Witten. Unbekannte haben Fels-Haken im Wittener Muttental angebracht. Das ärgert den Besitzer. Kletterer verteidigen sich: „Wir sind keine Vandalen.“
Unbekannte haben an Felswänden in der Nähe der Burgruine Hardenstein in Witten Haken zum Klettern angebracht. Friedrich Oberste-Frielinghaus, dem der dortige Wald gehört, hatte das gegenüber unserer Redaktion scharf kritisiert. Mit den Haken in den Wänden werde Natur und das Eigentum der Familie beschädigt, sagt seine Tochter Sandra Oberste-Frielinghaus. „Wir möchten, dass das aufhört.“ Nun melden sich Kletterer zu Wort.
„Mir erschließt sich nicht, warum Herrn Frielinghaus das Klettern so ein Dorn im Auge ist“, sagt etwa Anne Mareike Keßler. „Wenn Spaziergänger, Reiter oder Radfahrer den Wald nutzen dürfen – warum sollten es dann nicht auch Kletterer oder Boulderer tun dürfen?“ Beim Bouldern, dem Klettern ohne Sicherung, würden noch nicht einmal Bohrhaken benötigt, weil die Sportler in Absprunghöhe unterwegs sind.
Wittenerin: „Es gehört zur Ethik des Klettersports, dass man die Natur schont“
Generell würden Kletterer versuchen, pfleglich mit Fels und Natur umzugehen, sagt die 25-Jährige. „Es gehört zur Ethik des Klettersports, dass man die Natur schont und beispielsweise beim Zustieg auf den Wegen bleibt.“ Gerade im Vergleich zu abschüssigen Moutainbikepfaden sei der Sport „minimalinvasiv“. Ganz ähnlich sehen das zwei männliche Kletterer, die lieber anonym bleiben wollen.
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Kletterer seien sehr darauf bedacht, keinen Müll liegen zu lassen, sagt einer von ihnen. Der 30-Jährige war selbst schon an den Felswänden im Muttental unterwegs. Dass es sich dabei um ein Privatgrundstück handelt und die Sportler dort unerwünscht sind, sei vielen nicht bewusst. „Es ist ja alles frei zugänglich“, so der Dortmunder. „Und man darf ja auch im Wald spazieren gehen.“
Nur wenige Kletterer finden den Weg ins Muttental in Witten
Ohnehin sei es an den Wänden im Muttental eigentlich nie voll. Denn die dortigen Routen seien relativ anspruchsvoll und nur für erfahrene Kletterer geeignet. Der 30-Jährige schätzt am Muttental gerade die Abgeschiedenheit und Ruhe. Gäbe es Hinweisschilder, dass es sich um Privatbesitz handelt und das Betreten verboten ist, würde er sich auch daran handeln. „Sinnvoll wäre aber sicher eine Kommunikation mit dem Besitzer. Man könnte Regeln aufstellen, wie es laufen soll.“
Das Muttental und seine Wände sind in der Kletter-Szene schon lange bekannt. So kommen die Örtlichkeiten etwa in dem 2016 erschienenen Führer „Die besten im Westen“ vor. Dort ist auch zu lesen, dass das Klettern derzeit nicht erlaubt ist.
Im Muttental soll seit den 80ern geklettert werden
Doch schon seit den 80er-Jahren sollen die Felsen für den Sport genutzt werden, sagt ein alteingesessener Wittener. Auch Haken habe es seitdem immer gegeben.
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Witten sei aber allgemein „kein Hotspot“, sagt ein anderer Kletterer. Gerade weil nur wenige Sportler aus der näheren Umgebung hierherkommen würden, seien dieses Stellen nie überlaufen – und damit gebe es kein Problem für die Umwelt. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Tiere stark durch uns gestört werden.“ Auch gebe es am Fuße der Felsen kaum Vegetation.
Wittenerin wünscht sich Nutzungskonzept für die Wände im Muttental
Kletter-Fan Anne Mareike Keßler würde sich ein Nutzungskonzept inklusive Naturschutz und Verhaltensregeln für das Muttental wünschen. Wie das laufen kann, zeigt etwa die Nachbarstadt Hattingen. Dort betreut der Deutsche Alpenverein (DAV) den Klettergarten Isenberg. Auch in Herdecke besitzt der DAV-Landesverein gemeinsam mit dem Boulderclub Ruhr ein Grundstück, genannt Avalonia.
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„Nur weil man das Klettern verbietet, werden die Leute es nicht lassen“, ist sich die Wittenerin sicher. Sinnvoller könne es daher aus ihrer Sicht sein, den Sport zu erlauben und Regeln für die Nutzung aufzustellen. „Da lassen sich Kompromisse finden. Denn Kletterer sind keine Vandalen.“
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Der hiesige Alpenverein rät derweil vom wilden Klettern rund um die Ruine Hardenstein ab. „Das ist viel zu gefährlich“, sagt dessen zweiter Vorsitzender Gerhard Röring. Es brauche gesicherte Routen und geschultes Personal. Für die Bedürfnisse des Vereins – für den Einstieg ins Klettern und Training – seien der Steinbruch Imberg in Annen und die eigene Indoor-Kletterwand ausreichend, so der 70-Jährige. „Wir haben keine Mitglieder, die schwere Wände klettern können.“ Dass der Sport auf dem Privatgelände im Muttental offiziell erlaubt wird, hält er für sehr unwahrscheinlich.
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