummelt die 44-Jährige normalerweise gerne – mit der neuen Maskenpflicht sei das aber weniger geworden.

Die meisten Menschen halten sich an die Maskenpflicht in der Innenstadt

Die Maskenpflicht in der Fußgängerzone und den umliegenden Straßen gilt seit Dienstag. Daran scheinen sich auch die meisten Menschen zu halten. Wer jedoch ein Brötchen auf die Hand beim Bäcker holt oder sich eine Zigarette anstecken möchte, zieht die Maske vom Gesicht – geht nicht anders.

Einige wenige Leute, vor allem ältere, sind jedoch ganz ohne Mund-Nase-Bedeckung unterwegs oder haben sie unter dem Kinn hängen. Dafür gibt es von manchen Mitmenschen böse Blicke. Das Ordnungsamt ist an diesem Samstagvormittag jedoch nicht im Einsatz, um die neuen Regeln durchzusetzen. Auch offizielle Schilder der Stadt, die auf die Maskenpflicht aufmerksam machen, gibt es nur wenige.

Nur wenige Hinweisschilder machen auf die Maskenpflicht aufmerksam

Witten ist weiterhin Corona-Risikogebiet

Die Maskenpflicht gilt in der Innenstadt in den Bereichen, in denen der EN-Kreis davon ausgeht, dass der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Die neue Regel wurde zunächst für eine Woche festgelegt.

Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz für sieben Tage in Folge unter 50 fällt, gilt der Kreis und damit auch Witten nicht mehr als Risikogebiet und die Maskenpflicht könnte gelockert werden. Der Inzidenzwert liegt jedoch aktuell (Stand Sonntag) im Kreis bei 99,65, in Witten bei 74,95.

Wer aus der Stadtgalerie hinaus in die Fußgängerzone geht, muss sich anstrengen, um auf dem laminierten DIN A3-Zettel der Stadt, der zwei Meter hoch an einem Aufsteller befestigt ist, etwas zu erkennen. Darauf sind alle Bereiche aufgelistet, in denen die Maskenpflicht gilt. Es bleibt aber kaum jemand extra stehen, um sich das alles durchzulesen. Bodenmarkierungen oder sonstige Hinweise auf die Maskenpflicht gibt es in der Fußgängerzone nicht.

Vanessa Bierhoff ist mit Tochter Leandra in der Wittener Fußgängerzone unterwegs. Die Maskenpflicht findet sie zwar anstrengend, hält sie aber für notwendig, um ihre Tochter und sich zu schützen.
Vanessa Bierhoff ist mit Tochter Leandra in der Wittener Fußgängerzone unterwegs. Die Maskenpflicht findet sie zwar anstrengend, hält sie aber für notwendig, um ihre Tochter und sich zu schützen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Vanessa Bierhoff steht mit ihrer zweijährigen Tochter Leandra vor dem Drogeriemarkt dm an der Bahnhofstraße. Sie findet, es gibt in Witten zu wenige günstige Einkaufsmöglichkeiten. Als Nachfolger für den leerstehenden Galeria Karstadt Kaufhof wünscht sie sich einen neuen Primark. In der Stadtgalerie könnte sie sich mehr Spielzeuggeschäfte und Spielgeräte für Kinder vorstellen.

Schaufenster bei Galeria Karstadt Kaufhof sind seit einer Woche leer

Galeria Karstadt Kaufhof ist seit einer Woche aus Witten verschwunden. Im Schaufenster hängt noch ein „Wir sagen Tschüss“-Zettel, auf dem Boden kleben noch die gelben Abstandsmarkierungen und durch die Glastüren erkennt man drinnen im Dunkeln noch ein paar leere Ständer. Viele Leute, die vorbeigehen, schauen auf das leere Geschäft, man hört ein paar Mal: „Ach, das hat ja jetzt geschlossen.“

Gute Stimmung gibt es trotzdem: Drei Straßenmusiker haben sich mit Akkordeon, Trommel und Geige vor dem ehemaligen Kaufhof aufgestellt und beschallen die Fußgängerzone mit ihrem Liedern. Da zückt so mancher sogar sein Handy, um das auf Video festzuhalten.

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