Witten. Unfall oder Vorsatz? Der 15-Jährige, der mit Vollgas gegen das Schaufenster der Buchhandlung Lehmkul in Witten gelaufen ist, zeigt Reue.
Der Junge, der vor gut einer Woche (10.6.) auf dem Wittener Rathausplatz in eine Schaufensterscheibe der Buchhandlung Lehmkul gestürzt ist, hat sich bei der Buchhändlerin entschuldigt. Sabine Wirths-Hohagen ist nach dem Gespräch mit dem 15-Jährigen mehr denn je überzeugt, dass die Zerstörung nicht vorsätzlich geschehen sei.
Sabine Wirths-Hohagen hat den Kontakt zu vier Jugendlichen gesucht, die am Dienstagnachmittag zufällig vor der Tiefgarage saßen. Denn einen der Jungen erkannte sie aufgrund seiner verbundenen Hände als ihren Schadensverursacher. Der junge Hattinger sei dann in zerknirschter Haltung zu ihr gekommen und habe sich entschuldigt. „Und das tat mir richtig gut“, sagt sie. Beide verabredeten, dass er als Wiedergutmachung ihr demnächst einmal helfen werde – etwa beim Schleppen von Bücherkisten.
Der 15-Jährige erläuterte der Buchhändlerin auch seine Version der Tat: Bei einem Wettrennen in Richtung Buchhandlung habe er zum Schluss nur auf den Boden geschaut und sei ohne zu Bremsen in die spiegelnde Scheibe geknallt. Hinzu kam, dass ihm sein Wettlaufgegner, den er nach eigenen Angaben nicht kannte, zum Schluss in den Rücken gesprungen sei. „Das hat mir so auch ein Zeuge, der beim Casa Cuba saß, bestätigt“, sagt Sabine Wirths-Hohagen.
Polizei stützt sich auf Zeugenaussagen und Video
„Die Version des Jungen ist nicht völlig unplausibel“, sagt dazu Polizeisprecher Jens Artschwager. „Wir gehen aber weiterhin davon aus, dass die Tat vorsätzlich geschah.“ Die Polizei stützt sich dabei auf Zeugenaussagen und auf ein Video, das im Internet kursierte. Letzteres ist allerdings unvollständig. Kurz vor der entscheidenden Szene fehlt das Bild, man hört nur das Zersplittern der Scheibe.
Der Vorfall hatte in Witten eine breite Debatte ausgelöst. Die CDU-Fraktion hatte „den Rathausplatz und das Gebiet drumherum als Brennpunkte für blinde Zerstörungswut und Pöbeleien“ bezeichnet und fordert von der Verwaltung ein Sicherheitskonzept. Die Piratenpartei kritisiert dafür die Christdemokraten. Stefan Borggraefe: „Nicht eine kaputte Scheibe sorgen für Angst und gefühlte Unsicherheit, sondern das Aufbauschen solcher Ereignisse durch die CDU für ihren Wahlkampf.“