Witten. Wochenmarkt-Bummel in Witten statt Herbstferien auf Malle: Viele Menschen in Witten scheinen daheim zu bleiben. Corona lässt mal wieder grüßen.
In den Herbstferien noch einmal Sonne tanken im warmen Süden? Viele Wittener bleiben dieses Jahr angesichts steigender Corona-Fallzahlen offenbar lieber zuhause. Wer trotzdem in den Urlaub fährt, muss flexibel sein. Die Devise lautet: „Wir schauen mal, was geht.“
In einem Punkt sind sich viele einig: Eine Auslandsreise bleibt diesen Herbst aus. Die Schaufensterscheiben der Reisebüros zeigen, dass Urlaub in Deutschland im Trend liegt. Am liebsten mit dem eigenen oder dem ausgeliehenen Wohnmobil. So wollen auch Claus Humbert und Sabine Maiwald-Humbert, beide 61 Jahre alt, in der zweiten Ferienwoche verreisen. Sie haben sich ein Wohnmobil geliehen und werden „einfach mal drauflos fahren“. Wobei das Wirrwarr um Risikogebiete und Beherbergungsverbote selbst die innerdeutsche Reisewelle abebben lassen dürfte.
Ehepaar aus Witten fährt lieber nur ins Sauerland statt nach Frankreich
„Eigentlich wollten wir gerne nach Norden Richtung Dänemark. Aber jetzt bleiben wir vielleicht doch lieber an einer Talsperre im Sauerland“, sagt Pfarrer Claus Humbert. Im Sommer hatte das Ehepaar noch überlegt, auf den Lieblingscampingplatz in Frankreich zu reisen. „Als Frankreich auf der Corona-Karte immer röter geworden ist, war uns klar, dass das dieses Jahr wohl nichts mehr wird.“
Andere haben gar nicht erst mit der Urlaubsplanung angefangen. Saskia Koppmann (21) säße in den Herbstferien eigentlich schon wieder in ihren Anglistik-Vorlesungen an der Ruhr-Uni. Wegen Corona wurde der Semesterstart um einige Wochen verschoben. Auf große Partys geht die Studentin in ihrer freien Zeit trotzdem nicht: „Ich gehe sowieso nicht gerne feiern. Aber mit mehr als zehn oder zwölf Leuten würde ich mich jetzt auch nicht treffen.“
Auch Familie Pohlmann hat keinen Urlaub geplant. Tochter Lea (18) geht in die Klasse 13 an der Hardenstein Gesamtschule. Sie verbringt die Herbstferien mit ihren Eltern Andrea (44) und Jörg (48) zuhause. „Die meisten unserer Bekannten fahren nicht in den Urlaub“, sagt Andrea Pohlmann. Pläne für die freien Tage hat die Familie noch nicht. „Wir wollen im Moment eher weniger weggehen.“
Blumensträuße verschönern in Witten den Urlaub in den eigenen vier Wänden
Wer nicht wegfährt, macht es sich eben zuhause nett. „Viele gönnen sich jetzt etwas und kaufen Schnittblumen, damit wenigstens etwas Schönes auf dem Tisch steht“, sagt Blumenverkäuferin Gabriele (58) von der Gärtnerei Zappe, die mit ihrem Stand auf dem Wochenmarkt steht. Was die steigenden Corona-Zahlen angeht, sagt sie: „Ich mache mir schon ein paar Gedanken, wenn ich sehe, wie die Leute leichtsinnig feiern und sich manche nicht an die Regeln halten.“
Die meisten Passanten scheinen Abstandsregeln und Maskenpflicht an diesem Samstagmorgen in der Innenstadt aber zu befolgen. Das bestätigen die Inhaberinnen der Buchhandlung Lehmkuhl und des Casa Cuba am Rathausplatz. „Die Leute sind nach wie vor vorsichtig, viele warten sogar draußen“, sagt Buchhändlerin Sabine Wirths-Hohagen. Die Herbstferien seien für den Handel immer eine kleine Auszeit. Danach müsse man schauen, wie es weitergeht.
Draußen sitzen und viel lüften wird im Herbst schwieriger
Die herbstlichen Temperaturen bringen den Geschäften aber neue Sorgen. „Bisher konnten wir immer die Tür offen stehen lassen, aber dafür ist es mittlerweile zu kalt“, sagt Wirths-Hohagen. Jetzt muss sie in der kleinen Buchhandlung regelmäßig stoßlüften, um die Hygiene-Regeln einzuhalten. Sie hat ebenfalls extra ein Lüftungsgerät angeschafft.
Auch im Casa Cuba ein paar Häuser weiter ist der Herbst eingekehrt. Die Freundinnen Maritta Hupp (62) und Elli Stark (65) gehören zu den wenigen, die noch an einem der Tische draußen vor dem Lokal sitzen. „Gedanken macht man sich wegen Corona so oder so. Aber wir passen gut auf und stürzen uns nicht ins Getümmel“, sagt Maritta Hupp. Eine Auslandsreise kommt für sie in diesem Jahr nicht in Frage. „Vielleicht fahre ich nach den Ferien noch innerhalb von Deutschland weg, wenn es wieder etwas leerer ist.“
Wirtin Justina Kaczybura erzählt, dass viele ältere Menschen aus Sorge vor Corona lieber draußen sitzen. Mit sinkenden Temperaturen wird das in den nächsten Wochen schwieriger. „Der Sommer lief sehr gut. Deshalb haben wir jetzt einen Puffer für die kommende Zeit“, sagt sie. Dennoch bleibt die Sorge vor einer erneuten Schließung der Gastronomie.